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Thema: A Grundlagen der Gesellschaft

Beitrag 3: -Globalisierung (Bodo Fiebig11. März 2016)

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Bodo Fiebig Globalisierung (Version 2017-2)

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© 2012 Bodo Fiebig, Schwalbenweg 3, D 95119 Naila

Der Prozess der Globalisierung ist schon sehr lange Zeit im Gange. Schon seit Jahrtausenden gibt es einen zunehmenden Austausch von Menschen, Ideen und Waren zwischen den verschiedenen Völkern und Kulturen der Erde, aber noch nie geschah das mit der Geschwindigkeit und Unausweichlichkeit wie in unserer Gegenwart. Eine nie dagewesene Dichte und Intensität weltweiter Kommunikation hat eine Weltöffentlichkeit hervorgebracht, die alle einzelstaatlichen Begrenzungen hinter sich lässt. Die weltweite Verknüpfung von Informationen und Institutionen, von Märkten und Meinungen hat eine weltweite Teilhabe bewirkt, die zwar oft unüberschaubar und verwirrend ist, die aber trotzdem kaum jemand mehr missen möchte. Dabei sind aber entscheidende Fragen noch unbeantwortet: Bedeutet Globalisierung zwangsläufig auch den Verlust an ethnischer und kultureller Identität? Werden wir zunehmend von global agierenden Organisationen und Institutionen, Wirtschafts- und Finanzmächten, „sozialen Medien“ und Beeinflussungsstrategien beherrscht? Steuern wir auf eine Einebnung und Uniformierung des Menschseins zu auf dem Niveau eines Facebook-Accounts? Auf welcher geistigen und ethischen Grundlage könnte eine globale Gesellschaft die Herausforderungen der Zukunft bewältigen?

Inhaltsverzeichnis

1 Globalisierung in der Wirtschaft

1.1 Kolonialisierung als Motor der Globalisierung

1.2 Versorgung oder Ausbeutung?

2 Globale Gesellschaft und staatliche Verfassung

2.1 Nationalstaaten für eine globale Gesellschaft?

2.2 Demokratie als „schwacher Staat“?

2.3 Freiheit oder Sicherheit?

2.4 Kooperation statt Hierarchie

2.5 Struktur ohne Grenzen

3 Personalität und Identität in der globalen Gesellschaft

3.1 Identität durch Zugehörigkeit

3.2 Lokale Verankerung in einer globalen Gesellschaft

4 Ethische Grundlagen einer globalen Gesellschaft

4.1 Weltöffentlichkeit und Weltethik

4.2 Was ist der Mensch?

4.3 Menschenrechte

4.4 Gemeinsame ethische Grundüberzeugungen

4.5 Auf dem Weg zu einer globalen Ethik der Mitmenschlichkeit

4.5.1 Das Licht der Menschlichkeit

4.5.2 Das Leuchtbild der Gemeinschaft

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1 Globalisierung in der Wirtschaft

Die Wirtschaft war schon immer Vorreiter der Globalisierung. Der Handel suchte sich schon immer Wege über die Grenzen der einzelnen Herrschaftsbereiche hinweg. Eines der bekanntesten und eindrucksvollsten Beispiele dafür war die berühmte „Seidenstraße“, die schon längst vor dem Zeitalter der Kolonisierung, selbst durch die unwirtlichsten Gegenden der Erde hindurch und über Tausende Kilometer hinweg die Länder am Mittelmeer mit den Reichen des Fernen Ostens verband.

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1.1 Kolonialisierung als Motor der Globalisierung

Heute gehen die Handlungsmöglichkeiten der wirtschaftlich Tätigen längst über alle Ländergrenzen hinweg. Man kauft und verkauft Rohstoffe, landwirtschaftliche Erzeugnisse, industriell gefertigte Teile und Fertigprodukte rund um den Globus, als sei das schon immer so gewesen. Das war es im geringerem Umfang auch. Ab dem 15. Jahrhundert aber geschah ein entscheidender Umbruch, als man (aus der Sicht der europäischen Mächte) entfernteste Erdteile nicht mehr als mögliche Handelspartner sah, sondern sie als „Kolonien“ zu erobern begann. Nicht mehr der Handel zwischen selbständigen Wirtschaftsregionen stand nun im Fokus, sondern deren gewaltsame Unterwerfung und Ausbeutung. Es war die Kolonisierung der Länder Afrikas, Südasiens, Nord- und Südamerikas, Australiens und der pazifischen Inseln durch die europäischen Mächte im 15. bis 20. Jahrhundert, die einen starken Impuls zur Globalisierung brachte und dieser Impuls war überall spürbar: Selbst in entferntesten Erdteilen wurden nun europäische Sprachen als „Amtssprachen“ eingeführt (so wurde z. B. die Sprache eines relativ kleinen europäischen Insel-Staates, das Englische, zur „Weltsprache”), wurden europäische Gesetze zum geltenden internationalen Recht und europäische Wirtschaftsinteressen zum Maßstab der Welt-Politik. Ausbeutung, Verarmung und Versklavung großer Teile der Weltbevölkerung waren die Folgen (dass es auch positive Entwicklungen in den kolonisierten Gebieten gab, ändert an dieser Grundtatsache wenig). Die wirtschaftliche und politische Globalisierung der Kolonialzeit folgte national-egoistischen Antrieben, vertrat nationale Interessen und wurde von nationalen militärischen Kräften vorangetrieben und abgesichert.

Auch in den Ländern der europäischen Kolonialmächte selbst waren die Auswirkungen deutlich: Die Wirtschaft blühte auf, der Reichtum nahm zu. Selbst im kleinsten Landstädtchen konnte man nun „Kolonialwaren“ aus fernen Erdteilen kaufen, Waren die man vorher nie gekannt hatte. Nicht friedlicher Handel, sondern gewaltsame Eroberung und Ausbeutung gaben entscheidende Anstöße zu der Entwicklung, die wir heute „Globalisierung“ nennen. Durch sie entstanden erstmals Weltmärkte, entstanden eine Weltwirtschaft und weltweit aktive Finanzsysteme.

Das Bemerkenswerte dabei ist: Auch heute, wo die ehemaligen Kolonien längst politisch selbständig geworden sind und die europäischen Mächte längst ihre Vormachtstellungen verloren haben, folgt die Art der wirtschaftlichen Globalisierung immer noch dem alten kolonialen Muster. Nur sind es jetzt nicht mehr nationale Mächte, sondern die Macht internationaler Konzerne und Finanzinstitute, die das Geschehen bestimmen. Immer noch gibt es die „Billiglohnländer“, wo Millionen Menschen zu Hungerlöhnen und unter katastrophalen sozialen Bedingungen die Massenware für den Weltmarkt produzieren. Immer noch gibt es die armen „Rohstoffländer“, deren Reichtümer von Unternehmern aus fernen Kontinenten ausgebeutet und gewinnbringend weiterverarbeitet werden. Für die Betroffenen macht es kaum einen Unterschied, dass die „Kolonialherren“ jetzt nicht mehr europäische Könige, Generäle und Kolonialgouverneure sind, sondern internationale Konzernchefs, Manager und Investoren (die zum Teil selbst aus ehemals kolonialisierten Ländern kommen).

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1.2 Versorgung oder Ausbeutung

Damit wir da nichts falsch verstehen: Nicht Weltwirtschaft und Welthandel sind das Problem. Im Gegenteil: Ohne sie wäre die Weltbevölkerung mit mehr als sieben Milliarden Menschen gar nicht mehr zu versorgen. Vieles läuft da auch durchaus verantwortlich und fair ab. Es gibt aber Fehlentwicklungen und Auswüchse mit furchtbaren Folgen. Nur ein Beispiel: In Zeiten wo die Zinsen für Geldanlagen weltweit niedrig sind, scheinen Spekulationen der einzige Weg zu sein, in kürzester Zeit und ohne eigene Arbeit viel Geld zu verdienen. Ein gegenwärtiger Trend ist die Spekulation mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Weizen, Mais, Reis, Soja …) die gleichzeitig Grundlage der Ernährung der Weltbevölkerung sind und mit landwirtschaftlich nutzbaren Böden, die man in Hoffnung auf steigende Preise brach liegen lässt. Die Preisschwankungen und künstlichen Mangelsituationen, die durch solche Spekulationen verursacht werden, können Millionen von Menschen ins Elend treiben, schlimmstenfalls dem Hungertod preisgeben. Die Spekulanten stört das wenig.

So haben viele (in den Industrieländern ebenso wie in den Entwicklungsländern) das Empfinden: Nur die wenigen weltweit Handelnden (und vor allem die Rücksichtslosesten unter ihnen) profitieren von der Globalisierung der Märkte, alle anderen sind unwissende und hilflose Figuren im Welt-Manager-Schach, die am Ende die Zeche bezahlen. Sie spüren die weltweiten Folgen, sehen aber keinerlei Möglichkeiten die Vorgänge zu durchschauen oder gar (etwa durch Wahlen) auf sie Einfluss zu nehmen.

Das ist schlimm, denn eine gut organisierte und verantwortlich geführte Weltwirtschaft, in der die Freiheit des Wirtschaftens und Handelns garantiert ist, die aber gleichzeitig die Auswüchse hemmungsloser Gier und verantwortungsloser Ausbeutung rigoros zurückschneidet, wäre eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die großen Geißeln der Menschheit (Mangel an Nahrung, sauberem Trinkwasser, Bildung, medizinischer Versorgung, ausreichend bezahlter Arbeit, sozialer Sicherung bei Krankheit, Behinderung und Alter …) allmählich ihren Schrecken verlieren. Die wirtschaftliche Globalisierung kann erst dann eine menschenwürdige Entwicklung nehmen, wenn sie sich von ihren kolonialen Wurzeln und ihren ausbeuterischen Grundeinstellungen löst. Über die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in denen das möglich werden könnte, wird noch zu reden sein.

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2 Globale Gesellschaft und staatliche Verfassung

Braucht eine globale Gesellschaft noch eine einzelstaatliche Verfasstheit? Sind nicht die Grenzen von Ländern längst zu Hindernissen geworden für den freien Verkehr von Menschen und Gütern? Brauchen wir noch die überkommene Einteilung der Erde in getrennte Nationalstaaten?

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2.1 Nationalstaaten für eine globale Gesellschaft?

Die heute üblichen Nationalstaaten sind eine relativ junge Erscheinung der Neuzeit. Jahrtausendelang hat die Menschheit ohne sie existiert. Die Formel „Ein Volk mit gemeinsamer Geschichte, eigener und einheitlicher Sprache und Kultur in seinem eigenen Land mit eigener Regierung und eigenem Recht” hatte kaum jemals in der Realität der Länder und Völker seine Gültigkeit. Es gab kaum jemals ein abgegrenztes Land, in dem ein einheitliches Volk mit gemeinsamer Herkunft, Sprache und Kultur lebte (in Europa jedenfalls nicht mehr seit der Völkerwanderung im 3. bis 6. Jahrhundert). Fast alle Völker sind Mischvölker mit Mehrheiten und Minderheiten, und fast alle sind von irgendwo her in das Land eingewandert, in dem sie jetzt leben (oder haben es gewaltsam erobert). Fast alle heute existierenden Ländergrenzen sind durch frühere Gewaltakte (Kriege und Diktate) entstanden.

Schon früheste Menschen-Gemeinschaften, Familienclans, Gruppen und Horden von einigen Dutzend oder Hundert Mitgliedern waren keine einheitlichen „Völker”. Auch da gab es schon Binnenstrukturen mit bestimmenden Mehrheiten, geduldeten Randgruppen und unterdrückten Minderheiten, meist versklavte „Kriegsbeute”.

Die Großreiche der Frühgeschichte am Nil, am Euphrat und Tigris oder am Indus waren keine „National­staaten” im heutigen Sinn. Meist bestanden sie aus einem Völkergemisch unter der Herrschaft einer Familiendynastie, die aus der jeweils stärksten und kulturell bestimmenden Volksgruppe kam. Noch deutlicher war die differenzierte Herkunft des „Volkes” in den Reichen der klassischen Antike (z. B. im Reich Alexanders des Großen oder im Römischen Reich) oder bei den König- und Kaiserreichen des europäischen Mittelalters: Die bestanden oft aus Dutzenden von eroberten (seltener auch freiwillig angeschlossenen oder angeheirateten) Gebieten und Volksgruppen, die von der Zentralmacht einer Herrschergestalt und deren Dynastie oder der Kraft eines Herrschafts­systems zusammengehalten wurden.

Eine „ethnische Säuberung” eines Landes (wie man es im Zwanzigsten Jahrhundert hier und da anstrebte und manchmal auch mit Gewalt durchzuführen versuchte) wäre zu keiner Zeit der Geschichte tatsächlich irgendwo möglich und „erfolgversprechend” gewesen; man hätte jeweils einen großen Teil dessen, was man für das eigene Volk hielt, mit „wegsäu­bern” müssen. Die (theoretisch postulierte) Grundlage der Nationalstaaten (das eine und einheitliche Volk, das sich seinen eigenen Staat schafft) war und ist fast nirgendwo existent.

