Bereich: A Grundlagen der Gesellschaft

Thema: Sturm der Erkenntnis

Beitrag 7: Erkenntnis und Glaube (Bodo Fiebig7. September 2020)

Wissenschaftliche Erkenntnis und religiöser Glaube gelten bei vielen als Widerspruch. Zumindest aber als völlig getrennte Bereiche, die nichts miteinander zu tun haben. Sie meinen: Wissenschaft beschäftigt sich mit den realen Phänomenen der realen Welt; Glaube beschäftigt sich mit Vorstellungen, die es nur in der Phantasie von Menschen gibt. Und das sehen nicht nur Atheisten so. Auch viele Christen leben in einer gespaltenen Welt: Einerseits wollen sie die biblische Botschaft als Grundlage ihres Lebens erst nehmen, andererseits sehen sie sich genötigt, bestimmte Aussagen der Bibel in ihren Denken und Verstehen auszublenden, damit es nicht zu allzu offensichtlichen Widersprüchen kommt.

Einige der Bibeltexte, die mit wissenschaftlichem Denken und Arbeiten nicht vereinbar zu sein scheinen, begegnen uns schon auf den ersten Seiten der Bibel: Die biblische „Schöpfungsgeschichte“ und darin die Geschichte von „Sündenfall“ des Menschen (siehe dazu das Thema „Schöpfungsglaube und modernes Weltbild“, dort wird das Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube im biblischen Schöpfungsbericht im größeren Zusammenhang dargestellt). Hier geht es nur um eine bestimmte biblische Aussage, wo es ausdrücklich um „Erkenntnis“ geht (bzw. um das Verbot von Erkenntnis). Für die meisten Menschen ein sehr frag-würdiges Geschehen.

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1 Ein frag-würdiges Geschehen.

Das erste Kapitel der Bibel beschreibt in äußerster Verdichtung die Erschaffung des Universums (mit einer besonderen Fokussierung auf den Planeten „Erde“, weil sich dort alles Weitere vollziehen wird). Ab dem zweiten Kapitel lesen wir, wie es weitergeht: Die Schöpfung ist fertiggestellt. Und nun bereitet Gott für das letzte seiner Geschöpfe (den Menschen) noch einen besonderen Lebensraum: Den Garten Eden. Aber kaum ist der Mensch dort angekommen, begegnet ihm ein hartes Verbot:

  1. Mose 2, 16+17: Und es gebot JaHWeH, Gott, dem Adam, sprechend: Von allen Bäumen des Gartens magst du zur Speise essen. Aber von Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, nicht wirst du essen von ihm, denn am Tage deines Essens von ihm, zum Tode wirst du sterben (wörtliche Übersetzung).

Das ist nun wirklich überraschend und im eigentlichen Sinne des Wortes „frag-würdig“: Warum dürfen die Menschen im Garten Eden ausgerechnet die Früchte vom „Baum der Erkenntnis“ nicht essen? Will uns die Bibel hier bei Todesstrafe verbieten, wissenschaftlich zu arbeiten und den Erkenntnisstand der Menschheit über die Welt in der sie lebt, voranzubringen? Was soll an einer Frucht (besonders an den Früchten wissenschaftlichen Arbeitens) so Verbotenes sein, dass ihr Genuss mit dem Tode bestraft werden müsste? Das kann doch nichts Schlechtes sein, wenn man erkennt, wie die Welt aufgebaut ist und wie die Vorgänge in ihr funktionieren! Oder will Gott seine Geschöpfe absichtlich dumm halten, um sie leichter lenkbar zu machen?

Warum also das Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen und warum mitten im Paradies ein Gesetz, das mit einer Strafandrohung belegt ist? War es wirklich nötig, den Gehorsam der Menschen so auf die Probe zu stellen? Wir werden sehen: Mit diesen Fragen sind wir auf einem völlig falschen Pfad, der an dem, was die Bibel uns hier sagen will weit vorbeiführt. Es geht hier um etwas ganz anderes.

Zunächst: Es geht beim Verbot, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, keineswegs darum, sachliche Erkenntnis zu verbieten. Es geht hier überhaupt nicht um Wissen und Erkenntnis im wissenschaftlichen Sinn; das ist hier gar nicht im Blickfeld. Der Mensch kann, darf und soll sich Wissen und Erkenntnis aneignen über die Welt, in der er lebt. Nirgendwo in der Bibel wird das in Frage gestellt. Naturwissenschaft und biblischer Glaube sind, biblisch gesehen, gewiss keine Gegensätze.

Es geht hier ausdrücklich nicht um Sacherkenntnis, sondern um die „Erkenntnis von Gut und Böse“, also um eine ethische Fragestellung und die ist mit wissenschaftlichem Forschen nicht zu beantworten (siehe dazu auch das Thema „gut und böse“).  Das hebräische Wort da’at, das hier für „Erkenntnis“ steht, hat den Bedeutungsgehalt von „Einsicht, Unterscheidungsfähigkeit“. Es geht hier um eine „Erkenntnis“, die es sonst im ganzen Universum nicht gibt und die auch auf der Erde in der millionenfachen Vielfalt der Lebensformen nirgends vorhanden ist: Nämlich um die Fähigkeit, so etwas wie  „gut“ oder „böse“ zu unterscheiden, und um den Willen sich für das Gute und gegen das Böse zu entscheiden.

Die Einsicht, dass menschliches Handeln gut oder böse sein kann (dass es also einer ethischen Bewertung unterliegt, nicht nur der technischen Machbarkeit oder der sozialen Durchsetzbarkeit), ist eine der bahnbrechendsten Erkenntnisse der Menschheitsgeschichte, weil sie den Menschen eine Verantwortung für ihr Verhalten und Handeln zuschreibt, aber sie ist eben keine naturwissenschaftliche Erkenntnis!

Hier begegnet uns zum ersten Mal in der Bibel eine ethische Fragestellung und die ist mit naturwissenschaftlichem Forschen und Wissen nicht zu beantworten. Der Mensch soll (als einziges Wesen der Schöpfung!) unterscheiden zwischen „gut“ und „böse“ und er soll so leben und handeln, dass das Gute verwirklicht und das Böse zurückgewiesen wird. Wenn ein Fuchs einen jungen Hasen fängt und frisst, dann ist das weder „gut“ noch „böse“, sondern ein seinen natürlichen Instinkten entsprechendes Verhalten. Dem Menschen aber ist die Fähigkeit gegeben, zu erkennen, dass ein Handeln gut oder böse sein kann und zwischen beidem zu unterscheiden. Das eigentlich Menschliche am Menschen sind nicht nur seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und seine technischen Errungenschaften und seine sozialen Organisationsformen, sondern auch und vor allem seine Fähigkeit gut und böse zu unterscheiden und entsprechend zu handeln. Der Mensch ist (als einziges Lebewesen!) Träger einer ethischen Verantwortung.

Im Folgenden geht es also darum, zwischen wissenschaftlichen und ethischen Fragestellungen, zwischen Sachzusammenhängen und Sinnzusammenhängen zu unterscheiden. Und wir werden feststellen: Ethische Fragestellungen und Sinnzusammenhänge sind für die Menschen ebenso existenziell wie Sachfragen und Sachzusammenhänge. Aber man darf beides nicht miteinander vermischen.

