Gesellschafts- u. Friedensdiakonie

Gesellschafts- u. Friedensdiakonie

Leben und Frieden: So ist Menschsein gemeint. (Siehe die Seite „Leben und Frieden – Leben und Frieden“)

 Die meisten Menschen sehnen sich nach Frieden – und sind doch vorwiegend damit beschäftigt, ihn zu zerstören. Die meisten Menschen möchten „gut” sein, möchten auf der Seite der „Guten” stehen und Gutes bewirken – und bringen doch immer wieder für sich und andere Böses in Gang. Das geschieht schon in den kleinsten Zellen menschlichen Miteinanders in den Ehen und Familien, in Freundeskreisen und Kollegien … und ebenso in den Beziehungen zwischen Gruppen und Völkern, Kulturen und Religionen.

Die Völker wollen in Frieden leben. Sie wissen, dass ein Krieg all ihre Habe, ja ihr Leben vernichten würde und dass in den Arsenalen der Militärs genug Waffen bereitliegen, um alles Leben auf dieser Erde für immer auszulöschen. Und doch werden Kriege geführt, und doch irren Millionen Flüchtlinge zwischen den Län­dern und Kontinenten umher und Millionen Men­schen hungern zwischen den Ruinen zerbombter Städte und verbrannter Dörfer.

Was treibt Liebende in Feindschaft und Nachbarn in den Krieg? Warum ist es so leicht, Streit zu beginnen und so schwer, ihn zu beenden? Gibt es denn niemand, der da helfen kann?

Doch, Gott selbst, der Schöpfer und Erhalter allen Lebens, will und kann helfen. Aber er will es nicht tun ohne unser Dazutun, ohne die Mithilfe derer, die er selbst dazu berufen hat (3.Mose 19,18b Du sollst deinen Nächsten Lieben wie dich selbst, ich bin der Herr (Vgl. Mt 22, 34-40 und Joh 13, 34-35).

Das Leben erhalten und fördern und den Frieden suchen und bewahren, das ist die gegenwärtige Herausforderung des Menschseins in einer globali­sierten Welt. Aber was kann ein Einzelner schon tun?

Wir sind nicht die Ersten, die so fragen.

Seit Jahrhunderten haben sich Menschen biblischen Glaubens um andere gekümmert, die in Not waren oder „unter die Räuber gefallen”: um Arme, Kranke, Alte, um Witwen und Waisen, um die Opfer von Gewalt und Krieg. Das war und ist Diakonie am Leben der Menschen. Das Vorbild für diese Diakonie ist der barmherzige Samariter aus dem Gleichnis Jesu.

Diese Samariter-Dienste wurden während vieler Jahrhunderte vor allem von den christlichen Kirchen wahrgenommen, besonders in den Einrichtungen der Klöster und der diakonischen Werke. Heute werden sie in vielen Ländern von staatlichen Institutionen über­nommen: In Krankenhäusern, Altenheimen, Behinderteneinrichtungen …

Statt dessen ist heute eine neue, ganz große Heraus­forderung hinzugekommen, für die es noch keine öffentlichen Einrichtungen gibt: Nicht mehr nur das Leben, sondern vor allem das Zusammenleben der Men­schen ist gefährdet und gestört. Und das gilt welt­weit, in Europa genau so wie in Afrika oder Asien, in Amerika oder Australien und es reicht bis ins letzte Südsee-Inselparadies im Pazifischen Ozean: Die traditionellen Bindungen haben sich aufgelöst und neue tragfähige Strukturen sind noch nicht gefunden. Der Zusammenhalt der Familien und Generationen ist weithin zerbrochen. Den Schutzraum der Großfamilie, der Familienklans, der Nachbarschaften, der Dorf- oder Stadtteilgemeinschaft, auch der Arbeits­gemein­schaft einer Firma, in der man viele Jahre, ja möglichst sein ganzes Berufsleben lang tätig ist, gibt es kaum noch.

Der barmherzige Samariter von heute muss nicht nur die Wunden der unter die Räuber Gefallenen verbinden, er muss ihnen vor allem wieder den Zugang zu einem sozialen Gefüge vermitteln, in dem sie Nähe, Gemeinschaft und Geborgenheit erfahren können. Die verunsicherten Menschen von heute brauchen Lern- und Übungsräume, wo sie die Erfahrung machen, dass alle besser leben, wenn nicht die einen wie „Räuber” über die anderen herfallen.

Was heute nötig ist, ist nicht nur eine Diakonie am Leben der Menschen, sondern auch eine Diakonie am Zusammenleben der Menschen, in den Ehen und Familien, in Nachbarschaften, in überörtlichen Gemein­schaften und Netzwerken …, bis hin zum Zusammenleben der Völker und Stämme, der sozialen Schichten und Klassen, der Kulturen und Religionen. Notwendig ist heute eine Gesellschafts- und Friedensdiakonie, durch die Menschen neu lernen können, wie man in Gemeinschaft lebt und wie verschiedene Gemeinschaften in versöhnter Verschiedenheit zusammenleben können. Die Lebensfähigkeit der Gemeinschaften und die Friedensfähigkeit der Verschiedenen, das sind die Herausforderungen unserer Zeit in einer globalen Gesellschaft.

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