Es ging ja in Wirklichkeit den Herrschenden der nationalistisch geführten Staaten nie um ihr „Volk“. Die Nationalisten des sogenannten “Dritten Reiches“ in Deutschland z. B. schickten bewusst und ohne zu zögern Millionen Männer ihres eigenen Volkes in einen völkermordenden Krieg, nicht um damit ihr Volk zu stärken (sie nahmen es ja bewusst in Kauf, ihr Volk durch den von ihnen selbst herbeigeführten Krieg millionenfach zu schwächen), sondern, um ihren eigenen Machtbereich in Gebiete auszuweiten, in denen andere Völker lebten. Und als dann Millionen deutsche Männer und Frauen umgekommen waren und die Städte in Trümmern lagen, kommentierte Hitler nur wegwerfend: „Das deutsche Volk war meiner nicht wert.“

Die Idee vom Nationalstaat wurde in der Geschichte der Menschheit immer dann lebendig, wenn innerhalb eines Herrschaftsbereichs Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Volksgruppen benachteiligt, ausgegrenzt und unterdrückt wurden. Dann wurde der Wunsch übermächtig, ein eigenes Gemeinwesen einzurichten und weiterzuentwickeln, in dem die bisher Unterdrückten gleichberechtigte Teilhaber (wenn nicht gar die nunmehr vorherrschende Klasse) sein konnten. Der Nachteil dieser Idee ist, dass sie auf der Selbstbehauptung und Konkurrenz der Völker beruht. Der stärkste Nationalstaat hat die Macht, die schwächeren zu unterwerfen und tributpflichtig zu machen. Das Zeitalter der Nationalstaaten wurde zwangsläufig zum Zeitalter der Völker-Kriege.

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2.2 Demokratie als „schwacher Staat“?

Unsere Vorstellungen von „Herrschaft” stammen aus der Erfahrung von Jahrtausenden: Einer oder wenige „da oben” bestimmen, was zu geschehen hat und die vielen „hier unten” müssen gehorchen. Und dies, weil angeblich nur so Großartiges geleistet werden kann: Der Bau der Pyramiden von Gizeh, die Eroberung eines Weltreiches durch Alexanders den Großen, die Kolonisierung Amerikas, Afrikas und Asiens, der Absolutismus des „Sonnenkönigs” und die Schlösser von Versailles … Die Frage ist nur: Können wirklich nur große Einheiten mit zentralen Machtpositionen Großes vollbringen und ist die Demokratie wirklich (wie oft gesagt wird) eine Gemeinschaftsform der Mittelmäßigkeit und der Langeweile?

Die Zeitspanne der Demokratisierung (die ja bisher nur in wenigen Ländern wirklich einigermaßen konsequent stattgefunden hat) ist im Vergleich zur Jahrtausend-Erfahrung mit absoluten Mächten geradezu winzig. Und auch da empfinden sich die Regierenden, wenn sie denn einmal gewählt sind, gern als „Herrscher auf Zeit”. Trotzdem: In den wenigen wirklich demokratischen Ländern und von ihnen ausgehend hat sich in kürzester Zeit das Gesicht der Erde stärker verändert (und zum Positiven verändert!) als je zuvor: Noch nie in der Geschichte der Menschheit hatten so viele Menschen Anteil an Wohlstand, Rechtssicherheit, Freiheit, Frieden, Gesundheits- und Altersvorsorge … wie in diesen demokratischen Ländern, und das trotz aller Mängel an demokratischer Gesinnung, die auch dort bei vielen der „Herrschenden” und „Beherrschten” immer noch vorhanden ist.

Die Frage ist ja: Sind wirklich nur zentralistische Machtkonzentrationen in der Lage großartige Gemeinschaftsleistungen zu vollbringen? Und selbst wenn es so wäre (und wir werden sehen, es ist nicht so), dann bliebe immer noch die viel wichtigere Frage: Sind die Pyramiden von Gizeh und die Schlösser von Versailles oder die Eroberung großer Reiche wirklich eine größere und wertvollere Leistung als Frieden und Wohlstand für möglichst viele, ja, möglichst alle Menschen? (siehe auch den Themenbeitrag „Reich Gottes und Demokratie“)

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2.3 Freiheit oder Sicherheit?

Diese beiden Begriffe benennen einige der drängendsten Fragen gegenwärtiger Politik: Wieviel Freiheit muss man notfalls opfern, um ein ausreichendes Maß an Sicherheit zu gewährleisten? Wieviel Überwachung und Reglementierung sind in Zeiten terroristischer Bedrohung unumgänglich, um das Leben der Menschen zu schützen und wo schlägt die Überwachung in umfassende Bespitzelung und die Reglementierung in totalitäre Unterdrückung um? Kann man das Internet als freies, überall verfügbares und für jeden zugängliches Medium erhalten angesichts der Tatsache, dass es zunehmend für kriminelle und radikalpolitische Zwecke missbraucht wird? Was kann man tun angesichts einer Entwicklung, durch die ganze Staaten und deren Regierung und Verwaltung von weltweit agierenden maffiös-kriminellen Organisationen überwuchert und korrumpiert werden?

Eines ist für alle erkennbar und unumstritten: National begrenzte Maßnahmen sind nicht geeignet, globale Gefahren und Fehlentwicklungen abzuwehren. Die verlockende Alternative, nämlich globale Superstrukturen zur Gefahrenabwehr zu schaffen (z. B. eine Art „Weltsicherheitsagentur“ mit weltweiten Überwachungs- und Handlungs-Vollmachten), trägt die noch viel größere Gefahr in sich, dass daraus globale Gleichschaltungs- und Unterdrückungsapparate werden könnten, deren Zugriff man wegen ihrer weltweiten Zuständigkeit nirgends mehr entkommen könnte.

Ein möglicher Ausweg ist erkennbar: Kooperation statt Hierarchie.

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2.4 Kooperation statt Hierarchie

Die Demokratie hat sich keineswegs als „schwacher Staat“ erwiesen, sondern als stark und erfolgreich, wenn es darum geht, Freiheit und Wohlstand für alle anzustreben. Trotzdem: Gibt es nicht Gemeinschaftsaufgaben der Gesellschaft, die so umfassend und bedeutend sind, dass sie große und stabile Rahmenbedingungen, also zentral geführte staatliche Strukturen und Institutionen brauchen, z.B. für die Schaffung und Erhaltung einer überregionalen Infrastruktur? Ich meine: Nein. Schon heute funktionieren große Infrastrukturprojekte über Ländergrenzen hinweg (z.B. das europäische Straßen- und Eisenbahnnetz) und die nationalen Zuständigkeiten erweisen sich eher als Hindernisse.

Wie aber könnten die Alternativen aussehen? Der heute meist beschrittene Weg, die Begrenzungen der Nationalstaaten zu überwinden, führt in die falsche Richtung: Man versucht der staatlich organisierten Einengung zu entkommen durch die Bildung von überstaatlichen Superorganisationen, die sich mit eindruckmachenden Kürzeln schmücken: UN, EU, NATO, WTO usw. (siehe den Kurzbeitrag „Die eingesperrte Demokratie“). Der einzelne Bürger aber wird dabei den Verdacht nicht los, dass die überstaatlichen Großorganisationen ihn nur noch kleiner machen und noch bedeutungsloser gegenüber der Übermacht der großen anonymen Institutionen, die immer detaillierter in sein alltägliches Leben eingreifen.

Es geht hier um eine Grundsatzentscheidung: Kooperation oder Hierarchie? Was ist hier mit Kooperation gemeint? Ich will das an einem Beispiel aus der Wirtschaft verdeutlichen: Ein Auto wird heutzutage nicht mehr von einer einzigen Firma gebaut, sondern eine Firma (z. B. VW, BMW usw.) organisiert ein Netzwerk von selbständigen Zulieferern, die „just in time” alle nötigen Teile liefern, aus denen ein Auto zusammengesetzt werden kann (auch viele der heute noch zentralisierten Fertigungsabschnitte, ließen sich so noch weiter dezentralisieren). Und es stellt sich heraus: Eine solche Kooperation eigenständiger Unternehmen zur Entwicklung und Produktion eines sehr komplexen Produktes (z. B. eines Autos) ist flexibler und leistungsfähiger als ein riesiges, nach außen abgeschlossenes und nach innen hierarchisch durchstrukturiertes Einzelunternehmen. Diese Erfahrung ließe sich auch auf die Verwaltungsstruktur regionaler Sprach- und Kulturgemeinschaften und auf deren überregionale Zusammenarbeit übertragen. So müsste es in einer globalisierten Welt ganz gewiss keine „Weltregierung“ geben und keine „Weltpolizei” (eine Schreckensvorstellung!), sondern je nach Bedarf Kooperation von selbständigen regionalen Kräften für überregionale Herausforderungen und Aufgaben, welche die regionalen Kräfte überfordern.

Zwei verschiedene Modelle stehen zur Verfügung, wie das Miteinander der Menschen im engeren und weiteren oder gar im globalen Rahmen organisiert werden kann: Kooperation oder Hierarchie. Im Vergleich trägt das Kooperations-Modell einen zweifachen Sieg davon: Es ist erstens leistungsfähiger (leistungsfähiger vor allem dann, wenn es darum geht, allen Beteiligten eine gerechte Teilhabe an den Gütern und Errungenschaften der Gemeinschaft zu sichern, aber auch bei der Komplexität und Qualität der Produkte) und es ist zweitens humaner, also dem Wesen des Menschseins angemessener und gerechter, denn in den hierarchischen Systemen haben ja nur die zahlenmäßig äußerst kleinen herrschenden Schichten Zugang zu den wichtigsten Ressourcen und Entscheidungsabläufen.

Die Frage ist, ob sich diese positive Erfahrung aus der Wirtschaft auch auf politische Einheiten und Strukturen übertragen ließe. Bezogen auf die oben gestellte Frage „Freiheit oder Sicherheit“ ist die Antwort eindeutig: Sicherheit in Freiheit wäre gewiss nicht durch eine zentral gesteuerte (z. B. europaweite) Super-Polizei zu schaffen, sondern nur durch Kooperation von regionalen Polizeikräften, welche die jeweilige Lage vor Ort kennen und die personell und technisch so ausgestattet sind und deren Zusammenarbeit so effektiv organisiert ist, dass diese Kooperation auch optimal gelingen kann. Allgemeiner gesprochen: Wäre es möglich, die Weltgemeinschaft als Kooperation eigenständiger regionaler Verwaltungseinheiten zu organisieren, die nicht durch nationale oder gar übernationale Machtstrukturen, sondern durch die einigende Kraft einer gemeinsamen demokratischen Gesinnung zusammengehalten wird? Das wird uns noch weiter beschäftigen (siehe Abschnitt 4 „Ethische Grundlagen einer globalen Gesellschaft“). Zunächst geht es aber um die Frage, wie man die geografischen und sozialen Grundlagen einer zunehmend global organisierten Gesellschaft regional strukturieren könnte.

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2.5 Struktur ohne Grenzen

Es geht um die Balance zwischen Globalität und Regionalität, zwischen Freiheit des Einzelnen und Zusammengehörigkeit aller. Unsere Zukunft braucht beides. Kommt diese Balance aus dem Gleichgewicht, droht entweder eine globale Diktatur oder weltweites Chaos. „Es muss doch irgendwelche erkennbaren Strukturen und Zuständigkeiten geben für die notwendigen Einrichtungen und Verwaltungsabläufe in der Gesellschaft“, sagt man „und es muss öffentliche Institutionen geben, um entsprechende Regelungen zu erarbeiten und umzusetzen!“ Selbstverständlich (denn Anarchie wäre nichts anderes als die Rückkehr zum Gewaltrecht des Stärkeren), nur müssen sich solche Strukturen nicht an nationalen Grenzen orientieren, über die irgendwann einmal auf den Schlachtfeldern der Vergangenheit zugunsten der Mächtigsten, Aggressivsten und Rücksichtslosesten entschieden wurde. Wenn wir einmal den Versuch machen würden, die Kriege und Gewaltakte der Jahrhunderte herausrechnen aus den Landkarten der Erde, so blieben ganz andere Strukturen übrig, als wir sie heute kennen, nämlich geografisch begründete und kulturgeschichtlich gewachsene regionale Einheiten, keine Machtgebilde, sondern Lebens-, Arbeits-, Kultur- und Begegnungsräume für ihre Bewohner und Besucher:

  • Kleinregionen, die einige Dörfer und kleinere Städte oder auch Teile einer Großstadt umfassen, in einer Landschaft, die sich als geografische Einheit wahrnehmen lässt, mit einer Bevölkerung, die eine relativ dichte und direkte interne Kommunikation „von Mensch zu Mensch“ praktiziert und die kulturelle Lebensweisen pflegt, welche sich in engem Kontakt untereinander und in vielfältiger Zusammenarbeit entwickelt haben, auch wenn sie von ihrer Herkunft und ihren Ausdrucksformen sehr verschieden sein können. Solche Kleinregionen bilden am ehesten das ab, was man gemeinhin unter „Heimat“ versteht.

  • Mittelregionen, die, aus mehreren Kleinregionen bestehend, sich durch Besonderheiten der Mentalität und der Sprache, der Lebens- und Arbeitsweisen ihrer Bewohner, der Siedlungsformen und Baustile, der Traditionen und des Brauchtums, der Kunst und der Literatur als kulturgeschichtlich gewachsene Einheit erkennen lassen (freilich auch mit einer Vielfalt an neueren kulturellen Einflüssen, die sich mit dem Bestehenden zu einer jeweils neuen und erweiterten Kulturform verbinden), in einer Landschaft, die geografisch und klimatisch eine bestimmte, aber keineswegs überall einheitliche Prägung hat.

    Ein für mich, da ich in Bayern lebe, „naheliegendes“ Beispiel für solche „Mittelregionen“ wären innerhalb des heutigen deutschen Bundeslandes Bayern die Regionen „Altbayern“ und „Franken“ (während das bayerische Schwaben eher zu den weiter westlich gelegenen schwäbischen Regionen passen würde). Beide genannten Regionen haben jeweils in sich sehr enge und weit zurückreichende historische Beziehungen und eine deutlich ausgeprägte sprachliche und kulturelle Identität.