 

2 Zusammenhänge erkennen

Der alles entscheidende Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit war nicht das Erlernen des aufrechten Ganges oder die Zähmung des Feuers, nicht der Gebrauch von Werkzeugen, die Erfindung des Rads, die Herstellung von Bronze und Eisen, nicht die Entwicklung der Landwirtschaft, verbunden mit dem Sesshaft-werden in dauerhaften Siedlungen, ja nicht einmal die Entstehung der Sprachen und die Herausbildung der Schrift. Das alles waren wesentliche, ja epochale Fortschritte in der Geschichte der Menschheit in verschiedenen Volksgruppen mit verschiedenen Kulturen in verschiedenen Siedlungsgebieten auf verschiedenen Kontinenten. Die entscheidende Grundlage aber für alle diese Entwicklungen war die allmählich sich herausbildende geistige Fähigkeit zum Erkennen von Zusammenhängen, denn die machte alle anderen Fortschritte des Denkens und Erkennens erst möglich. Bei diesem Erkennen von Zusammenhängen gibt es zwei Hauptbereiche: Das Erkennen von Sach-Zusammenhängen und das Erkennen von Sinn-Zusammenhängen.

    2.1 Sach-Zusammenhänge

Solches Erkennen von sachlichen Zusammenhängen war nicht auf einmal da, sondern entwickelte sich nach und nach in Jahrtausenden in vielen Schritten. Schon die ältesten Zeugnisse menschlichen Denkens in Höhlenmalereien oder Schnitzwerken (und erst recht in frühesten Schriftdokumenten) setzen ja bereits schon weitgehende Erkenntnisprozesse und darauffolgende Gestaltungsprozesse voraus. Einige wesentliche Schritte will ich hier ansprechen (siehe dazu auch den Beitrag 4 „Denken und Sprechen“ und Beitrag 5 „ Die Verinnerlichung der Außenwelt“):

2.1.1 Erkennen von Abläufen.

Hier und bei den folgenden Schritten wird der „Fort-Schritt“ des Erkennens jeweils an den Erfahrungen der „Menschen in der Höhle am Bach“ (siehe die vorangehenden Beiträge) dargestellt. Da sagte einer: „Wir haben es oft erlebt: Erst ziehen dunkle Wolken auf, dann regnet es, dann steigt das Wasser im Bach, dann läuft es in unsere Höhle, dann wird es in unserer Höhle nass. Das kommt immer wieder so. Da suchen wir uns in der Höhle einen höher gelegenen Schlafplatz.“

Auch solche Reihungen (erst und dann und dann …) sind ja schon „Zusammenhänge“, und wenn sie in immer gleicher oder ähnlicher Folge auftreten, werden sie zu vertrauten Vorgängen, die nach festen Regeln ablaufen (wie etwa der Ablauf des Tages vom Morgen bis in die Nacht, oder der Ablauf des Jahres mit der immer gleichbleibenden Folge der Jahreszeiten usw.). Sie geben den Menschen Sicherheit in der verwirrenden Fülle des Geschehens. Wenn wir alle millionenfachen Einzel-Wahrnehmungen eines einzigen Tages einfach nebeneinander stehen ließen, so ergäbe sich eine solche Fülle von Eindrücken, dass es unmöglich wäre, damit bewusst und zielgerichtet (also nicht nur instinktgesteuert) umzugehen. Dann blieben uns nur der Rückzug auf instinktive Verhaltensmuster oder totale Verwirrung. Menschen können nur dann die Vielfalt und Differenzierung ihrer Erfahrungen bewältigen und nutzen, wenn es ihnen gelingt, diese zu wenigen, sich immer wiederholenden Ablaufmustern zusammenzuordnen (so dass sie dann „den Kopf frei haben“ für die relativ wenigen, aber oft entscheidenden Veränderungen). Ohne solche vertrauten Abläufe würden uns die Herausforderungen des Lebens überfordern, damals wie heute. Die Fähigkeit, solche Ablaufmuster wahrzunehmen und bewusst zu erleben, das war schon ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg zur Wahrnehmung von noch viel weiterführenden Zusammenhängen.

2.1.2 Voraussehen von Folgen bei schon mehrfach erlebten Abläufen:

„Seht, dunkle Wolken ziehen auf. Wir wissen: Wenn dunkle Wolken aufziehen, dann wird es wahrscheinlich bald regnen, wir sollten jetzt zurück zur Höhle gehen.

Die bewusste Vorausschau auf kommende Ereignisse (obwohl die ja noch gar nicht eingetroffen sind), ist eine gewaltige geistige Leistung, zu der nur wenige Tiere in sehr begrenzter Weise fähig sind. Für die Menschen in allen Kulturen wurde sie zur alltäglichen (und sehr nützlichen) Selbstverständlichkeit. Sie kannten die „normale“ Abfolge der Ereignisse (siehe den vorangehenden Abschnitt) und konnten so schon den nächsten Schritt voraussehen, noch ehe er eingetreten war. Das war eine Grenzüberschreitung von überragender Bedeutung: Sie überschreitet die natürliche Zeitgrenze der Gegenwart und verlängert gedanklich die Folgerungen in die Zukunft hinein. Eine völlig neue Form des Denkens entstand: Das Denken in zeitversetzten wenn-dann-Beziehungen .

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2.1.3 Erkennen von Ursache-Wirkung-Beziehungen:

„Bei uns ist es trocken geblieben, aber weiter oben in den Bergen hat es stark geregnet. Und das Wasser aus den Bergen fließt in unseren Bach. Deshalb steigt jetzt das Wasser im Bach an.“

Die Erkenntnis, dass etwas, was in der Vergangenheit war, Voraussetzung und Ursache ist für etwas, was jetzt in der Gegenwart geschieht (das Wasser im Bach steigt jetzt, weil es gestern in den Bergen geregnet hat) ist ein wahrlich epochaler Vorgang. Er stellt unser Erleben in einen Zeitablauf (vorher – jetzt – nachher) und in vielfältige Ursache-Wirkung-Zusammenhänge (weil-deshalb). Und die machen uns erkennbar, dass unsere Gegenwart etwas in der Vergangenheit Gewordenes ist und dass die Gegenwart selbst wiederum unsere Zukunft vor-gestaltet (auch wenn immer unerwartete, überraschende Veränderungen hinzukommen können). Die Menschen waren nun nicht mehr ausschließlich auf das Prinzip von „Versuch und Irrtum“ festgelegt, sondern konnten, da, wo sie die Zusammenhänge durchschauten, nun überlegt und gezielt handeln, indem sie Zukünftiges schon in der Gegenwart denkend vorwegnahmen. Das Denken in wenn-dann-Beziehungen (siehe Punkt 2) und weil–deshalb-Beziehungen (Punkt 3) ist Voraussetzung für alles, was wir (viel später) „logisches Denken“ nennen.