  • Großregionen, die, aus mehreren Mittelregionen bestehend, durch eine gemeinsame Sprache und Geschichte ihrer Bevölkerung geprägt sind und sich darstellen als je besondere Einheit von zusammenhängenden Landschaften mit ihren Menschen und deren Kultur. (z. B. die europäisch-deutschsprachige Region, ebenso wie die europäisch-französisch-, polnisch-, italienisch- … sprachigen Regionen, oder wie die südamerikanisch-portugiesisch- oder spanischsprachigen und die mehrheitlich von ihren Ureinwohnern bewohnten Regionen Südamerikas usw.). Diese Großregionen müssten jedoch keine Machtgebilde sein (die um so mächtiger wären, je größer und reicher sie sind und die dann benachbarte Regionen überfallen und „erobern“ könnten), sondern Lebens-, Arbeits-, Kultur- und Begegnungsräume, die von der Kooperation ihrer Klein- und Mittelregionen leben und die ihrerseits in Kooperation mit anderen Großregionen die Bevölkerung und Kultur, die Lebens- und Arbeitswelt der Kontinente bilden.

Solche Strukturierung der Länder und Kontinente in Klein-, Mittel- und Großregionen, wertet die geografischen, kulturellen und historischen Grundlagen der Gesellschaften auf und die machtpolitischen und kriegerischen Vorgänge der Vergangenheit (und Gegenwart!) und deren Auswirkungen ab. Diese Regionen haben selbstverständlich einen geografischen Zuschnitt und ihre Institutionen regionale Zuständigkeiten, aber sie brauchen keine „Grenzen“, die Nachbarn trennen und Verbindungen abschneiden.

Die sprachlichen und kulturellen Minderheiten in diesen Klein-, Mittel und Großregionen können und sollen dort ihre Besonderheiten pflegen, müssen aber doch insofern offen für die jeweilige Mehrheitsgesellschaft sein, dass sie in ihr kommunikationsfähig sind und sie sich in die jeweils geltende Rechtsordnung und Gesellschaftsform integrieren können und wollen. Wo Mehrheitsgesellschaften durch gewaltsame Eroberung und Kolonisierung fremder Länder und Kontinente entstanden sind (z. B. in Amerika oder Australien), müssen die Lebens- und Besitzrechte, die Sprache und Kultur der Ureinwohner (soweit sie als solche noch historisch identifizierbar sind) besondere Berücksichtigung finden, müssen die Überlebenden Anerkennung und Unterstützung erfahren, müssen die Reste der ursprünglichen Bevölkerung als Kultur- und Lebensgemeinschaft gerechte Lebensbedingungen und entsprechende Freiräume bekommen.

Die Entwicklung der Europäischen Union zeigt wenigstens in Ansätzen, dass eine solche „Struktur ohne Grenzen“ möglich ist und dass sie für alle Beteiligten von großem Vorteil sein kann. Aus Nationalstaaten mit je eigener und eigensüchtiger Politik, die Jahrhunderte lang Völker-Kriege geführt haben, ist eine Gemeinschaft mit offenen Grenzen geworden (Schengen-Raum), mit gemeinsamer Währung und (in Ansätzen) gemeinsamer Politik. Und wir sehen: Das tut der je besonderen Sprache, Kultur und Identität der Völker und Volksgruppen keinen Abbruch. Die Schweiz hat im Kleinen diese Koexistenz von Sprachen und Volksgruppen schon seit Jahrhunderten erfolgreich vorgelebt, ohne dass die Identität der Regionen und kulturellen Besonderheiten dabei verloren gingen.

Im folgenden Kapitel geht es um die Frage, ob die Globalisierung zwangsläufig zur Einebnung der personalen und ethnischen Eigenarten und zum Verblassen der persönlichen und gemeinschaftlichen Identitäten führen muss.

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3 Personalität und Identität in der globalen Gesellschaft

Im Abschnitt 2.1 „Nationalstaaten für eine globale Gesellschaft?“ (siehe dort), wird gefragt, ob eine globale Gesellschaft noch eine einzelstaatliche Verfasstheit braucht, und es wird begrün­det, warum Nationalstaaten in einer immer weitergehend globalisierten Gesellschaft eher störend als hilfreich sind.

Die Infragestellung nationalstaatlicher Abgrenzungen bedeutet allerdings nicht, dass die gängigen Utopien von einem „Welt-Einheits-Staat” mit einer zentralen Weltregierung (deren Übermacht sich alle regionalen Mächte unterzuordnen hätten) die bessere Alternative wäre, auch nicht, dass eine Art „liberalistische Welt-Markt-Anarchie” erstrebenswert sei, die mit wenigen „Spielregeln” in einem angeblich „globalen freien Markt”, den rücksichtslosesten der „Global Player” erlaubt, das Geschehen zu bestimmen. Eine regionale Strukturierung mit regionalen Zuständigkeiten ist auch in einer globalen Gesellschaft richtig und notwendig (siehe Abschnitt 2.5 „Struktur ohne Grenzen“). Die Frage ist nur, ob die sich auch in Zukunft noch auf „Nationen” und deren nach außen abgegrenzten Staaten beziehen müssen. Fast alle heute gültigen nationalen Grenzen sind Ergebnisse von Kriegen und Bürgerkriegen, von Eroberungen und Kolonialisierung, zusammengefasst ausgedrückt: Ergebnisse von Gewaltakten.

Was aber könnte an die Stelle der heutigen Nationalstaaten treten? Welche Organisationsform von Gemeinschaft ist dem Menschsein angemessen? Sehen wir auf die Grundlagen menschlichen Miteinanders: Jeder dem Kleinkindalter entwachsene Mensch hat und braucht ein „Selbst-Bewusstsein”, eine „Ich-Identität”, durch die er sich seiner eigenen Existenz bewusst wird als unterscheidbar von allen anderen (siehe den Themenbeitrag „wer bin ich?“). Jeder Mensch hat und braucht zugleich auch ein „Wir-Bewusstsein”, eine Wir-Identität, die aus der Zugehörigkeit zu verschiedenen Wir-Gemeinschaften kommt und ohne die er nicht als soziales Wesen in sozialen Beziehungen leben und handeln kann.

Das bedeutet: Eine globale Gesellschaft braucht keine nationalen Grenzen, die „uns” von „den anderen” trennt, sie braucht aber Lebensräume und Entfaltungsmöglichkeiten für historisch gewachsene Kulturen und Identitäten, die den Einzelnen von den jeweils anderen unterscheidet, ohne ihn von diesen anderen zu trennen. Die oben genannten menschlichen Grundbedürfnisse „Ich-Identität” und „Wir-Iden­tität” müssen auch (und erst recht) in einer globalen Gesellschaft eine angemessene Erfüllung finden.

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3.1 Identität durch Zugehörigkeit

Menschen können nicht für sich allein ein „Selbstbewusstsein“, das heißt, ein Bewusstsein der eigenen Identität und Besonderheit entwickeln. Sie brauchen dazu die Rückmeldung von außen in Situationen der Zuwendung und Auseinandersetzung mit Menschen in der Nähe und in der Distanz. Ohne die Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen bliebe das eigene Selbstbild weitgehend konturlos und inhaltsleer. Das bedeutet: Erst recht in einer globalisierten Menschheitsgesellschaft braucht jeder Mensch auch Wir-Gemeinschaften im Nahbereich seiner Erfahrungswelt.

Die erste und natürliche Wir-Gemeinschaft jedes Menschen ist seine Familie. Durch sie ist eine grundlegende biologische, soziale, emotionale, geistige und historische Zugehörigkeit gegeben. Diese vertraute soziale Umgebung wird sich im Laufe der Kindheit und Jugend ausweiten um eine erweiterte Verwandtschaft, Freundschaft, Nachbarschaft …

Sehr viel weniger bewusst, aber doch in allen Phasen der persönlichen Entwicklung tief prägend ist der Einfluss der historisch gewachsenen Sprach-, und Kultur- und Volksgemeinschaft, in die ein Mensch hineingeboren wird und in der er aufwächst. Freilich hat er in späteren Jahren auch die Möglichkeit, sich von seiner Herkunftskultur bewusst zu distanzieren und sich einer anderen anzuschließen.

Zum dritten brauchen Menschen auch die Zugehörigkeit zu einer identitätsstiftenden Werte- oder Religions-Gemeinschaft, die ihre persönlichen inneren Sichtweisen und Haltungen durch überindividuelle Einstellungen und Werte stützt. Das mag manchmal eine sehr bewusste und entschiedene Zuordnung sein, oft eine eher unbewusste und kaum reflektierte. Trotzdem ist sie wichtig für die Sinnorientierung der eigenen Existenz. Solche Zuordnungen sind in der Regel kultur-historisch entstanden kultur-geografisch orientiert (z. B. die sogenannten „westliche Wertegemeinschaft“ oder die „östlichen Religionen und Philosophien“), können sich aber auch in verschiedenen Regionen und Kontinenten der Erde, in verschieden Sprach- und Kultur-Gemeinschaften (vor allem in den Großstädten) nebeneinander, manchmal sogar miteinander verwirklichen.

Darüber hinaus muss es jedem Menschen freigestellt sein, sich durch die Zugehörigkeit zu ganz verschiedenen frei zugänglichen Gemeinschaften, z. B. zu verschiedenen Berufs- und Standesorganisationen, Vereinen, Interessengruppen und informellen Gemeinschaften zu definieren. Diese müssen nicht notwendigerweise an eine bestimmte geografische Größe (ein gemeinsames „Land”) gebunden sein, werden aber doch meistens regionale Schwerpunkte bilden.

Identität durch Zugehörigkeit: Eine globale Gesellschaft braucht dingender als je den Schutz und die Erhaltung der sprachlichen, kulturellen, religiös-weltanschaulichen und ethnischen Identitäten seiner Volksgruppen, besonders auch seiner Minderheiten. Eine dem Menschsein gemäße Lebensweise ist, besonders bei zunehmender Globalisierung, nicht möglich ohne eine lokal und regional verankerte, ethnisch geformte, kulturell gefüllte und religiös-weltanschaulich begründete „Ich-Identität“ und „Wir-Identität“. Ohne die wird der Mensch zur humanen „Massenware“, die darauf abgerichtet ist, immer mehr sachlich-materielle Massenwaren zu konstruieren und zu konsumieren.

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3.2 Lokale Verankerung in einer globalen Gesellschaften

Eine globale Gesellschaft braucht keine nationalstaatliche Verfasstheit und keine trennenden politischen Grenzen, sie braucht aber regionale Strukturen, die sich sowohl an geografisch erkennbaren Landschaften als auch an historisch gewordenen Sprach- und Kultur-Gemeinschaften orientieren (siehe den Abschnitt 2.5 „Struktur ohne Grenzen“). Wobei es selbstverständlich ist, dass die sich vielfach überschneiden und geografisch nicht immer exakt festlegen lassen. Ein uns naheliegendes Beispiel: Die in Jahrhunderten gemeinsamer Geschichte gewordene und gewachsene europäisch-deutschsprachige Sprach- und Kulturgemeinschaft (genau so wie die französisch-, italienisch-, polnischsprachige usw.) ist zwar mehrheitlich an einen bestimmten geografischen Raum gebunden, ist aber dort (vor allem in den Großstädten) vielfach durchsetzt von anderen Sprach- und Kulturgemeinschaften und sie setzt sich selbst in Gebieten fort, in denen eine andere sprach­liche und kulturelle Zuordnung vorherrschend ist, z. B. in deutschsprachigen „Kulturinseln“ auf anderen Kontinenten.

Eine globale Gesellschaft braucht nicht mehr einzelstaatliche Strukturen, in denen jeder Nationalstaat eifersüchtig auf seine Eigenständigkeit pocht und jede Kritik an den innerstaatlichen Realitäten als (verbotene!) „Einmischung in die inneren Angelegenheiten” zurückweist (wobei der Begriff „innere Angelegenheiten” meist nur eine beschönigende Umschreibung für brutale Unterdrückung unliebsamer Minderheiten ist). Sie braucht aber Identität durch Zugehörigkeit und eine lokale Verankerung in einer globalen Gesellschaft.

Das Argument „Wenn eine kleine Machtelite oder ein alles bestimmender ´Führer´ das Sagen haben, dann können wir groß und stark werden und wenn wir groß und stark sind, können wir viele Völker und Regionen in unseren Machtbereich zwingen,“, stammt aus den Denkgewohnheiten hierarchisch zugespitzter und auf Abgrenzung und Konkurrenz ausgerichteter Gesellschaften. Die aber sind in einer immer weitergehend globalisierten Welt überholt und angesichts der technischen Möglichkeiten moderner Kriegsführung geradezu selbstmörderisch für die ganze Menschheit.

Auch die von manchen Mächten der Gegenwart gewollte und geförderte ethnische und kulturelle „Durchmischung“ der Weltbevölkerung entspricht nicht dem Bedürfnis der Menschen nach Personalität und Identität. Sie wird zwar manchmal nach außen hin als notwendige und friedensfördernde Überwindung von trennenden Barrieren dargestellt (siehe den Beitrag „Europa und die Flüchtlingskrise“), in Wirklichkeit strebt sie – bewusst oder unbewusst – auf eine Vereinheitlichung, ja Uniformierung der Menschheit zu. Man möchte den überall gleich verfügbaren und überwachbaren „Einheitsmenschen“, der wirtschaftlich überall gleichermaßen nutzbar ist und der als Vereinzelter in der uniformen Masse den Machtansprüchen der Weltmächte keinen Widerstand entgegenzusetzen vermag. Solche Bestrebungen sind jedoch auf lange Sicht kulturzerstörend und menschenfeindlich. Nicht nur, weil die Kräfte, die diese „Durchmischung“ vorantreiben, machtpolitisch auf Hegemonie und wirtschaftlich und auf Gewinnmaximierung hin motiviert sind, sondern auch, weil deren bevorzugte Mittel Armut, Hunger, Gewalt und Krieg, Entwurzelung, Vertreibung und millionenfache Fluchtbewegungen sind.

Eine geografisch, historisch und kulturell strukturierte und regionalisierte Weltgemeinschaft, die durch die Kooperation ihrer Regionen und Kulturen verbunden ist, bietet ein menschenwürdiges Gesellschaftsmodell für eine globale Menschheitsgesellschaft. Diese kann jedoch nicht ohne gemeinsame geistige und ethische Grundlagen auskommen. Sie braucht als gemeinsames und einigendes Fundament globale Werte und Grundordnungen, die nicht im Detail das Leben und Zusammenleben der Menschen regeln, die aber gemeinsame und ethisch begründete Rahmenbedingungen für das Leben und Handeln vorgeben. Erst auf dieser gemeinsamen und alle gleichermaßen verpflichtenden Grundlage können dann auch Einzelheiten des täglichen Lebens mit Hilfe von regionalen Verwaltungsabläufen durch demokratisch gewählte Gremien ohne „Herrschaftsauftrag” geregelt werden.

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4 Ethische Grundlagen einer globalen Gesellschaft

Was sollte eine globale Gesellschaft zusammenhalten, wenn sie „nur“ in gleichberechtigte und eigenverantwortliche Regionen gegliedert wäre? Was sollte die dann notwendige Kommunikation und Kooperation „auf Augenhöhe“ regeln? Wie sollten überregional bedeutende Projekte verwirklicht werden? Wie sollten sich dann Streitfälle schlichten und Interessenkonflikte beilegen lassen? Wie sollten Frieden und Sicherheit gewährleistet werden? Die Antwort für eine globale Gesellschaft lautet: Nicht durch zentrale Anwendung von Macht, sondern durch gemeinsame Akzeptanz ethischer Grundsätze. Eine regional differenzierte globale und demokratische Gesellschaft ist ohne eine gemeinsame und alle verpflichtende ethische Grundlage nicht lebensfähig.

Eine solche ethische Grundlage müsste aus zwei gleichgewichtigen Aspekten bestehen: Erstens aus einem formulierten Menschenrecht, das für alle Menschen ohne Ausnahme gleiche Rechtsbedingungen schafft und zweitens aus einer inneren ethischen Gesinnung (wenigstens bei einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung, alle wird man sicher nicht erreichen), die bereit ist, jedem Mitmenschen die gleichen Rechte und den gleichen Wert zuzumessen, wie sich selbst.

Global gültige Menschenrechte und ethische Normen und regional zuständige Verwaltungseinheiten, durch die solche Normen in konkret politisches Handeln umgesetzt werden und die als gleichberechtigte Partner regional und überregional kooperieren, das ist ein Gesellschaftsmodell, das der entstehenden globalen Weltgesellschaft angemessen wäre.

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4.1 Weltöffentlichkeit und Weltethik

Noch nie in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte gab es, so wie heute, eine gemeinsame, alle Länder und Kontinente umfassende Weltöffentlichkeit (trotz aller Abschottungsmaßnahmen, mit denen totalitäre Regime ihre Bürger von eben dieser Weltöffentlichkeit fernhalten wollen). Noch nie waren die politischen, wirtschaftlichen, finanziellen, juristischen, aber auch wissenschaftlichen, kulturellen, weltanschaulichen und religiösen Belange der ganzen Menschheit so eng miteinander verbunden und so sehr voneinander abhängig wie heute. Wir stehen, wie nie zuvor, an einer Zeitenwende, an der Wende von den traditionell verschieden geprägten Regional-Gesellschaften zu der einen globalen Menschheits-Gesellschaft.

Ich will das mit dem Bild von einer Seenlandschaft verdeutlichen: Stellen wir uns vor: In einer weiten Talsenke liegen mehrere verschieden große Seen, in die verschiedene Zuflüsse münden: kleine Bäche mit klarem Wasser, aber auch verseuchte Abwässer von Häusern und Fabriken. Jeder dieser Seen hat seinen besonderen Charakter, je nach seiner Lage, der Wasserqualität und den Pflanzen und Tieren, die in ihm leben. Manche der Seen sind noch relativ sauber und gesund, andere enthalten soviel Abfall und Giftstoffe, dass sich in ihnen kaum noch Leben regt. Nun aber ist eine nie dagewesene Überschwemmung im Gang, eine globale Daten- und Informationsflut ungeheuren Ausmaßes. Alle Dämme sind gebrochen; alle Wasser strömen ineinander und vermischen sich; ein einziger großer See entsteht. Noch halten die Selbstreinigungskräfte des großen Sees der Verschmutzung stand, aber er steht auf der Kippe. Schon eine kleine Menge von zusätzlichem klaren Wasser (oder auch von neuem Schmutz) kann darüber entscheiden, ob die Ökobilanz des ganzen Sees kippt, ob der große „See” (= globale Gesellschaft) und die kulturelle Vielfalt in ihm als friedlicher und menschenwürdiger Lebensraum erhalten bleibt oder nicht.

Durch eine weltweite Kommunikation, die es diesem Umfang, in dieser Intensität und Dichte noch niemals gegeben hat, entsteht aber nicht nur eine die ganze Menschheit umfassende Weltöffentlichkeit, sondern (unbewusst und von den meisten unbemerkt) auch eine neue, alle Kontinente und Kulturen übergreifende gemeinsame Weltethik, die nach und nach die ethischen Grundpositionen der einzelnen Kulturen, die in Jahrtausenden und in relativer Isolation entstanden waren, ablöst und ersetzt. Diese Entwicklung ist schon längst im Gange. Wir haben gar nicht mehr die Option zu sagen: „Wir wollen das nicht, wir wollen unsere eigene bei uns gültige Ethik beibehalten.“ Unsere Gegenwart heute ist der Zeitraum, in dem eine kollektive Ethik der Menschheit, also das, was weltweit und über die Grenzen der verschiedenen Kulturen hinweg, als richtig oder falsch gilt, was als erwünscht oder unerwünscht, erlaubt oder verboten, „gut” oder „böse” angesehen und gewertet wird, und die Ansicht (ja, im schlimmsten Falle der Zwang), wie man „korrekterweise” zu denken, zu reden und zu handeln hat, seine entscheidende und für lange Zeit gültige Ausformung und Begründung erfährt.

Die Entstehung einer Weltethik ist zunächst einmal positiv zu werten, als nie dagewesene Chance, das Zusammenleben aller Menschen auf eine einheitliche und gemeinsame ethische Grundlage zu stellen. Beides ist für eine menschenwürdige Entwicklung der Zukunft lebensnotwendig: Einerseits eine regionale Verankerung der Völker und Kulturen mit regionaler und überregionaler Kooperation ihrer Institutionen und andererseits ein weltweit gültiges und gemeinsam verantwortetes ethisches Fundament.

Die Globalisierung ist unausweichlich, aber es ist noch nicht entschieden, in welche Richtung sie sich entwickeln wird. Sie kann eine großartige soziale, politische wirtschaftliche und ethische Erneuerung der Menschheit bewirken. Sie kann aber auch eine nie dagewesene Bedrohung darstellen. Ob der kalte, egoistische Selbstbehauptungswille der verschiedenen Individuen und gesellschaftlichen Interessengruppen in harter Konkurrenz und rücksichtsloser Durchsetzungskraft den Ton angeben wird (vielleicht auch eine ideologisch-religiöse Weltbevormundung, ein weltumfassender Gesinnungsterror) oder ob es eine Mitmenschlichkeit sein wird, die auch den Schwachen und Bedürftigen ihren Lebensraum lässt, in der die in Jahrtausenden gewachsenen Kulturen ihren Lebens- und Entfaltungsraum haben und welche die Freiheit des Denkens und Glaubens, des Redens und Lebens garantiert, das wird heute und in der allernächsten Zeit entschieden. Und diese Entscheidung wird wohl für lange Zeit gültig bleiben.

Gewiss, die Völker der Erde können nun zu der einer Menschheitsfamilie werden, wie es seit den Anfängen von Gott gemeint und gewollt war. Wenn aber dann nicht die Menschenfreundlichkeit und die Nächstenliebe diese Welt regieren, sondern die Bosheit, die Habgier und das Machtstreben, die Lüge und die Verführung, der Betrug und die Ausbeutung, wenn dann die ökonomischen, ideologischen oder religiösen Absolutheitsansprüche das Handeln der Mächtigen bestimmen, mit Unterdrückung und Gewalt, mit Kampf und Krieg, dann wird diese Herrschaft so total sein wie nie zuvor. Dann werden die Fliehenden keinen mehr Ort haben, wo sie in Sicherheit wären. Dann werden die Verfolgten kein Land mehr finden, das sie aufnehmen und ihnen Schutz gewähren könnte. Noch nie war die Menschheit als Ganzes, bis zur letzten einsamen Südseeinsel, so dem Zugriff globaler Mächte ausgeliefert wie heute und noch mehr in der Zukunft.

Die Frage ist nur, was wird diese Zukunft bestimmen? Wird es die aufbauende Macht der Liebe sein oder die zerstörende Gewalt des (individuellen und kollektiven) Egoismus? Diese Frage wird heute und in den nächsten Jahren für lange Zeit entschieden. Und wir sind aufgefordert, diese Entscheidungsphase mitzugestalten. Christen aus verschiedenen Ländern und Kulturen, in verschiedenen Konfessionen und Gruppierungen, jeweils beheimatet in einer konkreten Glaubens- und Lebensgemeinschaft aber weltweit verbunden und vernetzt, können entscheidend dazu beitragen, dass nicht die Habgier, das Machtstreben und die Selbstüberhöhung die künftige globale Menschheits-Gesellschaft bestimmen, sondern die Menschenliebe Gottes, die zum Vor-Bild und Anstoß wird für ein sich wandelndes Klima weltweiter und kulturübergreifender Mitmenschlichkeit (Siehe den Themenbeitrag „AHaBaH – das Höchste ist Lieben“). Entscheidend dafür ist auch die Frage, welches Menschenbild wir haben.

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4.2 Was ist der Mensch?

(siehe auch den Themenbeitrag „Adam – wer bist du?“)

Die Bibel sagt: Materiell gesehen ist der Mensch gar nichts Besonderes. „Staub vom Erdboden” ist er, heißt es da (1. Mose 2, 7; siehe den Themenbeitrag „Schöpfungsglaube und modernes Weltbild”.) Und die Bibel hat recht: Die Atome, aus denen ein menschlicher Körper zusammengesetzt ist, unterscheiden sich in nichts von denen, die den „Staub vom Erdboden” bilden. Auch biologisch gesehen ist der Mensch nichts Besonderes. Biologisch funktioniert er genau so wie jedes andere Lebewesen auch. Und genetisch ist er den Säugetieren ganz eng verwandt. Das Besondere des Mensch-Seins liegt nicht in seiner Materie und nicht in seiner Biologie. Worin aber dann? Was macht denn dann das Mensch-Sein des Menschen aus? Die Bibel sagt: Das Besondere am Menschen liegt in seiner Berufung, liegt in dem, was er sein kann und werden soll (siehe den Themenbeitrag „sein und sollen“). Jedes Tier erfüllt den Sinn seines Daseins allein schon durch sein Da-Sein als Mit-Geschöpf im Beziehungsgefüge des Lebens. Es kann seinen Lebenssinn nicht verfehlen. Der Mensch aber hat die Erfüllung seines Lebenssinns als Aufgabe bekommen, die er erfüllen oder auch versäumen kann. Er ist das einzige Lebewesen, das den Sinn seines Daseins nicht in sich selbst hat, sondern ihn suchen und finden und als Berufung annehmen muss. Aber was ist das für eine Berufung? Das steht schon auf der ersten Seite der Bibel: 1.Mose 1, 26-27 (wörtliche Übersetzung):: Und (es) sprach Gott: Machen wollen wir Menschen in unserem Bild, gemäß unserer Gleichheit. (…) Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bilde Gottes schuf er ihn …

Der Mensch ist im Vergleich zu allem Vorangegangenen eine wirkliche Neuschöpfung Gottes, trotz seiner biologischen Nähe zu den Säugetieren. Und dieses „ganz Neue“ ist nicht materieller und nicht biologischer Art, sondern besteht in einer besonderen, nur die Menschen betreffenden Berufung: Die Schöpfung „Mensch“ soll „Bild“ sein, Ikone – Ikone Gottes, das heißt: sichtbare Darstellung des Schöpfers in der Schöpfung, anschaubare Vergegenwärtigung Gottes mitten in einer scheinbar gottlosen Welt. Dabei ist aber der Mensch keine optische Abbildung Gottes, als wäre Gott ein Wesen mit menschenähnlicher Gestalt, mit Armen und Beinen, mit Augen, Mund und Nase… (dann wäre ja Gott ein Abbild des Menschen, und so haben sich Menschen zu allen Zeiten ihre Götter vorzustellen versucht).