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2.1.4 Umsetzen von Wünschen und Absichten in Handlungen:

Wir wollen nicht, dass es in unserer Höhle nass wird. Wir müssen den Eingang unserer Höhle vor dem Wasser schützen. Das letzte Mal haben wir einen Damm aus großen Steinen gebaut, aber das Wasser ist zwischen den Steinen hindurch in die Höhle gelaufen. Diesmal dichten wir die Zwischenräume zwischen den großen Steinen mit kleineren Steinen und Lehm ab.“

Hier ist nun das Erkennen und Denken nicht nur darauf gerichtet, Realitäten wahrzunehmen und sinnvoll darauf zu reagieren (wenn es regnet, dann steigt das Wasser im Bach, dann läuft es in unsere Höhle, dann wird es in unserer Höhle nass. Da suchen wir uns in der Höhle einen höher gelegenen Schlafplatz). Hier ist das Voraus-Denken der Menschen darauf gerichtet, die Realitäten selbst entsprechend ihren Wünschen und Bedürfnissen zu verändern (wir bauen einen Damm, damit das Wasser nicht in unsere Höhle läuft …). Ein neuer weitgehender und sehr folgenreicher Schritt in der Entwicklung der Menschheit bis heute: Wir nehmen unsere Umwelt nicht mehr als unveränderbar gegeben hin, sondern gestalten sie nach unseren Wünschen und Vorstellungen um (von ersten Versuchen, das Wasser des Baches vom Eingang der Höhle fernzuhalten bis hin zur gigantischen „Drei-Schluchten-Staumauer“ am Jangtsekiang in China mit dem leistungsstärksten Wasserkraftwerk der Erde usw. einschließlich aller Zerstörungen, die solches „Umgestalten der Welt“ anrichten kann).

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2.1.5 Bewusstes Suchen und Gewinnen von neuen Erkenntnissen durch experimentelle Forschung

„Ein paar Scherben eines Gefäßes aus getrockneter Tonerde sind hart geworden, nachdem sie längere Zeit in der Glut unseres Feuers gelegen waren. Wir sollten versuchen, ein kleines Gefäß aus getrockneten Ton in die Glut zu stellen, vielleicht wird es dann im ganzen hart?“

Wissenschaftliches Forschen begann nicht erst in modern ausgestatteten Versuchs-Laboren. Immer dann, wenn man etwas bewusst ausprobierte um zu sehen, was dabei herauskäme, betrieb man schon Wissenschaft. Als Menschen vor vielen Jahrtausenden z. B. mit verschiedenen Hilfs-Stoffen experimentierten, um die Haut und das Fell erlegter Tiere haltbar zu zu machen (zu „gerben“), so dass sie nicht verfaulten, waren das nichts anderes als einfache wissenschaftliche Versuchsreihen, vor allem, wenn man die Erfahrungen von Fehlschlägen nutzte, um immer zielgerichteter zu experimentieren.

Fortschritte, die auf Erkenntnissen von Zusammenhängen beruhten, gab es tausendfach. Die Menschen erkannten z. B.: Wenn ich einen Stein in den See werfe, so geht er unter. Wenn ich ein Stück Holz hineinwerfe, schwimmt es. Wenn wir nun ein sehr großes Stück Holz, etwa einen vom Sturm umgebrochenen Baum in den See werfen, vielleicht kann er dann einen von uns tragen und der könnte dann im tieferen Wasser, wo man nicht stehen kann, noch mehr Fische fangen? (Später konnte man die Tragfähigkeit des Baumstammes noch erhöhen, indem man ihn aushöhlte usw.).

Oder: Voriges Jahr haben wir Samen bestimmter Gräser gesammelt. Die kann man essen und sie halten sich lange, so dass sie als Vorrat für den Winter geeignet sind. Beim Heimtragen zur Höhle hat eines der älteren Kinder etwas davon verschüttet. Das wurde zwar sorgsam aufgelesen, aber trotzdem sind genau an der Stelle viele solcher Gräser gewachsen, die man sonst weiträumig suchen muss. Vielleicht, wenn wir jetzt einige Samenkörner hier auf den Boden werfen, vielleicht wachsen dann nächstes Jahr wieder viele solche Gräser … ? (Später erkannte man, das man noch mehr ernten kann, wenn man die Samenkörner auf einem vorbereiteten Stück Land flächig auswirft und etwas in den Boden einarbeitet … und es begann etwas, was man später die „Landwirtschaftliche Revolution der Menschheit “ nennen würde.)

Oder: Im Wald gibt es Tiere, die sind größer und stärker als wir, z. B. Bären. Im direkten Kampf haben wir keine Chance gegen sie. Aber, wie wäre es, wenn wir sie schon angreifen könnten, solange sie noch nicht so gefährlich nahe sind … ? Wir brauchen etwas, was die Reichweite des Armes auf ein Vielfaches verlängert. Ein Stock reicht nicht, aber wenn wir Stöcke (Speere) hätten, die mit der Kraft des Armes fliegen könnten und den Bären erreichen und verwunden könnten, solange er noch weit genug entfernt ist … ? Später lernte man, wie man einen kleinen „Speer“ (einen Pfeil) mit einem Bogen abschießen konnte, so dass er noch weiter und zielgenauer flog und noch viel später ersetzte man die Muskel-Kraft des Armes durch die chemische Kraft des Schießpulvers.

Wir sehen: Die Geschichte des Denkens und Verstehens ist das Eigentliche; die Geschichte des technisch Machbaren, der Entdeckungen und Erfindungen, ist nur eine Folge davon.

Aber auch das ist noch nicht das Ende der Entwicklung. In der Geschichte menschlichen Denkens ist noch ein weiterer Schritt zu erkennen, der in allen Völkern und allen Kulturen auf allen Kontinenten irgendwann gegangen wurde: Die Frage nach einem erklärenden und befriedigenden Sinn des eigenen Lebens im Zusammenhang eines universalen Sinn-Ganzen und das Erzählen von Sinn-Geschichten als Zusammenschau und deutende Erklärung der Gesamtheit menschlicher Welt- und Selbsterfahrungen. Da geht es nicht nur um einzelne wenn-dann und weil-deshalb – Zusammenhänge, sondern darum, „… dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Goethe, Faust 1).

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2.2 Sinn-Zusammenhänge

Vielleicht war es ein Jäger aus der Sippe, die in der Höhle am Bach wohnte (vgl. die entsprechenden Erzähl-Teile in den vorangehenden Beiträgen). Er saß verborgen in einer kleinen Baumgruppe am Rande einer Wald-Lichtung und beobachtete ein kleines Rudel von Rehen, die auf der Lichtung nach Fressbarem suchten. Wenn er nur eines der Tiere erlegen könnte, so hätte seine Sippe für einige Tage zu essen. Aber er wusste: Rehe können viel schneller laufen, als er. Und sie waren wachsam, sie würden ihn nicht so nahe heranlassen, dass sein Speer eines der Tiere erreichen könnte. Normalerweise waren die Jäger bei der Jagd zu dritt oder zu viert (oder bei einer Treibjagd mehr als er Finger an beiden Händen hatte), da war es möglich, so eine kleine Herde einzukreisen und auf ein Zeichen hin gleichzeitig anzugreifen. Wenn man sich klug verteilt hatte, konnte man hoffen, dass eines der fliehenden Tiere einem der Jäger nahe genug kam für einen gezielten Speerwurf.

Er aber war allein. Sehr allein. Am Morgen, als nach der langen Winternacht ein grauer Morgen dämmerte, war es in seiner Sippe zu einem Streit gekommen. Es ging um die Verteilung der  letzten Essensvorräte, die noch vom letzten Herbst übrig waren: Verschiedene Samenkörner, getrocknete Beeren und Pilze … Die Männer hatten schon seit Tagen kein größeres Tier mehr erlegt, obwohl sie auf der Suche nach Jagderfolg immer weitere Wanderungen auf sich nahmen. Es gab eine erregte Auseinandersetzung, aus der wurde unversehens ein heftiger Streit und schließlich ein Kampf mit Knüppeln und Steinen. Dabei hatte er einen der Sippenangehörigen so schwer verletzt, dass dieser starb. Der Tote war ein Mitglied der stärksten Familie innerhalb der Sippe und sofort hatten seine Angehörigen ihn angegriffen.