Nein, der Mensch ist keine optische Abbildung Gottes sondern eine wesentliche. Durch das Menschsein soll das Wesen Gottes in der Schöpfung anwesend sein. Aber, wer ist Gott, was ist denn sein eigentliches Wesen? Und wozu hat er uns geschaffen und was erwartet er von uns? Die Antworten auf solche Fragen sind von uns aus nicht zugänglich. Wir können mit den Mitteln menschlicher Erkenntnisfähigkeit nur so viel von Gott erfassen und mit den Mitteln menschlichen Sprache nur so viel von Gott aussagen, als er selbst sich uns offenbart.

Und Gott hat sich offenbart: In der Schöpfung, in der Geschichte Israels, im Leben, Reden und Handeln Jesu, auch in der Geschichte der Christenheit der vergangenen 2000 Jahre und in der Weltgeschichte und Heilsgeschichte bis heute. Und in dieser Selbstoffenbarung Gottes über Jahrtausende hinweg können wir wahrnehmen, dass die Existenz Gottes wesentlich in einem „In-Beziehung-Sein“ besteht, einem „In-Beziehung-Sein“, das wir mit den Mitteln der menschlichen Sprache (freilich völlig unzureichend, aber wir haben keine Alternative) mit dem Begriff „Liebe“ umschreiben. (siehe auch den Themenbeitrag „AhaBaH – das Höchste ist lieben“)

In der Bibel klingt das so: 1. Joh 4, 7-8: „Ihr Lieben, lasst uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe.“ Das also (das, was hier mit dem Begriff „Liebe” umschrieben wird), das ist es, was das Gott-Sein Gottes ausmacht, sie ist sein eigentliches „Wesen”, seine „Substanz”, seine „Identität”.

Die Bibel beschreibt (in deutscher Übersetzung) das Wesen Gottes in drei Worten: Gott – ist – Liebe. Damit ist alles Wesentliche über den Gott der Bibel ausgesagt: Sein Wesen ist ein „Für-den-andern-da-sein“ in voraussetzungsloser Annahme, uneingeschränkter Zuwendung, unerschütterlicher Treue und opferbereiter Hingabe. Und diese Liebe, die das Gott-Sein Gottes ausmacht, die soll nun als sein „Ebenbild” auch das Mensch-Sein des Menschen bestimmen. Das, was das Menschsein des Menschen ausmacht, ist die Fähigkeit zu lieben. Zu lieben aus bewusster Hingabe an ein Du. Zu lieben, auch wenn es für das eigene Ich Nachteile einbringt. Zu lieben, und koste es das eigene Leben.

Solche Liebe, die sich bewusst an ein Gegenüber hingibt, die nicht sich selbst erhöhen, sondern dem andern zur Erfüllung seines Menschseins und zur Freude am Dasein helfen will, die sich aus freiem Willen für eine Gemeinschaft engagiert und die sich sogar selbst unter Zurückstellung des eigenen kreatürlichen Lebenswillens für das Gefährdete und Verlorene einsetzen kann, um es zu retten, das ist das Göttliche, das sich im Menschsein widerspiegeln soll als sein Ebenbild und das durch den Menschen in der Schöpfung gegenwärtig und wirksam sein soll.

Diese Liebe soll zur Überwindung des universalen Ego-Prinzips der Evolution werden im Miteinander der Menschen. Sie ist das Gegenmodell zum „Kampf ums Dasein”, zum Prinzip vom „Fressen und Gefressen-werden” die sonst alles Leben beherrschen. Mitten in einer Natur, in der jedes Lebewesen um seinen Lebensraum und seine Lebensmittel kämpfen muss, schafft Gott mit dem Menschen ein Geschöpf, das die Möglichkeit hat, seinen Lebensraum bewusst als Raum der Gemeinschaft zu gestalten und seine Lebens-Mittel im bewussten Miteinander und Füreinander zu erwerben.

Wer und wie ist Gott? In der Bibel lesen wir nichts darüber wie Gott aussieht, aber die Bibel ist von der ersten bis zur letzten Seite voll davon, was Gott tut, was er aus Liebe tut. Darin also, im Tun der Liebe, soll der Mensch, soll jede menschliche Gemeinschaft, ja soll das Menschsein als Ganzes ein erkennbares „Abbild“ Gottes werden. Wer mich sieht, der sieht den Vater, sagt Jesus (Joh 14,9). Damit spricht Jesus für sich das aus, was eigentlich die Berufung allen Menschseins ist: Bild Gottes zu sein. Wenn man die Menschen anschaut, nicht wie sie aussehen, sondern wie sie miteinander leben und miteinander umgehen und wie sie einander lieben, dann soll man eine erste, vorsichtige Ahnung davon bekommen: So ist Gott.

Diese Verwirklichung des Menschseins als „Bild Gottes” musste und muss in jeder zeitgeschichtlichen Epoche und in jedem kulturellen Umfeld neu erkannt und konkretisiert werden. In unserer Gegenwart sehen wir uns dabei der noch nie dagewesenen Herausforderung gegenüber, dies im Rahmen einer globalen Gesellschaft zu versuchen. In ihr entsteht eine für viele ganz neue Situation, wo die bisher mehr oder weniger abgegrenzten politischen, wirtschaftlichen, ethnischen, kulturellen und religiösen Eigenarten, Besonderheiten und Interessen einerseits ineinander verfließen, andererseits aber eine Nähe, Häufigkeit und Intensität der Begegnung erfahren, durch die neue Gemeinsamkeiten, aber auch neue Spannungsfelder und Konfrontationen entstehen können. In all dem soll und kann die Berufung des Menschseins als Ebenbild seines Schöpfers zur Grundlage einer Ethik der Mitmenschlichkeit werden, wo Menschen lernen, ihre jeweils „Nächsten“ zu lieben wie sich selbst.

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4.3 Menschenrechte

Es ist offensichtlich und überdeutlich: Weder die Machtbestrebungen einer nationalen Politik noch die Gewinnbestrebungen einer globalen Wirtschaft, noch die  Beeinflussungsstrategien politisch  oder religiös begründeter Ideologien können tragfähige Grundlage einer umfassenden und demokratischen Menschheitsgemeinschaft sein. Alle drei sind in ihren Egoismen gefangen und oft unfähig, das Gemeinsame zu sehen und für das Ganze zu handeln. Es braucht als einende Kraft für die globale Menschheitsgemeinschaft eine gemeinsame ethische Grundlage für alle Menschen.

Das ist leicht gesagt, aber schwer zu verwirklichen. Unsere ethischen Grundeinstellungen sind in jahrtausendelangen Menschheitserfahrungen und deren religiösen und weltanschaulichen Umsetzungsbemühungen entstanden (Siehe die Themenbeiträge „Weltreligionen und biblischer Glaube“ und „Recht und Unrecht“). Die aber haben sich in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich entwickelt und ausgeformt. Deshalb kann es jetzt nicht sinnvoll sein, eine einzige, ganz bestimmte Sichtweise, Weltanschauung oder Religion zur allgemeingültigen ethischen Norm zu erheben. Es ist aber möglich, auf der gemeinsamen Grundlage der Menschheitserfahrung von Jahrtausenden Grundsätze einer „Ethik der Mitmenschlichkeit“ zu entwickeln, die für alle Menschen einleuchtend und annehmbar sein können. Wobei jeweils nur Grundzüge eines globalen Menschenrechts formuliert werden können, das dann, wenn es positiv aufgenommen und angewendet wird, auch zur Grundlage einer gemeinsamen Ethik werden kann. Die Ethik selbst geht weit über die Menschenrechte hinaus. Sie beinhaltet nicht nur die Rechte jedes Menschen, sondern immer auch die persönliche und selbstverantwortete Verpflichtung gegenüber anderen Menschen: Ihnen mit Wertschätzung zu begegnen, sich ihnen liebevoll zuzuwenden, ihnen in Notlagen beizustehen, in der Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen… Ethik ist eine innere Haltung, eine wertebasierte Gesinnung, die nicht per Gesetz befohlen werden können, sondern die jeder für sich selbst im ethischen Umfeld seiner Zeit und seiner Millieus und im Austausch mit anderen Menschen erarbeiten muss.

Anerkannte und allgemein gültige Menschenrechte sind eine wesentliche Voraussetzung dafür. Allerdings muss man dabei ganz entschieden jene Mächte und deren Rechtsauffassungen zurückweisen, welche die allgemeinen Menschrechte dann doch bestimmten Menschen vorenthalten wollen: Die Diktaturen aller Zeiten, die alle Andersdenkenden zu Un-Menschen machen wollen, indem sie diese als „Ungeziefer“, „Krebsgeschwür“ usw. bezeichnen, um sie so von allen Menschenrechten ausschließen zu können. Oder fanatische Ideologien wie der gegenwärtige politische Islamismus, der die Menschenrechte einer übergeordneten und unantastbaren Rechtsordnung (der Scharia) unterordet, und damit die Minderrechte der Frauen oder der „Ungläubigen“ zum integrierten Bestandteil eines „islamischen Menschenrechts“ macht.

Trotzdem: Global gültige „Menschenrechte“ müssen (in einer kulturell, weltanschaulich und und religiös sehr verschieden begründeten Menschheitsgemeinschaft) so formuliert sein, dass Menschen aus allen Kulturen und Religionen und ebenso auch religionslose und multikulturell ausgerichtete Menschen sie akzeptieren können, ja sie einleuchtend und überzeugend finden.

Solche Versuche, ein umfassendes Menschenrecht zu formulieren, gibt es schon, z. B. die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 oder die „Europäische Menschenrechtskonvention“ vom 4. November 1950 (mit späteren Zusatzprotokollen). Allerdings haben die den Mangel, dass sie aus strittigen Verhandlungen hervorgegangen sind, die von den damals mächtigsten Nationen dominiert wurden und die jeweils nur Vereinbarungen auf des Ebene des „kleinsten gemeinsamen Nenners“ zuließen.

Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, Menschenrechte als Grundlage einer globalen „Ethik der Mitmenschlichkeit“ aus einer Position der Schwäche und der Nichtzuständigkeit zu formulieren, die nicht eigene Machtpositionen verteidigen muss. So ein allgemeines Menschenrecht umfasst viele Bereiche. Die wichtigsten sind: Das Recht auf Leben, Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung, Gerechtigkeit, Teilhabe, Gemeinschaft.

Auf diese Bereiche beziehen sich die folgenden Grundzüge des Menschenrechts als wesentlicher Bestandteil einer Ethik der Mitmenschlichkeit“ (Vgl. den Themenbeitrag „Recht und Unrecht“, Abschnitt 4 „Menschenrecht“, dort sind die hier genannten Bereiche ausführlicher beschrieben. Im Folgenden werden sie nur als Übersicht und ohne die notwendigen Zusätze und Einschränkungen dargestellt).

Die Grundsätze des Rechts betreffen alle Menschen in allen Ländern mit allen politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen, ethnischen, kulturellen, weltanschaulichen und religiösen Hintergründen und Rahmenbedingungen, Männern und Frauen, Alte und Junge, Gesunde und Kranke gleichermaßen. So lange, bis Kinder oder Jugendlichen in der Lage sind, ihre Grundrechte eigenverantwortlich wahrzunehmen, vertreten ihre Eltern oder sonstigen gesetzlichen Vertreter sie in der Wahrnehmung dieser Rechte.

A Recht auf Leben

Das Leben jedes Menschen muss voraussetzungslos als „Wert in sich“ angesehen werden und darf deshalb in keiner Phase, von der Zeugung (wo die genetische Identität des Menschen entsteht und festgelegt wird) bis zum Tode, in die Verfügungsmacht von anderen Menschen gestellt sein.

1. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben, das nicht durch andere absichtlich oder leichtfertig körperlich oder seelisch verletzt oder beeinträchtigt wird.

2. Jeder Mensch hat das Recht auf Leben ohne Mangel an lebensnotwendigen „Lebens-Mitteln“: Ausreichende Nahrung, sauberes Trinkwasser, Energie, angemessene Wohnung, Kleidung, medizinische Vorsorge und Versorgung, Erziehung und Bildung, Pflege und Hilfsmittel bei Alter und Behinderung, Rechtsbeistand, Kommunikation, Mobilität, Abfall-und Abwasserentsorgung.

B Recht auf Frieden

Leben im Frieden ist kein unverdientes Glück, sondern ein grundlegendes Menschenrecht, das von der Menschheits-Gemeinschaft gegen alle Widerstände durchgesetzt und entfaltet werden muss. (Siehe auch den Themenbeitrag „Friede auf Erden“).

1. Jeder Mensch hat das Recht auf Leben in Frieden.

2. Jeder Mensch und jede menschliche Gemeinschaft haben ein Recht auf Selbstverteidigung, wenn ihre hier beschriebenen Grundrechte angegriffen werden, sofern der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt und wenn nicht eigene aggressive Bestrebungen als „Selbstverteidigung“ getarnt werden.

C Recht auf Freiheit

Die Würde des Menschseins beruht zu einem wesentlichen Teil auf seinen Freiheitsrechten. Wo diese Rechte beschnitten und zerstört werden, ist die Menschenwürde der Betroffenen gefährdet. Die Ordnungen und Maßnahmen der regionalen und überregionalen Gemeinschaften müssen darauf hinzielen, die Freiheitsrechte jedes Einzelnen und jeder Gemeinschaft zu verteidigen, zu fördern und zu stärken.

  1. Jeder Mensch hat das Recht auf Freiheit vor Verfolgung, Unterdrückung, Ausbeutung, Entrechtung und Sklaverei.

    2. Jeder Mensch hat das Recht auf Freiheit von Ausgrenzung, Verleumdung, Entehrung und Erniedrigung.

  1. Jeder Mensch hat das Recht auf Freiheit von politischer, weltanschaulicher oder religiöser Indoktrination und vor Zwang, gegen die eigenen Überzeugungen und Wertvorstellungen handeln zu müssen.