Der Jäger konnte fliehen, aber jetzt war er allein. Und das bedeutete: Er würde verhungern. Allein zu jagen war sehr selten erfolgreich. Essbare Pflanzen gab es jetzt keine. Es war Winter und der Schnee lag hoch. Der Bach und der See waren zugefroren.

Oder er würde erfrieren: Allein, ohne den Schutz der Höhle und der Wärme des Feuers, würde er nicht lange überleben. Seine einzige Chance waren diese Rehe. Wenn er eines der Tiere erlegen könnte und es zur Wohn-Höhle der Sippe bringen würde … vielleicht würde man ihn wieder aufnehmen? Er wartete, lange und geduldig, obwohl er merkte, wie die Kälte trotz des Fell-Umhangs und der Fell-Schuhe immer mehr in ihn hineinkroch.

Obwohl er nach außen hin völlig regungslos dasaß, waren seine Sinne und Gedanken in hastiger Bewegung: Der Wind stand gut, so dass ihn die Tiere nicht wittern konnten, aber die Sonne war gegen ihn. Sie leuchtete die Lichtung hell aus, so dass er sich nicht unbemerkt den Tieren nähern könnte. Er erinnerte sich: Die Sonne war gerade aufgegangen, als der Streit außer Kontrolle geriet. Draußen vor der Höhle, am Ufer des Baches war es geschehen: Einen kleinen Augenblick war er von den Sonnenstrahlen geblendet, so dass sein Schlag mit dem Holzknüppel nicht die vom Fellumhang geschützte Schulter des andern traf, sondern seinen Kopf. Der stürzte zu Boden und wenig später starb er. Die Sonne war es, die ihn in diese aussichtslose Lage gebracht hatte; warum wollte sie ihn vernichten?.

Nun näherte die Sonne sich schon dem Horizont. Die Schatten der kleinen Baumgruppe wurden länger. Fast sah es so aus, als ob sie nach den äsenden Tieren greifen wollten. Wenn die Sonne mit den Schattenhänden die Tiere vertreiben wollte, dann wäre seine letzte Chance dahin. In diesen Augenblick schreckte eines der Rehe hoch und gab einen lauten Warnruf von sich. Sofort sprangen alle Tiere der Herde auf und liefen in in weiten Sätzen los. Die untergehende Sonne blendete sie. Und so kamen sie direkt auf ihn zu! Der Jäger fasste seinen Speer fester und duckte sich, alle Muskeln und Sehnen angespannt, seine Aufmerksamkeit aufs Äußerste konzentriert. Dann flog der Speer und traf! Als er spät in der Nacht mit dem erlegten Tier auf den Schultern bei der Höhle ankam, schlugen die Wachen Alarm. Die ganze Sippe war auf den Beinen. Feindseliges Schweigen umringte ihn. Aber dann er legte das Tier in die Mitte des Versammlungsplatzes beim Feuer und deutete mit einer Handbewegung an, dass er seine Beute für alle zur Verfügung stellte. Da löste sich die Spannung etwas.

Später musste er immer wieder am Lagerfeuer erzählen, wie er die Rehe beobachtete, wie die Sonne langsam unterging und die Schatten der Bäume wie mit Händen nach den Tieren griffen. Und wie diese ihm dann direkt entgegen liefen, weil sie von der tiefstehenden Sonne geblendet waren, so dass sein Speer eines der Tiere treffen konnte. Da stand eine der jungen Frauen aus der Familie des getöteten Jägers auf, ging in die Mitte des Platzes in der Höhle, wo sich die ganze Sippe versammelt hatte und malte mit einem Stock etwas in den Staub. Alle konnten es erkennen: Es war ein Rehbock mit den spitzen Hörnern. Dann malte sie noch eine große runde Sonne, von der eine Hand ausging, die nach dem Tier griff. Dann setzte sie sich neben den Jäger und später ging sie auch mit zu seinem Schlafplatz.

Noch später wurde der Jäger Oberhaupt der ganzen Sippe, die in der Höhle am Bach wohnte. Die mächtige Sonne, die in jedem Frühjahr den Winter besiegte, hatte ihn selbst zum Anführer bestimmt: Sie hatte ihn geblendet, so dass seine Waffe den Gegner tötete, Sie hatte auch die Rehe geblendet, so dass ihm direkt entgegenliefen. Die Sonne mit der Schatten-Hand, die nach der Jagd-Beute greift, hatte sie alle gerettet. Sie wurde für die Sippe zu einem Zeichen, das sie immer wieder ins Bewusstsein rief. An langen Winterabenden, wenn sie beim gemeinsamen Summ-Gesang beisammen saßen, wurde es in die Mitte gemalt und dazu wurde die Geschichte erzählt. Und die Geschichte wurde immer ausführlicher und überzeugender, je öfter man sie erzählte.

Mittelpunkt dieser Erzählungen war die Sonne. Ihr sprach man besondere Bedeutung und Macht zu. Besonders im Frühjahr, wenn die Wärme der Sonne den Schnee taute und das Eis schmolz und das Leben wieder aus der Winter-Starre befreite, aber auch im Sommer, wenn die Hitze die Pflanzen verdorrte und im Winter, wenn die Sonne sich hinter den Bergen verbarg und die Kälte das Leben bedrohte. Da lag es nahe, die mächtige Sonne zu bitten, im Winter doch etwas mehr zu wärmen und im Sommer etwas weniger zu heizen und ihr im Frühjahr für das neue Leben zu danken (siehe dazu auch den Beitrag „Grundfragen des Glaubens“ zum Thema „Weltreligionen und biblischer Glaube“).

Viel später, nach vielen Generationen, erzählten sich die Menschen in der Höhle am Bach eine Sinn-Geschichte, die etwa so klang: „Vor langer, langer Zeit war alles  finster und kalt und ohne Leben. Aber dann kam die Sonne und schickte ihre großen Kinder „Licht“ und “Wärme“ zu uns und erweckte durch sie alles zum Leben: Bäume und Gras und kleine Tiere und große Tiere. Nur die hohen Felsen-Berge sind noch hart und erstarrt wie das Eis im Winter. Aber der Sieg der Sonne über ihre großen Feindinnen „Finsternis“ und „Kälte“ ist noch nicht vollkommen. Jeden Abend wird sie von der Finsternis in den Abgrund gestürzt, dann wird es kälter bei uns. Aber jeden Morgen kämpft sich die Sonne zurück und bringt ihre großen Kinder „Licht“ und „Wärme“ wieder mit zu uns. Aber nach vielen Tagen und nach vielen solchen Kämpfen wird die Sonne schwächer und ihre bösen Feindinnen „Finsternis“ und „Kälte“ werden stärker. Dann wird es Winter bei uns. „Finsternis“ und „Kälte“ nehmen zu und bedrohen alles Leben, alles soll so werden wie am Anfang: Finster und kalt und ohne Leben. Aber wir können auch im Winter überleben, denn die Sonne hat ihr kleines Kind bei uns gelassen, das Feuer, damit wir im Winter nicht umkommen. Aber das Feuer ist noch klein und muss genährt werden wie ein kleines Kind mit gutem, trockenen Holz. Das ist unsere Aufgabe, dass wir das kleine Kind der Sonne, das Feuer, nähren und es nicht sterben lassen, denn sonst würde auch die Sonne ihre Kraft verlieren, und könnte nach der Nacht nicht wieder leuchten und nach dem Winter nicht wieder wärmen und alles würde so werden wie es war, bevor die Sonne kam: Finster, hart und kalt. Aber wenn wir das kleine Kind der Sonne, das Feuer, gut nähren und nicht sterben lassen, dann erholt sich die Sonne und wird wieder stärker und bringt ihre großen Kinder „Licht“ und „Wärme“ zurück. Unsere alten Frauen, die das Sonnenkind hüten und nähren, die verstehen auch die Sprache des Feuers, wenn ihre Flammen wispern und knacken. Und sie können ihre Geheimnisse verstehen und uns erzählen.“