D Recht auf Selbstbestimmung

Jeder Mensch ist ein einmaliges Individuum, das (so lange er die Grundrechte anderer nicht beeinträchtigt) das Recht hat, seine selbstbestimmte Existenz eigenverantwortlich zu gestalten.

1. Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung.

2. Jeder Menschen hat das Recht, seinen Aufentshalts- und Wohnort frei zu wählen.

3. Jeder Mensch hat das Recht auf Schutz seiner Wohnung und seiner Privatsphäre.

4. Jeder Menschen hat das Recht, seinen Beruf entsprechend seinen Begabungen und Wünschen frei zu wählen.

5. Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstbestimmung seiner persönlichen und kulturellen Identität.

6. Jeder Mensch hat das Recht auf religiöse Selbstbestimmung.

7. Für jeden Menschen gilt die Freiheit der Kunst, der Wissenschaft und der Information.

8. Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstbestimmung bezüglich der Verbreitung und Verwendung der eigenen persönlichen Daten.

9. Jeder Mensch hat das Recht, sein Eigentum nach eigenen Vorstellungen zu verwenden und es nach seinem Willen zu vererben.

10. Jeder Mensch hat das Recht, sich mit anderen friedlich und unbewaffnet zu selbstgesetzten Zwecken zu versammeln.

11. Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstbestimmung bezüglich seines geistigen Eigentums.

12. Jeder hat das Recht auf Unverletzlichkeit des Brief- und Fernmeldegeheimnisses.

E Recht auf Gleichbehandlung und Gerechtigkeit

Gerechtigkeit geht von der Gleichwertigkeit (nicht Gleichartigkeit) aller Menschen aus. Nur wer die Unterschiedlichkeit der Menschen berücksichtigt, kann ernsthaft versuchen, allen gerecht werden.

1. Jeder Mensch hat das Recht auf Gleichbehandlung und Gerechtigkeit. Keine Person darf wegen ihrer Rasse oder Hautfarbe, wegen ihrer Abstammung oder ihres Geschlechts, wegen ihres Glaubens, ihrer Weltanschauung oder ihrer kulturellen Prägung, wegen ihrer Zugehörigkeit zu Minderheiten jedweder Art, wegen ihrer Behinderung, Krankheit oder ihres Alters, wegen ihres Berufsstandes oder Bildungsgrades, wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung oder ihres Besitzes von im öffentlichen Auftrag handelnden Personen und Institutionen bevorzugt oder benachteiligt werden.

2. Jeder Mensch hat das Recht auf gerechte Entlohnung seiner Arbeit, auf gerechte Beurteilung seiner Leistungen, auf gerechte Förderung seiner Lebenschancen.

3. Jeder Mensch hat das Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz.

4. Jeder Mensch hat das Recht auf Rechtssicherheit. Niemand darf wegen Handlungen verurteilt werden auf Grund von Gesetzen und Vorschriften, die zum Zeitpunkt seines Handelns noch nicht gültig waren.

5. Jeder Mensch hat im Falle einer Anklage oder eines Rechtsstreites das Recht auf ein gerechtes und rechtsstaatliches geordnetes Verfahren und auf juristischen Beistand.

6. Jeder Mensch hat das Recht auf Überprüfung von ihn betreffenden gerichtlichen Urteilen durch übergeordnete Gerichte.

F Recht auf Teilhabe

Teilhabe bedeutet beides: Zugehörigkeit und Mitbestimmung bzw. Mitwirkung. Jeder Mensch hat das Recht, im öffentlichen Raum ungehindert am öffentlichen Leben teilzuhaben und im Rahmen der demokratischen Ordnung an den gesellschaftlichen Entwicklungen mitzuwirken.

1. Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung entsprechend seinen Begabungen und Begrenzungen.

2. Alle Menschen, auch Behinderte, dauerhaft kranke (soweit deren Krankheit nicht durch mögliche Ansteckung eine öffentliche Gefahr darstellt) und alte Menschen haben das Recht, nach ihren Möglichkeiten am öffentlichen Leben, an öffentlichen Bildungsangeboten, am Erwerbsleben und an kulturellen Angeboten ungehindert teilzuhaben.

3. Jeder Mensch hat das Recht auf Mitwirkung an der politischen Willensbildung durch freie Wahlen.

4. Jeder Mensch hat das Recht an der politischen Willensbildung und der Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Rahmen von Volksbegehren, durch Mitarbeit in Parteien, Gewerkschaften und anderen Gruppen und durch eigene Initiativen mitzuwirken.

G Gemeinschafts-Rechte

Jeder Mensch hat das Recht in Gemeinschaften zu leben, die entweder durch Abstammung oder durch gemeinsame Überzeugungen, Anliegen, Vorhaben oder Ziele verbunden sind und denen er nach eigener Wahl zugehören will. Die oben beschriebenen Grundrechte jedes Einzelnen bedingen auch Grundrechte für die Gemeinschaften, denen der Einzelne angehört.

  1. Ehe und Familie

    Die Familie ist die Grundlage der Gesellschaft. Durch die Vereinigung von Mann und Frau wird die nächste Generation der Gesellschaft gezeugt, geboren und ins selbständige Leben geführt. Die Familie braucht dazu in besonderer Weise den Schutz und die Unterstützung der Gemeinschaft.

    Als „Familie“ gilt eine auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft, bestehend aus einer Frau, einem Mann und deren Kindern. Als Familien gelten auch alleinerziehende Eltern mit ihren Kindern, Ehepaare mit rechtswirksam angenommenen Kindern und Ehepaare mit Kindern aus früheren Beziehungen des Elternpaares. Alle staatlichen Regelungen zum Schutz und zur Unterstützung der Familie beziehen sich auf die Familie in diesem Sinne.

    Die Ehe ist eine auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft von einem Mann und einer Frau. Sie erreicht Rechtsgültigkeit durch die Trauung nach den entsprechenden gesetzlichen Regelungen. Die Ehe ist, außer bei alleinerziehenden Eltern, Grundlage der Familie (siehe oben), die in besonderer Weise den Schutz und die Unterstützung der Gemeinschaft fordern kann.

    Davon unabhängig haben Menschen das Recht, auch andere auf Dauer angelegte und öffentlich anerkannte Lebensgemeinschaften zu bilden.

  1. Volks- und Kulturgemeinschaften

    Über lange Zeiträume gewachsene Volks- und Kulturgemeinschaften müssen auch dann, wenn sie als Minderheiten in einem mehrheitlich anders geprägten Umfeld leben, als gleichberechtigte Untergliederungen der Gesellschaft anerkannt werden, sofern ihre Äußerungen, Handlungsweisen und Ziele nicht die Grundrechte anderer verletzen.

  2. Glaubensgemeinschaften

    Glaubensgemeinschaften sind Vereinigungen, die primär durch gemeinsame religiöse Überzeugungen verbunden sind, welche wesentlich darauf gerichtet sind, in der Beziehung zum Göttlichen dem Wohle der Menschen zu dienen. Sie stehen, sofern sich ihre Überzeugungen, Aktivitäten und Ziele nicht gegen die Grundrechte von Personen oder Gruppen richten, unter dem Schutz der regionalen und überregionalen Gemeinschaften und deren Institutionen.

  3. Politische Parteien

    Menschen können sich auf Grund gemeinsamer politischer und weltanschaulicher Überzeugungen und Ziele zu Parteien zusammenschließen. Deren Satzungen, Programme, Äußerungen, Handlungsweisen und Ziele dürfen nicht den Grundrechten von Menschen und/oder Gruppen entgegenstehen.

  4. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände

Vereinbarungen über tarifliche Bestimmungen sowie über Rahmenbedingungen der Arbeit in Unternehmen werden von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden unter Beachtung der einschlägigen geltenden Gesetze verhandelt und beschlossen.

  1. Vereine

    Vereine sind auf Dauer angelegte Zusammenschlüsse von Menschen, die gemeinsame Anliegen verfolgen. Alle Menschen haben das Recht, sich zu Vereinen zusammenzuschließen, sofern deren Satzungen, Programme, Äußerungen, Handlungsweisen und Ziele nicht den Grundrechten von Menschen und/oder Gruppen entgegenstehen.

Alle diese Grundrechte können nur dann dauerhaft verwirklicht werden, wenn viele, ja möglichst alle Beteiligten entsprechende ethische Grundpositionen als ihre persönlichen Einstellungen und Haltungen entwickeln und bejahen. Der Druck von gesetzlichen Bestimmungen (und von Strafandrohungen bei deren Nichtbeachtung) kann, so notwendig sie sind, eine Gesellschaft immer nur vorübergehend zusammenhalten und befrieden. Die innere ethisch begründete Einstellung und die äußere Anwendung von entsprechenden Rechtsnormen müssen sich gegenseitig bestätigen und stärken.

Allerdings: Um ein Recht durchzusetzen und gegen Angriffe zu verteidigen, braucht es auch Macht. Menschenrechte, die nicht aktiv vertreten und nicht auch gegen Widerstände angewendet werden, verkommen zu wohlklingenden Phrasen, während das Recht des Stärkeren sich gewaltsam Bahn bricht. Ohne gefestigte ethische Grundpositionen gibt es auf Dauer kein schützendes Menschenrecht und ohne gültige und im Konfliktfall auch durchsetzbare Menschenrechte gibt es auf Dauer keine Ethik der Mitmenschlichkeit. Allerdings wäre es der falsche Weg, globale Menschenrechte durch eine globale Zentralmacht durchsetzen zu wollen. Die Gefahr wäre riesengroß, dass sich in irgendeiner krisenhaften Situation eine globale Diktatur entwickeln könnte. Auch hier wäre eine Kooperation selbständiger regionaler Einheiten die bessere Alternative. Jeder Versuch, von wem auch immer, die Menschenrechte außer Kraft zu setzen oder zu umgehen, müsste dem gemeinsamen und koordinierten Widerstand der Regionen, Ethnien, Kulturen und Religionen begegnen. Entweder die globale Gesellschaft macht sich auf den Weg zu einer globalen „Ethik der Mitmenschlichkeit“ oder sie geht den Weg in die Unmenschlichkeit.

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4.4 Gemeinsame ethische Grundüberzeugungen

Um ein friedliches und gerechtes Miteinander von Menschen und Gruppen zu erreichen, genügt es nicht, Menschenrechte zu formulieren (siehe Abschnitt 4.2 „Menschenrechte“). Genau so, wie es ganz allgemein nicht ausreicht, Gesetze aufzustellen und ihre Anwendung durchzusetzen oder dies wenigstens zu versuchen. Wenn Gesetze nur als von außen aufgezwungene Verhaltensregeln und Verbote aufgefasst werden, so reizen sie manche Menschen geradezu, diese zu umgehen, vor allem, wenn man auf diese Weise für sich selbst Vorteile herausschlagen kann. Dann kann es zu einem fast schon sportlichen „Wettkampf“ kommen zwischen Ordnungskräften (der Polizei) und den Bür­gern, die kaum noch ein Unrechtsbewusstsein haben, wenn sie Gesetze übertreten, ja, die insgeheim ein wenig stolz darauf sind, es wieder mal so geschickt angestellt zu haben, dass man nicht „erwischt“ worden ist. Gesetze allein verhindern nicht, dass Gesetzlosigkeiten geschehen und Menschenrechte allein verhindern nicht, dass Menschen Unrecht zugefügt wird. Zu einem von außen vorgegebenen Katalog von Menschenrechten muss noch eine eigene innere Einstellung kommen, eine ethische Grundüberzeugung, die Menschen für sich selbst als verpflichtend erachten und die sie selbst trotz aller eigenen menschlichen Begrenzungen und Schwächen zu verwirklichen trachten. Um in einer globalen Gesellschaft im Frieden zu leben, braucht die Menschheit nicht nur von allen anerkannte Menschenrechte, sondern auch eine allen gemeinsame und selbstüberzeugte „Ethik der Mitmenschlichkeit“.

Aber, kann es das wirklich geben: Gemeinsame ethische Grundüberzeugungen, welche Angehörigen aller Religionen ebenso wie die Vertreter religionsloser Weltanschauungen aus allen Völkern und Kulturen bejahen und und in ihrem Miteinander aktiv anwenden könnten? Ich meine: ja. Im Folgenden soll das in ganz einfachen Grund-Sätzen dargestellt werden.

„Das Größte ist die Liebe“, diesen Satz aus dem sogenannten „Hohelied der Liebe“ der Bibel (1. Kor 13) können wohl (fast) alle Menschen unterschreiben. (Siehe auch den Themenbeitrag „AHaBaH – das Höchste ist Lieben“) Die Liebe ist etwas, das alle Menschen bewegt und verbindet. Zum Grundpfeiler einer globalen „Ethik der Mitmenschlichkeit“ könnte sie aber nur dann werden, wenn es eine grundsätzliche Übereinstimmung gäbe in der Frage, was denn mit „Liebe“ gemeint sein sollte. Um als Grundlage für eine elementare Menschheits-Ethik zu dienen, müsste dieser Begriff drei entscheidende Elemente umfassen: Offenheit, Güte und Treue.

Offenheit: Liebe ist Aufgeschlossenheit für Andere und für das Anders-Sein und ist damit das Gegenteil von individueller und kollektiver Selbstbezogenheit und Selbstüberhöhung. Dass Liebe richtiger ist als Egoismus, dieser Grundsatz gilt in allen Weltanschauungen, Religionen und Kulturen.