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2.2.1 Sinn-Geschichten als Welterklärung

Versuchen wir, uns vorzustellen, wie es zu solchen „Sinn-Geschichten“ kommt: Die Menschen suchten in Situationen, die sie (in positivem oder negativem Sinne) als „bedeutungsvoll“ empfanden (also als besonders aussichtsreich oder besonders gefährlich), nach dem „Verursacher“. Denn wenn sie wüssten, was die eine Situation so aussichtsreich machte und eine andere so gefährlich, dann könnten sie ja so handeln, dass sie in der aussichtsreichen Situation wirklich Erfolg hätten und in der gefährlichen die Gefahr abwenden könnten.

Sie hatten ja schon erkannt, dass viele Verhältnisse und Vorgänge der Gegenwart ihre Voraussetzungen und Ursachen in der Vergangenheit haben und dass jede Veränderung auf eine verändernde Kraft zurückzuführen war (z. B. dunkle Wolken ziehen auf und dann wissen wir: Bald wird es regnen. Oder: Im Winter gibt es Kälte und Schnee, da wachsen keine Pflanzen, da werden wir hungern, wenn wir keine Vorräte anlegen. Oder: Wir müssen trockenes Holz sammeln und in der Höhle aufbewahren, damit das Feuer nicht ausgeht, denn die Kraft des Feuers ist im Holz usw.). Und sie hatten erfahren, dass sie selbst manche Gegebenheiten und Abläufe in ihrer Umgebung nach ihrem Willen (um)-gestalten konnten (wir bauen einen Damm gegen das Wasser). Und solchen „Gestaltungswillen“ vermuteten sie nun auch hinter den Erscheinungen und Vorgängen in der Natur. Also suchten sie bei allem, was ihnen bedeutungsvoll erschien, nach den Mächten, die „hinter“ den vordergründigen Erscheinungen und Vorgängen stehen könnten, nach den verursachenden Kräften, nach dem bewegenden Prinzip, nach der leitenden Absicht, nach dem sinngebenden Ziel.

Die Menschen hatten in jahrtausendelangen Erfahrungen gelernt, dass es von großem Vorteil ist, wenn man Vorgänge soweit durchschaut, dass man erkennen kann, wie bestimmte  Dinge sind, wie bestimmte Vorgänge ablaufen und warum etwas so ist wie es ist. Denn dann, wenn man diese Fähigkeit gelernt und eingeübt hat, kann man sich in bestimmten Situationen darauf einstellen und so leichter zu positiven Erfolgen kommen und negative Auswirkungen vermeiden. Noch besser ist es, wenn man dazu noch aus langjährigen Erfahrungen oder aus einer Kette von Ursache-Wirkung-Beziehungen ableiten kann, wie es wahrscheinlich weitergeht und man sich so vorsorglich darauf einstellen kann.

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Nun waren aber gerade unsere Vorfahren vor Jahrtausenden in der misslichen Lage, dass sie die sachlichen Wirkungszusammenhänge im Geschehen ihrer Umwelt zum großen Teil nicht sachgerecht erkennen konnten. Trotzdem waren sie durch Jahrthunderte positiver Vor-Erfahrungen darauf eingestellt, nach den Voraussetzungen und Ursachen von Ereignissen zu fragen, sie zu erkennen und zu nutzen. Und immer dann, wenn sie diese Zusammenhänge nicht sachgerecht durchschauen können, versuchen sie es mit eigenen fantasievollen Deutungsmustern.

Verschwörungstheoretiker unserer Tage tun genau das Gleiche (und das Faszinierende daran ist, dass wir an ihren Vorgehensweisen heute wie in einer Zeitraffer-Aufnahme erkennen können, wie Welterklärungs-Mythen und Ideologien entstehen): Die tatsächlichen politischen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse und Vorgänge in unserer gegenwärtigen globalisierten Welt sind so vielfältig und so komplex, dass selbst spezialisierte Fachwissenschaftler sie nicht mehr vollständig durchschauen und nachvollziehen können. Wie sollte das dann ein normaler Durchschnittsbürger können? Also kombiniert dieser „Normalbürger“ (sofern er nicht schon vorgefertigte Theorien übernimmt) einige vordergründig erkennbare Eindrücke seiner Gegenwart (z. B. „Corona-Krise“ + „sehr großer Reichtum in den Händen einzelner Personen“ + „Gefahr totalitärer Überwachung durch moderne Technologien, wie z. B. in China“) und strickt aus ihnen eine „Sinngeschichte“, die seine Lage klären und erklären und seine Unsicherheit überwinden soll. Und jetzt „weiß“ er genau, wie alles zusammenhängt: Bill Gates, einer der reichsten Männer der Welt, hat mit seinen Stiftungen einen weltweiten Machtkomplex aufgebaut, den er jetzt perfektionieren will. Dazu muss er jeden Menschen auf der Erde für den Zugriff seines Willens vorbereiten. Mit Hilfe der Chinesen setzt er ein tödliches Virus frei, das die ganze Welt befällt (vielleicht ist auch die angebliche Pandemie nur vorgetäuscht durch die „Lügenpresse“, um uns in den Griff zu kriegen). Angeblich um dieses Virus zu bekämpfen, müssen nun alle Menschen geimpft werden, in Wirklichkeit wird ihnen bei dieser „Impfung“ ein Micro-Chip eingesetzt, mit dessen Hilfe Bill Gates das Denken und Empfinden aller Menschen überwachen und steuern kann: Ein perfektes Welterklärungs-Modell. Es überzeugt viele, vor allem, wenn sie sich gegenseitig immer wieder darin bestärken. Aber es überzeugt nicht durch nachweisbare Tatsachen, sondern durch die Einfachheit und Direktheit seiner Erklärungsmuster. Für viele Menschen wirkt solche Einfachheit und Direktheit (mit der Reduktion komplizierter und vielschichtiger Realitäten auf einige wenige Zusammenhänge) geradezu wie eine Befreiung. Als Befreiung aus einer für sie bedrückenden Lage, wo sie leben und handeln sollen in einer Situation, deren Kompliziertheit und Komplexität, deren Hintergründe und Bedrohungen sie nicht durchschauen. Und diese einfache „Welt-Anschauung“ bietet auch einfache Handlungsmöglichkeiten: „Bill Gates und andere Multi-Milliardäre werden wir kaum je zu Gesicht bekommen, aber die „Bullen“ (die Polizisten), die in ihrem Auftrag handeln, um uns gefügig zu machen, die können wir angreifen, wenn wir viele sind …“.

In einer vergleichbaren Situation waren Menschen schon vor Jahrtausenden, als sie zwar schon erkannt hatten, dass Zustände und Ereignisse in ihrer Lebensumwelt ihre je besonderen Ursachen haben, sie aber oft nicht erkennen konnten, wie diese Ursache-Wirkung-Zusammenhänge aussehen und wirken. Also gestalteten auch sie (wie die Verschwörungstheoretiker unserer Zeit) Sinn-Geschichten, die alles, was sie erlebten, auf einen oder wenige „Verursacher“ zurückführten: Auf die Macht „weltbewegender“ Kräfte (z. B. der Sonne oder vielleicht auch des Mondes und der Sterne, auf verborgene Mächte in Bäumen und Bergen, in Wasser und Wind …). Immer geht es dabei um eine Sinn-gebende Einordnung unseres kleinen Lebens in den großen Gesamtzusammenhang der jeweils erkennbaren Welt und der darin vermuteten Welt-Mächte in einer erzählbaren Welt-Geschichte, um daraus Handlungsoptionen für ihre Gegenwart und Hoffnungen für ihre Zukunft abzuleiten.

Die Sehnsucht nach einem Weltverständnis, das die Ereignisse in der Umwelt mit den Erfahrungen der eigenen Existenz in einen Sinnzusammenhang stellt, ist ja nicht zufällig entstanden. Die in langen Zeiträumen erworbene Fähigkeit zur Herausbildung einer Welt-Erkenntnis, welche einzelne Sach-Zusammenhänge in der Umwelt erkennbar macht, verlangt in der Konsequenz nach einem Welt-Verständnis, das nach den Sinn-Zusammenhängen des Ganzen fragt. Das heißt: Die Entstehung von Welt-Anschauungen und Religionen ist das Resultat (nicht das Gegenteil) von Erkenntnis-Prozessen. Wir werden aber sehen, dass Religionen noch viel mehr sind als das. (Siehe dazu auch im Thema „Weltreligionen und biblischer Glaube“, Beitrag 1 „Was ist Religion?“ und Beitrag 2 „Grundfragen des Glaubens“).

Beim sachlichen Erkennen und erst recht bei der wissenschaftlichen Erkenntnis geht es um das „was“, das „wie“ und „warum“ der Gegebenheiten und Vorgänge in dieser unserer Welt, soweit sie unserem Erleben und Erforschen zugänglich sind und zunehmend zugänglicher werden.

Beim religiösen „Erkennen“ geht es um das „woher“ und „wozu“, um den begründenden Sinnzusammenhang allen Seins, allen Werdens und Vergehens. Und (wenn es gelingt) um ein verstehendes „Eins-Werden“ des eigenen Sinnens mit dem Sinn-Ganzen des Universums.

Auch Religionen entstanden (und entstehen noch heute) aus „Sinn-Geschichten“ von Menschen, die ihre Welt- und Selbsterfahrung in einfache Ursache-Wirkung-Zusammenhänge bringen wollten, um ein sinnvolles (und für den sozialen Zusammenhalt in der Gemeinschaft wichtiges) gemeinsames Handeln zu ermöglichen. Und das hatte durchaus erfahrbar positive Auswirkungen: Die meisten der großen Kulturleistungen der Menschheit (z. B. Die Pyramiden von Gizeh, die Tempelanlagen von Angkor oder der Kölner Dom …) sind als religiös motivierte Gemeinschaftsleistungen entstanden. Auch wenn die Wirkungs-Zusammenhänge in diesen Sinn-Geschichten oft (sachlich) nicht richtig erfasst werden konnten, so hatten doch die gemeinsamen „welterklärenden Erzählungen“ (Religionen) der Völker eine große verbindende und motivierende Kraft. Das gilt für alle Religionen.

Beides, sachliche Erkenntnis und gläubiges Erkennen, ist für das Menschsein gleichermaßen wichtig. Ohne sachliche „Erkenntnis“ bleibt unser Menschsein ebenso unvollständig, wie ohne glaubendes „Erkennen“. Religionen entstanden als Sinngeschichten der Menschheit über sich selbst, über ihre Umwelt, über Abläufe von Ereignissen (entstehen, verändern und vergehen), über Leben und Tod, Sein und Sollen. Das Erforschen und Verstehen von Sachzusammenhängen und das Deuten und Erzählen von Sinnzusammenhängen sind beides Grundbedürfnisse von Lebewesen, die es gelernt haben, Sachfragen und Sinnfragen zu stellen und entsprechend ihrer jeweiligen Sach- und Sinnerkenntnisse zu leben und zu handeln.

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2.2.2 Sinn-Geschichten als Ethikbegründung

Nun würden viele sagen: „Na ja, ich hab´s ja schon immer gewusst. Die Religionen sind nichts weiter als Phantasiegeschichten von ahnungslosen Menschen, die eben nicht wussten, wie ihre Welt wirklich funktioniert. Von daher kommt alles Unheil dieser Welt! Deshalb müssen wir jetzt im 21. Jahrhundert die „Aufklärung“ vergangener Jahrhunderte endlich vervollständigen und die Religionen konsequent durch Wissenschaft ersetzen. Dann wird endlich Frieden sein auf dieser Erde.“

Das klingt sehr vernünftig und logisch. Und das wäre auch überzeugend, wenn es da nicht die überraschende, ja erschreckende Realität gäbe, dass gerade im vergangenen 20. Jahrhundert ausgerechnet jene Machtsysteme, die sich auf besondere Wissenschaftlichkeit berufen haben, nämlich der Nationalismus (mit der scheinwissenschaftlichen Theorie von der Ungleichheit der Rassen) und der Kommunismus (mit der scheinwissenschaftlichen Theorie vom historischen Materialismus und der Herrschaft der Klassen) die Menschheit in nie für möglich gehaltene Verbrechen und nie dagewesenes Leid geführt haben. In Leid und Tod für hunderte Millionen Menschen! Die (zahlenmäßig und nach der Skrupellosigkeit des Vorgehens) schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte wurden im Namen von Ideologien verübt, die man für „wissenschaftlich“ hielt (siehe dazu auch die Themen „Die Ethik des Atheismus“ und „Die Revolution und ihre Kinder“). Offensichtlich stimmt etwas nicht mit der Theorie, dass die Emanzipation von den Religionen mehr Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und Freiheit hervorbringt. Die Höhe wissenschaftlicher Erkenntnis kann im Gleichschritt mit einer grauenhaften Tiefe ethischer Verirrung einhergehen. Auch heute.