Diese grundsätzliche Übereinstimmung bedeutet aber nicht, dass solche Offenheit in realen Situationen auch immer praktiziert wird. Die Einsicht, dass alle Menschen verschieden sind und ihre je eigene Persönlichkeit, Lebensgeschichte und Identität haben und zugleich die feste Überzeugung, dass alle Menschen bei aller Verschiedenheit doch gleichwertig sind und gleichwertige Lebens-Erwartungen haben und gleichermaßen ein Recht auf Lebensqualität und Lebenserfüllung, diese Einsicht und Überzeugung sind leider nicht bei allen Menschen in allen Weltanschauungen, Religionen und Kulturen entsprechend entwickelt. Dass jede Form von Herabwürdigung, Feindschaft und Hass gegen Andere und Andersartige falsch ist (und das meint auch die eigenen, tief verwurzelten Haltungen), das müssen die meisten Menschen erst noch mühsam lernen. Diese ethische Grundüberzeugung ist aber die Voraussetzung für positive Beziehungen zwischen Einzelnen und Gemeinschaften und muss, um der Lebensfähigkeit der globalen Gesellschaft willen, weiterentwickelt werden.

Eine globale Ethik der Mitmenschlichkeit braucht die Bereitschaft und Offenheit, persönliche, kulturelle und religiös-weltanschauliche Verschiedenheit zuzulassen und ihr Raum zu geben.

Güte: Offenheit (siehe oben) öffnet einen Raum, in dem so etwas wie „Liebe“ möglich werden kann. Offene Räume können aber ganz verschieden gefüllt werden; mit Gutem und mit Bösem. Güte heißt: Das Gute wollen, ja, und zwar auch für den Mitmen­schen, für alle Mitmenschen, mit denen man es – direkt oder indirekt – zu tun hat (siehe auch den Themenbeitrag „gut und böse“).

Mit „böse” bezeichne ich hier jede Einstellung, jedes Vorhaben und jede Tat, die bewusst, absichtlich und aus vorwiegend eigensüchtigen Motiven einem andern Schaden und Leid zufügen wollen.

Mit „gut” bezeichne ich hier jede Einstellung, jedes Vorhaben und jede Tat, die bewusst, absichtlich und aus vorwiegend uneigennützigen Motiven einem andern wohltun oder helfen, ihn schützen oder fördern wollen.

Wer wollte leugnen, dass es das so bezeichnete „Böse” gibt und dass es ungeheure Auswirkungen hat im Miteinander von Menschen, vom Zusammenleben einer Familie bis zum Zusammenleben von Völkern, dass es Ursache ist von Hass und Gewalt, Streit und Krieg, von millionenfachem Hunger, Leid und Not? Und wer, außer einem böswilligen Zyniker, wollte leugnen, dass es auch das im oben genannten Sinn gemeinte „Gute” gibt und dass ohne dieses ein friedliches Zusammenleben von Menschen gar nicht möglich wäre? Ohne Unterscheidung von gut und böse im Bezug auf menschliches Verhalten, auf Worte und Taten ebenso, wie auf Absichten und Einstellungen, ist eine lebenswerte Gemeinschaft unter Menschen nicht möglich.

Dass das Gute richtiger ist als das Böse, das ist Konsens in allen Weltanschauungen, Religionen und Kulturen. Freilich gehört dann auch dazu, dass der Wille, das Gute zu tun und zu fördern nicht nur auf die eigenen Angehörigen, Freunde, Gemeinschaften … beschränkt bleibt, sondern dass er die Beziehungen zu allen Menschen bestimmen soll. Oder biblisch gesprochen: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung“ (Röm 13, 10) oder (3.Mose 19,18/ Mt 22,39): „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ („lieben“ ist in der Bibel nicht in erster Linie als Gefühlswallung zu verstehen, sondern als ein Verhalten und Tun, das einen anderen freuen, ihm wohltun, ihm helfen und ihn fördern kann).

Gutes geschieht nicht von allein, man muss es wollen und tun. Ob man dann immer alles erreicht, was man Gutes beabsichtigt, ist eine andere Frage, aber entscheidend ist der ehrliche Wille.

Treue (oder Verlässlichkeit). Verlässlichkeit ist in allen Beziehungen unbedingt notwendig. Wenn ich auf der Straße gehe und mich nicht darauf verlassen kann, dass der Autofahrer, der auf mich zukommt, die Verkehrsregeln kennt und sich entsprechend verhält, oder dass ein Lkw-Fahrer, der auf eine Menschenmenge zufährt, wirklich hier nur Waren abliefern will und nicht die Absicht hat, in die Menge zu fahren und möglichst viele Menschen zu töten, dann kann ich nicht mehr ohne Furcht auf die Straße gehen. Ähnliches gilt z. B. im Geschäftsleben. Wenn ich nicht sicher sein kann, ob meine Kunden ihre Rechnungen auch bezahlen, wie soll ich dann mein Geschäft betreiben? Oder wie sollen Staaten und Firmen international handeln, wenn geltende Verträge nicht eingehalten werden? Oder: Wenn ich davon ausgehen müsste, dass jede Information, die ich (woher auch immer) bekomme, auch eine Lüge sein kann, dann wären meine Handlungsspielräume von größter Unsicherheit erfüllt. Ohne eine grundlegende Verlässlichkeit sind Beziehungen zwischen Menschen nicht möglich. Noch viel existenzieller und unbedingt notwendig ist solche Treue und Verlässlichkeit in direkten persönlichen Beziehungen, in einer Ehe, Familie oder Partnerschaft.

Dass Treue (Wahrhaftigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit) richtiger ist als Lüge, Untreue und Unzuverlässigkeit, das gilt in allen Weltanschauungen, Religionen und Kulturen. Es muss nur noch die Einsicht und Entschiedenheit gefestigt werden, das solche Treue gegenüber allen Menschen (nicht nur gegenüber den Angehörigen der eigenen Familie, der eigenen Gruppe oder sozialen Klasse, des eigenen Volkes …) richtig und notwendig ist.

So haben wir in dem Begriff der Liebe mit den Aspekten der Offenheit, der Güte und der Treue das Fundament und die tragende Säule einer möglichen globalen Ethik, die von allen Menschen aus allen Weltanschauungen, Religionen und Kulturen bejaht, anerkannt und umgesetzt werden kann.

Freilich ist damit die Frage nach gemeinsamen ethischen Grundüberzeugungen für eine globale Gesellschaft nur angerissen und sie bedarf einer weiten und detaillierten Entfaltung. Hier geht es nur darum, aufzuzeigen, dass eine solche gemeinsame kultur-, religions- und weltanschauungsübergreifende Menschheitsethik tatsächlich möglich wäre. Im Folgenden soll das noch etwas verdeutlicht werden.

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4.5 Auf dem Weg zu einer Ethik der Mitmenschlichkeit

Was ist das: „Menschlichkeit“, oder gar „Mitmenschlichkeit“? Welches Verhalten ist denn „menschlich“, also dem Menschsein angemessen? Trägt der Mensch nicht alle Instinkte seiner tierischen Vorfahren in sich und alle (auch die zerstörerischen) Reflexe der Menschheitsgeschichte? Ist er nicht auf Selbsterhaltung im „Kampf ums Dasein“ programmiert wie alle anderen Lebewesen auch? Was ist denn der Mensch, dass sich an seinem Wesen so etwas wie „Menschlichkeit“ ermessen ließe?

Der „Weg zu einer Ethik der Mitmenschlichkeit“ wird hier aus der Perspektive des biblischen Glaubens beschrieben. Es ist meine Perspektive, obwohl mir bewusst ist, dass man diesen Weg auch aus anderer Perspektive heraus suchen und finden kann (siehe den Themenbeitrag „Weltreligionen und biblischer Glaube“). Was also ist der Mensch (siehe Abschnitt 4.2) und davon abgeleitet „Menschlichkeit“?

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4.5.1 Das Licht der Menschlichkeit

Vielleicht ist es gut, diesen Abschnitt mit einem Gleichnis beginnen, mit einer bildhaften Vorstellung, in der etwas sichtbar werden soll von der Realität der Gottesebenbildlichkeit des Menschseins, die in unserer Welt und Zeit zum Fundament einer „Ethik der Mitmenschlichkeit“ werden kann.

Stelle dir vor, du hättest eine Art gläserne Kugel in deiner Hand, eine Kugel mit einer besonderen Eigenschaft: Sie könnte nämlich eine ganz spezielle Art Energie, die in dir wirksam ist, erkennen, aufnehmen und in Leuchtkraft umwandeln. Und je stärker diese Energie in dir wäre, desto heller und strahlender würde diese deine Kugel zum Leuchten kommen.

Wann würde diese Kugel in deiner Hand mit einem ersten zaghaften Glimmen anzeigen, dass da etwas in dir ist, eine Energie, eine Lebenskraft, die hinausgeht über den bloßen Selbsterhaltungstrieb des Lebens, hinausgeht über die Jagd nach Anerkennung, über den Willen zur Macht und über das Streben nach mehr und immer mehr Besitz? Vielleicht schon, wenn du für einen Augenblick deine Aufmerksamkeit von dir selbst wegwenden und du einen Menschen wahrnehmen würdest, der zufällig an dir vorübergeht, und du dabei dem ersten, unwillkürlichen Impuls widerstehen würdest, ihn als fremd und störend zu empfinden.

Heller und wärmer würde dieses erste Glimmen dann, wenn du einem Menschen – bekannt oder unbekannt – ein Lächeln schenkst, ein freundliches Wort, eine bejahende Geste; einfach so, ohne Absicht und Hintergedanken; wenn du einem, der sich angestrengt hat, einen stummen Dank zunickst; wenn du einer, die sich gemüht hat, ein anerkennendes Wort sagst; wenn du jemandem, der sich unsicher fühlt, mit einem Blick zeigst, dass es dich freut, ihn zu sehen.

Wirklich hell und strahlend würde diese Kugel dann, wenn du bereit wärst, auf einen eigenen Vorteil zu verzichten, um jemandem, der im Nachteil ist, zu helfen; wenn du es fertig brächtest, eine gehobene Position aufs Spiel zu setzen, um dich für jemanden einzusetzen, der den untersten Platz einnimmt; wenn du dich dazu durchringen könntest, ein eigenes Vorhaben hintanzustellen, um die Pläne eines anderen voranzubringen; wenn du Macht, Reichtum und Ruhm aufgeben könntest, um einem Machtlosen, Armen und Unbedeutenden nahe zu sein.

Noch heller, noch schöner und lebendiger wäre dieses Strahlen dann, wenn du dich für das Leben in der Gemeinschaft einsetzen würdest, sei es in deiner Familie, in der Nachbarschaft, in einer Arbeitsgruppe, einer Schulklasse, in einer Vereinigung, die dem Wohl der Menschen dienen will (sei es das Rote Kreuz, die Feuerwehr oder sonst eine helfende Einrichtung), sei es in deinem Volk oder in einer völkerübergreifenden, Grenzen überwindenden und Frieden stiftenden Gemeinschaft.

Ihre höchste Leuchtkraft und strahlendste Schönheit würde diese Kugel dann erreichen, wenn Du jemandem (sei es ein Einzelner oder eine Gruppe), der dir selbst weh getan hat, vergibst und diese Vergebung bestätigst, indem du etwas für ihn tust, das ihn erfreuen kann; wenn du jemandem, der dir mit Ablehnung und Hass begegnet, mit Offenheit und Verständigungsbereitschaft entgegengehst; wenn du einem, der dir feindlich gegenübersteht, der dir schaden, vielleicht sogar dich töten will, die Hand zur Versöhnung reichst.

Du hast schon gemerkt, dass die Art von Energie, die in deiner gedachten Kugel zum Leuchten kommt, diejenige ist, die in der Bibel „Liebe“ genannt wird. 1.Kor 13, 1-7 (Lutherübersetzung): „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.“ Merken wir das Leuchten, das in diesen Worten liegt, ein Leuchten, das schon seit 2000 Jahren inmitten der Finsternis dieser Welt einen hellen Glanz verbreitet? „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“

So beschreibt der Apostel Paulus diese Energie der Liebe, die im Miteinander der Menschen zum Leuchten kommen soll. Wie oft hätte diese deine Kugel in deiner Hand heute ein blasses Glimmen gezeigt, wie oft hätte sie hell geleuchtet, … und wie lange, wie viele Stunden dieses Tages, wäre sie ganz und gar dunkel geblieben?

Nun stelle dir vor, nicht nur du, sondern viele, ja alle Menschen, alle Menschen auf dieser Erde (mehr als sieben Milliarden!) hätten so eine Kugel in der Hand. Wie würde das aussehen, aus der Ferne betrachtet? Wie ein strahlendes, glitzerndes Lichtermeer oder wie tiefe, schwere Dunkelheit, vielleicht mit ein paar wenigen Lichtpünktchen darin?

Was sieht Gott, wenn er auf diese Erde schaut, die er selbst geschaffen hat? Die Bibel verschweigt es nicht: Jes 60,2: Siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker. Das ist unser Zustand und der Zustand dieser Welt, von Gott her gesehen. Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: Ja, es stimmt. Diese Erde ist tatsächlich von Finsternis bedeckt, ein verdunkelter Globus, wo einige Wenige sagenhafte Reichtümer anhäufen und wo als Folge davon Millionen Andere in bitterster Armut leben, wo Korruption und Verbrechen, Ausbeutung und Sklaverei, Kriege und Bürgerkriege ganze Länder und Kontinente verwüsten, wo eine ganze Medien-Industrie davon lebt, immer grausamere Verbrechen, Mord und Gewalt Abend für Abend in unsere Wohnzimmer zu liefern – als Unterhaltung(!), während gleich nebenan das echte Verbrechen zuschlägt: Raub und Betrug, Gewalt und Mord, Rauschgift-, Waffen- und Menschenhandel und Zwangsprostitution, und wo das organisierte Verbrechen sich immer unlösbarer mit den Mächten der Wirtschaft und der Politik verbündet.