Die spirituelle Erfahrungswelt der Menschheit ist eben nicht durch ein besseres Verständnis der materiellen Umwelt zu ersetzen. Das zeigt sich am deutlichsten, wenn es um ethische Fragestellungen geht. War es, z. B. in der Situation eines Clans von Frühmenschen, die als Jäger und Sammler keine dauerhafte Wohnstätte hatten und immer beweglich sein mussten, gut oder böse, ein behindertes Kind (oder alte und gebrechliche Angehörige) auszusetzen und einem schrecklichen Tod als Beute wilder Tiere auszuliefern (wie es in vielen frühen Kulturen üblich war), wenn damit die Überlebenschancen der Gemeinschaft vergrößert wurden? Nun könnte man versuchen, mit moderner Mathematik Berechnungen anzustellen, wie groß (statistisch gesehen) der Selektions-Vorteil einer solchen Handlungsweise für den ganzen Clan wäre, gegenüber dem Nachteil des Leids der Betroffenen. Und man würde merken: So eine Berechnung kann kein sinnvolles Ergebnis erbringen. Leid kann man nicht beziffern und berechnen und so etwas wie Freude, Glück, Liebe … auch nicht.   Wir sehen: Sachliche Erkenntnis-Prozesse sind nicht geeignet, auf ethische Fragestellungen zu antworten. Die Frage nach gut und böse ist sachlich nicht zu klären. Ethische Fragestellungen kann man nicht auf Grund sachlicher Gegebenheiten beantworten, sondern nur auf Grund von Wertentscheidungen, die auf Sinn-Vorgaben beruhen. Ohne Sinn gibt es kein „gut oder böse“, gibt es keine Ethik und kann es auch keine geben.

Religionen sind nicht nur Sinn-Geschichten als Welterklärungsversuche, sondern auch als Ethik-Begründungen. (Und das gilt auch, wenn zu manchen Zeiten in manchen Kulturen die geltenden Religionen selbst als Rechtfertigung von Gewalt und Grausamkeit benutzt und missbraucht wurden). Die Frage, ob das sachlich Mögliche immer auch das ethisch Vertretbare sein muss, kommt von den Religionen her. Das lässt uns ratlos zurück: Wir haben uns doch so gut eingerichtet in einer sachlich begründeten Welt, in der man alles immer genauer berechnen kann. Wie sollen wir da jetzt mit der Sinn-Frage umgehen? Können erfundene Sinn-Geschichten ratloser und von Furcht bewegter Menschen einen Ausweg bieten aus dem Dilemma zwischen sachlicher Erkenntnis und ethischer Verantwortung? Nein, gewiss nicht. Wir müssen noch einen Schritt weitergehen.

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2.2.3 Sinn-Geschichten als Ergebnis von Gotteserfahrungen

Die entscheidende Frage ist: Sind Sinnzusammenhänge immer von Menschen erfundene Deutungen oder enthält die Welt, in der wir leben, schon immer einen Sinn, vor allen Deutungsversuchen von Menschen? Die Frage ist offen, denn weder das Eine noch das Andere ist beweisbar. Aber es gibt Hinweise, denen nachzugehen sich lohnen würde (siehe den Beitrag „Grundlagen des Glaubens“ zum Thema „Weltreligionen und biblischer Glaube“). Versuchen wir solchen Hinweisen nachzuspüren: Ich nenne sie „deutungsoffene Gottes-Erfahrungen“ und versuche einige anzudeuten:

Trotz der Mühsal, der Natur das Lebensnotwendige abzuringen, machen Menschen auch die Erfahrung der Versorgung mit allem Notwendigen. Sie machen Erfahrungen mit der Natur als nährenden und schützenden Lebensraum trotz aller Gefährdung durch ihre unkontrollierbaren Bedrohungen und Gewalten. Sie machen Erfahrungen von Freude und Zufriedenheit trotz aller Entbehrungen und Gefahren.

Sie machen Erfahrungen von Ordnung und Zuverlässigkeit in der Natur (dass auch nach der finstersten Nacht die Sonne wieder aufgeht, dass nach jedem Winter wieder ein Frühling kommt, dass nach jeder Trockenzeit wieder der lebenspendende Regen fällt …) inmitten einer ständig und unberechenbar sich verändernden Umwelt.

Sie machen Erfahrungen von Erneuerung des Lebens inmitten der Allgegenwart von Vergänglichkeit und Tod. Sie machen Erfahrungen von unerwarteter Bewahrung und Errettung in Situationen mit aktueller und existenzieller Gefährdung.

Menschen machen Erfahrungen von Freude mitten im Schmerz, von Gelingen mitten im Versagen, Erfahrungen von unerwarteter Heilung aus schwerer Krankheit, froh machender Befreiung aus lähmender Angst, Erfahrungen von Hoffnung nach tiefer Verzweiflung, von tragendem Trost in schwerer Trauer.

Sie machen Erfahrungen von Zugehörigkeit, Nähe und Zuwendung in der Gemeinschaft trotz des Selbstbehauptungswillens jedes Einzelnen; aber auch von Geborgenheit und Schutz, wenn alle menschlichen Beziehungen zerbrochen sind. Erfahrung von Angenommensein trotz eigenen Versagens, Erfahrungen von Vergebung trotz schuldhafter Belastung der Beziehungen, von Entlastung und Neuanfang in der Gemeinschaft trotz aller menschlichen Eigenheiten und Schwächen der Beteiligten.

Sie machen Erfahrungen von einer Spur von Sinnhaftigkeit und Zielgerichtetheit des Lebens inmitten eines unentwirrbaren Zusammenspiels von scheinbaren Zufälligkeiten.

Der Mensch weiß (auch schon vor Jahrtausenden), dass seine Lebenszeit begrenzt ist und er sterben muss. Aber dass er überhaupt Lebenszeit hat und der Tod und der Zerfall ihn eine Zeit lang nicht antasten dürfen, das erfährt er täglich aufs Neue als bewahrendes Wunder. Dass  Menschen eine Zeit lang leben können und ihre Kinder ernähren können, und dass eine nächste Generation das Erbe ihres Lebens weiterführen kann, das erleben sie als unbegreifliches Geschenk.

Solche ganz realen, im alltäglichen Leben aller Völker und Kulturen gegenwärtigen Gotteserfahrungen wurden zur gemeinsamen Grundlage aller Religionen. Ja, Gott hat den Menschen schon Gutes getan, hat ihnen schon seine Liebe gezeigt, hat ihnen schon Erfahrungen seiner Nähe und Fürsorge geschenkt, bevor sie noch in der Lage waren, ein religiöses Weltbild zu entwerfen. Ja, ganz gewiss: Gott war schon vom Anfang an lebenserhaltend und fürsorgend am Werk und die Menschen haben das schon in sehr frühen Stadien ihrer Entwicklung auch wahrgenommen. Und solche positiven Erfahrungen (es gab ja auch viele negative, bedrohliche, schmerzhafte, angstmachende …) trugen dazu bei, dass Menschen auch positive und hoffnungsvolle „Sinn-Geschichten“ als Glaubenshintergrund ihres Lebens entwickeln konnten.

Solche allgemeinen Gotteserfahrungen sind aber nur die erste Ebene der Gottesoffenbarung. Es gibt in allen Kulturen und Religionen auch die Erfahrung, dass sich das Göttliche persönlich zu erkennen gibt: in Bildern, in Stimmen, in Berührungen, in Ereignissen und zeichenhaften Vorgängen…, und auch solche Gotteserfahrungen sind nicht einfach nur Einbildung und Selbsttäuschung. Wir könnten sie als „Nah-Gott-Erfahrungen“ bezeichnen. Auch für die Ebene solcher persönlichen Gotteserfahrungen seien einige wesentliche Beispiele genannt:

  • Mystische Erfahrungen, wo Menschen in besonderer Weise die Nähe des Göttlichen, ja fast ein Eins-Sein mit ihm empfinden
  • Erleuchtende Erfahrungen, wo Menschen unvorbereitet Erkenntnisse und Zusammenhänge bewusst werden, von denen sie bis dahin nichts ahnten
  • Normstiftende Erfahrungen, wo Menschen Botschaften empfangen, die zur gesetzgebenden Ordnung für das Miteinander in der Gemeinschaft werden
  • Prophetische Erfahrungen, wo Menschen Botschaften empfangen, die ihre Gemeinschaft vor gegenwärtigen Fehlentwicklungen warnen und auf künftige Ereignisse vorbereiten sollen.