Dies ist wahrhaftig eine erkaltete Erde, wo im Zeichen der „Globalisierung“ soziale Sicherheiten abgebaut und die Menschen schutzlos einem Raubtierkapitalismus ausgeliefert werden, ausgebeutet und in die Verelendung getrieben (was wir hier zur Zeit in den sogenannten „Industrie­ländern des Westens“ erleben, ist ja nur der vorsichtige Anfang einer Entwicklung, die woanders schon viel weiter fortgeschritten ist). Dies ist wahrhaftig eine verfinsterte Welt, wo Habgier und Egoismus, Ungerechtigkeit und Parteilichkeit, Hass und Gewalt die Beziehungen zwischen Menschen und Völkern zerstören, wo die Liebe sogar in der innersten Keimzelle des gemeinsamen Lebens, in der Familie, erkaltet, wo die Ehen massenweise kaputt gehen, und Beziehungen zwischen Menschen reduziert werden auf die Frage, „… na, und was bringt mir das?“

Diese Erde ist in Dunkel gehüllt, und sie war doch dazu bestimmt, zum leuchtenden Mittelpunkt der Schöpfung zu werden durch das Licht der Liebe im Miteinander des Menschseins. Das ist unser Sündenfall, dass wir von dieser Menschheitsberufung so weit entfernt sind und heute weiter denn je. Gott aber gibt seine Schöpfung nicht auf, heute so wenig wie damals. Der Satz aus Jes 60, 1-3, der oben zitiert wurde, heißt als Ganzes gelesen so: Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Im Neuen Testament lesen wir es so: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh 3,16).

Ja, die Liebe Gottes gilt der „Welt“, also der ganzen Menschheit und Schöpfung. Die Unversöhntheit der Menschen mit ihrem Schöpfer, und (als Folge davon) ihre Friedlosigkeit und Zerrissenheit untereinander, sollen geheilt werden. Alle sollen aus der Gewalt des Egoismus und der Feindschaft befreit werden, sollen zum Frieden kommen mit Gott und miteinander. Der Mensch soll nicht mehr des Menschen „Wolf” sein. Das Gesetz des Lebens soll nicht mehr heißen: „fressen und gefressen-werden“. Der Starke soll dem Schwachen nicht mehr Gewalttäter sein, sondern Schutz und Hilfe. Der Nächste soll dem Menschen nicht mehr Konkurrent, Gegner und Feind sein, sondern Geliebter. Die ganze Menschheit auf diesem ganzen Globus soll zu der einen, alle und alles umfassenden Liebes- und Lebensgemeinschaft werden (als Abbild des Wesens Gottes), zu der sie ursprünglich geschaffen war. Das ist die Art von Globalisierung, die Gott auf diesem Globus verwirklichen will.

Diesen Heilsplan Gottes für die Welt zu erkennen und den Glauben an die Liebe Gottes durchzuhalten in einer Welt, die zur einen Hälfte als egozentrische, rücksichtslose Konsum- und Spaßgesellschaft existiert und zur anderen Hälfte als permanente Kriegs- und Hungerkatastrophe, das ist eine der Herausforderungen unserer Zeit.

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4.5.2 Das Leuchtbild der Gemeinschaft

Aber vielleicht sieht Gott doch mehr und viel tiefer, als wir es können? Vielleicht sieht er ein Bild, das unseren Blicken verborgen ist? Vielleicht hat er ein Leuchtbild der Menschlichkeit vor Augen, von dem wir kaum etwas ahnen?

Ich will wieder versuchen, in einem Vergleich anzudeuten, was gemeint sein könnte. Viele haben zu Hause ein bestimmtes Computerprogramm, einen Computer-Weltatlas. Mit diesem Programm kann man sich die Erde als Globus auf den Bildschirm holen. Und zwar in verschiedenen Ansichten: Da kann man in einer Ansicht die Meere und Länder, die Gebirge und Flüsse besonders gut erkennen. In einer anderen Ansicht sieht man vor allem die Städte und Verkehrswege, die Bodenschätze und Industriegebiete. Und dann gibt es da noch eine Nachtansicht des Globus. Die sieht aus, als ob man vom Weltraum aus auf die Nachtseite der Erde schaut. Da kann man zunächst gar keine Länder und Meere sehen, da sieht man auf dunklem Hintergrund nur einzelne Lichtpunkte. Und diese Punkte sind bei diesem Programm nach dem Energieumsatz angeordnet. Da wo viel Energie eingesetzt wird, also in den großen Städten und Industriegebieten, da sind viele Lichtpunkte, und bei den Meeren und Wüsten und Polargebieten, da ist es ganz dunkel. Auf den ersten Blick kann man da weiter gar nichts erkennen. Aber wenn man sich diese Nachtansicht der Erde etwas genauer anschaut, dann erkennt man tatsächlich die Kontinente der Erde. Man kann die Küstenlinien erahnen, weil da meistens viele Städte sind und die Leuchtpünktchen dort nahe beieinander liegen und man erkennt die Kältezonen und Wüsten der Erde daran, dass es da fast ganz finster ist.

Vielleicht sieht Gott, wenn er auf die „Nachtseite” der Erde schaut, auch solche Leuchtpunkte: die Leuchtpunkte vom Energieumsatz der Liebe, wie in dem Bild von den Leuchtkugeln in unserer Hand.

Aber hier meldet sich berechtigte Skepsis: Kann wirklich die positive Haltung einzelner Menschen die kollektive Verfinsterung des Menschseins erhellen? Machen wir uns da nicht etwas vor? Gewiss: Aus der Nähe betrachtet und vor den Augen Gottes leuchtet schon die kleinste Geste der Mitmenschlichkeit, auch wenn sie von der Dunkelheit und der Kälte dieser Welt immer wieder in Frage gestellt und aufgesogen wird. Aufs Ganze gesehen aber können diese vereinzelten Leuchtzeichen der Liebe die Verfinsterung des Daseins nicht durchdringen. Denn hier geht es ja um Welt-Verfinsterung, um eine Menschheits-Umnachtung, die mit Dunkel-Wörtern wie „Auschwitz“ oder „Hiroschima“ oder „Weltwirtschaftskrise” oder „weltweiter Drogen-, Waffen- und Menschenhandel” oder „fanatischer Terrorismus” oder „Weltfolterindex” usw. nur angedeutet werden kann. Nein, was da sichtbar wird in der Dunkelheit der Welt, das sind nicht einzelne, besonders heilige Menschen, auch ihr Leuchten würde bei weitem nicht ausreichen.

Die Verfinsterung der Welt besteht ja im Wesentlichen nicht aus einzelnen Untaten einzelner Menschen, sondern aus Machtsystemen der Bosheit. Die Finsternis in der Geschichte der Menschheit wurde immer da am finstersten, wo sie sich zu einem kollektiven System aus ideologischer Entmenschlichung des Denkens und verbrecherischer Entmenschlichung des Handelns verdichtete. In Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus gab es so ein Dunkelsystem der Unmenschlichkeit, nämlich das Unterdrückungs- und Vernichtungssystem der „Konzentrationslager“, das schließlich Millionen von Menschen verschlang, als hätte es sie nie gegeben. Da waren eben nicht nur einzelne böse Menschen am Werk, sondern es war ein mit böser Absicht geplantes und immer weiter ausgebautes System, das daraufhin ausgerichtet war, die Gefangenen, die ja meist keinerlei persönliche „Schuld“ auf sich geladen hatten, zu erniedrigen, zu quälen, ihre Arbeitskraft bis zum äußersten auszubeuten und sie schließlich zu töten. Man könnte genauso auch die Arbeitslager des GULAG in der Sowjetunion unter Stalin, die „Umerziehungslager” der „Kulturrevolution” unter Mao in China oder als heute aktuelles Beispiel die Straflager des kommunistischen Systems in Nordkorea als Beispiele heranziehen.

Heute finden wir ein solches Dunkelsystem der Menschenverachtung vielleicht auch in den hell erleuchteten, glänzenden Börsensälen in den Weltzentren des Geldes, wo an einem einzigen Tag, in einer einzigen Stunde durch weltweite (von Computersystemen in Bruchteilen von Sekunden gesteuerte) finanzielle Transaktionen über Tausende oder manchmal sogar Millionen von Menschenschicksalen entschieden wird. Wobei ja das Schlimme nicht der Börsenhandel selbst ist, sondern das Denksystem der dort handelnden Menschen, das es ganz selbstverständlich und sinnvoll erscheinen lässt, Milliardenbeträge rund um den Globus zu verschieben und an jeder dieser Verschiebestationen riesige Reichtümer zu verdienen (oder auch mal zu verlieren), ohne nur eine Sekunde daran zu denken, dass diese Werte ja irgendwann, irgendwo von Menschen erarbeitet worden sind, und dass jede dieser Transaktionen Millionen von menschlichen Existenzen ermöglichen oder vernichten kann.

Die wirklich bösen Folgen der weltweiten Finanzkrisen sind ja nicht hier bei uns zu sehen, sondern in den ohnehin schon bitter armen Entwicklungsländern, die nun gar keine Chance auf Besserung mehr haben. Dort wird wirklich und leibhaftig gehungert und gestorben als Folge der unersättlichen Gier nach mehr Reichtum von eh schon Reichen. Und gegen solche Systeme kollektiver Seelenverfinsterung wird auch das Licht der frömmsten Einzelnen nicht anleuchten können.

Aber: Nicht nur die Verfinsterung der Welt geschieht vor allem durch kollektive Systeme, auch die Durchlichtung des Menschseins kann nur durch organisch strukturierte und systemisch vernetzte Gemeinschaften geschehen. Wir müssen also das Bild von der Leuchtkugel, die den Energieumsatz der Liebe anzeigt, noch etwas erweitern und differenzieren: Nur dann, wenn die Nächsten-Liebe in einem in Treue auf Dauer angelegten Beziehungssystem, in einer beständigen Gemeinschaft des Miteinander und Füreinander zum Vollzug kommt, kann sie die Leuchtkraft entwickeln, die auch die schwärzeste Finsternis menschlicher Schuld durchdringt. So etwas ist grundsätzlich in allen Kulturen und Religionen möglich. Im Besonderen aber ist das die Berufung der Christenheit. Jo 13, 34+35 sagt Jesus zu seinen Jüngern: Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“

Es sollte nach dem Willen Gottes, des Schöpfers dieser Welt, auf dieser Erde nicht nur eine weltumspannende Biosphäre entstehen, eine alle Kontinente und Meere umfassende Lebens-Schicht, die rund um die Erde, von Pol zu Pol und von den Tiefen der Ozeane bis in die Höhen der Atmosphäre reicht, und in der alles Leben wechselseitig voneinander abhängt und aufeinander bezogen ist.

Es sollte auf dieser Erde nicht nur eine alle Völker, Sprachen und Kulturen umfassende Weltsphäre des Geistes entstehen, die in alle Jahrtausende der Menschheitsgeschichte zurückreicht und die sich im Austausch der Gedanken, Bilder und Worte zu einem globalen Gesamtkunstwerk menschlichen Geistes verknüpft und verdichtet.

Es soll auf dieser Erde auch eine die ganze Menschheit umfassende Weltsphäre der Liebe, ein Weltorganismus des Miteinander und Füreinander entstehen, ein Beziehungsgeflecht der Liebe, das alle Völker und Kulturen, alle Sprachen und Rassen, alle Gesellschaftsformen und Lebensgemeinschaften durchdringt, ein weltweites Leuchtmuster der Mitmenschlichkeit, das inmitten der verfinsterten Gegenwart in aller Unvollkommenheit doch schon die gottgewollte Liebeseinheit der Menschheitsfamilie vorabbildet, ein Weltorganismus der Für-Bitte und des Für-Handelns, ein globaler Blutkreislauf geistlicher und materieller Gaben, durch den das eine und alles überstrahlende Bild der Liebe Gottes im Menschsein trotz aller menschlichen Schwächen und Brechungen anschaubar und lebendig wird.

Das ist die Globalisierung, die Gott selbst gewollt und begonnen hat. Eine Globalisierung, in der das Menschsein das werden kann, was es sein soll: Ebenbild Gottes, Abbild seiner Liebe im Miteinander der Völker und Kulturen. Und darin der Einzelne als Weltmensch, Gemeinschaftswesen und Individuum, dessen Identität sich immer mehr und immer deutlicher durch liebevolle Begegnung, Zugehörigkeit und Gemeinschaft füllt. Eine allen gemeinsame „Ethik der Mitmenschlichkeit“ wäre die notwendige Grundlage für eine globale Gesellschaft. Ohne dieses tragende Fundament wäre die Gefahr riesengroß, dass aus der einen Welt das eine große Weltgefängnis würde, in dem das Menschsein unter dem Stiefel der Macht kaputtgetreten wird. Mitmenschlichkeit oder Unmenschlichkeit, das ist die gegenwärtig entstehende Alternative für die Zukunft der Globalisierung.

Bodo Fiebig Globalisierung (Version 2017-2)

Herausgegeben im Selbstverlag, alle Rechte sind beim Verfasser.

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© 2012 Bodo Fiebig, Schwalbenweg 3, D 95119 Naila

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