Offensichtlich besteht das, was wir als das „helfend, wohltuend und schützend Gegenwärtige“ bezeichnen können, nicht nur aus dem Zusammenwirken blinder Wirkungsprinzipien und positiver Zufälle innerhalb des Wirkungsbereichs der Naturgesetze, ist nicht nur Ausdruck einer diffusen kosmischen Energie oder universalen Spiritualität, ist auch nicht nur Produkt religiöser Phantasien, sondern personale Existenz als persönliches Gegenüber des Menschseins, das mit uns Menschen in Kontakt treten und eine Beziehung aufnehmen will. Alle Religionen haben wesentliche Impulse aus solchen „persönlichen Gotteserfahrungen“ empfangen. Für dieses personale Gegenüber, das dem Menschen in persönlichen Erfahrungen begegnet ist, haben sie in den verschiedensten Sprachen Begriffe gebildet, die in etwa dem deutschen Begriff „Gottheit“ entsprechen, wobei man sich in den verschiedenen Kulturen und Religionen diese „Gottheit“ (in Einzahl oder Mehrheit) dann ganz verschieden vorstellen konnte. (Siehe dazu auch den Beitrag „Grundfragen des Glaubens“ zum Thema „Weltreligionen und biblischer Glaube“, dort werden die Zusammenhänge ausführlicher dargestellt.)

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Allerdings: Solche Erfahrungen der Nähe und Fürsorge einer nicht-menschlichen aber doch menschenfreundlichen Realität sind (siehe oben) deutungsoffen. Das heißt: Sie lassen sich in sehr verschiedene und sehr phantasievolle Deutungsmuster kleiden, auch in verschiedenste Formen von Religion. Das ist nicht negativ zu werten, denn die Gottes-Erfahrung der hilfreichen Zuwendung einer übermenschlichen Macht ging jeder Gottes-Erkenntnis voraus.

Erst viel später (nämlich dann, als verschiedene Menschengruppen die Fähigkeit entwickelt hatten, sich mit Hilfe von Sprache zun verständigen) hat sich dieses „helfend, wohltuend und schützend Gegenwärtige“ deutlicher zu erkennen gegeben und zwar durch eine „Selbstoffenbarung“, die nicht mehr so deutungsoffen und interpretationsbedürftig ist wie die Erfahrung: Durch Selbstoffenbarung im Wort. Sprache ist selbst schon Interpretation (auch wenn ihre „Botschaft“ vom Hörenden oder Lesenden in einer gewissen Bandbreite der Bedeutung verschieden aufgefasst werden kann). Aber wenn z. B. gesagt wird (in der Bibel): „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ oder „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“, dann schließt das schon sehr viele Interpretationsmöglichkeiten aus, wie wir sie aus vielen Religionen kennen. Vor allem in der Bibel Alten und Neuen Testaments, und da besonders im Leben, Reden und Handeln Jesu, hat sich der Schöpfer dieser Welt seinen sprachbegabten Geschöpfen zu erkennen gegeben (und auch dazu, nicht nur zur besseren Lebensbewältigung, hat Gott seinen Menschen-Geschöpfen die Möglichkeit gegeben, Sprachen zu entwickeln). Und anhand dieser „Selbstoffenbarung Gottes durch sein Wort“, konnte dann auch wenigstens in groben Umrissen erkennbar werden, welche „Sinn-Geschichte“ wirklich hinter den vordergründigen Ereignissen unserer Welt und Zeit steht (siehe das Thema „Die Frage nach den Sinn“).

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3 Die doppelte Schöpfung

Die Sinn-Zusammenhänge in unserer Welt werden dann für uns leichter zugänglich, wenn wir erkennen: Unsere Welt ist offensichtlich eine Doppel-Schöpfung aus zwei völlig verschiedenen Realitäten: Erstens aus Materie und Energie in Raum und Zeit des Universums und zweitens aus einem Sinn-Hintergrund, der alles Materielle umfasst und ihm eine Bedeutung gibt, die über seine bloße Existenz weit hinausgeht.  Die Schöpfung, in der wir leben, ist von ihrem Ursprung her eine zweifache, materiell-spirituelle  Realität. Schon der erste Satz der Bibel bezeichnet die Schöpfung Gottes als eine irdisch-himmlische DoppelSchöpfung und er nennt an dieser Stelle die materielle Schöpfung „Erde“ und und die spirituelle Sinn-Schöpfung „Himmel“: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1,1). Wobei dieser erste Satz der Bibel darauf hindeutet, dass in der Doppel-Realität der Schöpfung die spirituelle, sinngebende Realität die erste und eigentliche ist: „Im Anfang schuf Gott (zuerst) die Himmel, und (dann) die Erde“ („Erde“ hier gemeint als die ganze irdisch-materielle Schöpfung in Form des uns umgebenden Universums).

Die „Menschheitsbedeutung der Sinnfrage“ in allen Religionen, Mythen und Ideologien und die „Sinnfrage in der Perspektive der biblischen Offenbarungen“, die jetzt folgen müssten, können hier nicht erneut dargestellt werden, die wurden in den Texten des Internet-Angebots „Leben und Frieden“ schon mehrfach beschrieben (siehe die Themen „Die Frage nach dem Sinn“ und „sein und sollen“ und „Zwischen Schöpfung und Vollendung“ und „Weltreligionen und biblischer Glaube“ und im Thema „Wirklichkeit und Wahrheit“ der Beitrag „Die doppelte Wirklichkeit“).

Eines muss hier aber noch angefügt werden: Auch das, was ich hier im Beitrag „Erkenntnis und Glaube“ schreibe, reicht ja bei weitem nicht heran an die Wirklichkeit Gottes. Es ist völlig ungenügend, wenn es darum geht, Gott zu „erkennen“. Trotzdem: Die Beiträge zum hier vorliegenden Thema „Der Sturm der Erkenntnis“  könnten (im Gesamtzusammenhang aller Themen dieses Internet-Angebots)  vielleicht manchen in der einen oder anderen Situation hilfreich sein. Sie könnten helfen, zwischen Sach-Zusammenhängen und Sinn-Zusammenhängen zu unterscheiden und die ethische Herausforderung des Menschseins wahrzunehmen und anzunehmen (wenn für sie zwischen meinen Worten und Sätzen etwas hindurchschimmern würde, was der Geist Gottes in meinem widerspenstigen Denken dennoch an Wahrem und Hilfreichen bewirkt hat). Entscheidend ist aber (auch wenn das für manche im ersten Moment altmodisch erscheinen mag): Die Bibel Alten und Neuen Testaments (und darin vor allem das Leben, Reden und Handeln Jesu) ist die sicherste für uns Menschen zugängliche Quelle für die „Erkenntnis“ über die wahre „Sinn-Geschichte“ unserer Welt und unseres eigenen Lebens in ihr.

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Bodo Fiebig „Erkenntnis und Glaube“ Version 2020-6

© 2020, herausgegeben im Selbstverlag, alle Rechte sind beim Verfasser.

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Alle Beiträge zum Thema "Sturm der Erkenntnis"


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