Bereich: A Vision und Konkretion

Thema: Reich Gottes und Demokratie

Beitrag 3: Globalisierung des Heils (Bodo Fiebig15. September 2018)

Das Reich Gottes, die königlich-priesterliche Demokratie des Volkes Gottes, ist nicht auf das Judentum beschränkt und auch nicht auf die Christenheit, es ist als Zielperspektive für die ganze Menschheit vorgesehen: … in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter (alle Völker und Generationen) auf Erden (1. Mose 12, 3). Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh 3,16). Dass eine demokratisch verantwortete und geleitete Gemeinschaft wirklich dem Anliegen des „Reiches Gottes“ entspricht und so wirklich zum Segen für alle Glieder dieser Gemeinschaft werden kann, ist ganz und gar nicht selbstverständlich; allzu stark sind die Kräfte des (persönlichen und kollektiven) Egoismus, die das verhindern wollen.

In der Verfassung jeder funktionierenden Demokratie sind Regelungen eingebaut, die verhindern sollen, dass die demokratischen Freiheiten missbraucht werden. Allzu leicht können ja durch reine Mehrheitsentscheidungen auch undemokratische und menschenfeindliche Bestrebungen an die Macht kommen. Auch die Machtausübung in der Demokratie braucht ein korrigierendes Gegenüber, das nicht von Weisungen der Mandatsträger und Amtsinhaber abhängig ist: Das sind dort normalerweise freie Wahlen, eine unabhängige Justiz und freie Medien. Aber die Erfahrung zeigt, dass im Falle einer totalitären Entwicklung auch in einer äußerlich noch existierenden Demokratie Wahlen manipuliert werden, dass das Recht meist sehr gehorsam der Macht folgt und dass die Medien ganz unauffällig vereinnahmt und „gleichgeschaltet“ werden können. Auch in der Demokratie braucht die Macht das Gegenüber einer Instanz, die nicht Teil des politischen Systems ist, sondern in einer Instanz außerhalb des Systems begründet bleibt.

Die Liebe Gottes gilt der „Welt“, also der ganzen Menschheit und Schöpfung und ihre Auswirkungen sollen global und umfassend sein:

Die Unversöhntheit der Menschen mit ihrem Schöpfer und (als Folge davon ihre Friedlosigkeit und Zerrissenheit untereinander) soll geheilt werden. Alle sollen aus der Gewalt des Egoismus und der Feindschaft befreit werden, sollen zum Frieden kommen mit Gott und miteinander.

Der Mensch soll nicht mehr des Menschen „Wolf” sein. Das Gesetz des Lebens soll nicht mehr heißen: „Fressen und Gefressen – Werden“. Der Starke soll dem Schwachen nicht mehr Gewalttäter sein, sondern Schutz und Hilfe. Der Nächste soll dem Menschen nicht mehr Konkurrent, Gegner und Feind sein, sondern Geliebter (siehe das Thema „AHaBaH – das Höchste ist lieben“).

Die ganze Menschheit soll (in der Zielperspektive des Gottesreiches) zu der einen, alle umfassenden Liebes- und Lebensgemeinschaft werden (als Abbild des Wesens Gottes), zu der sie ursprünglich geschaffen war (1. Mose 1, 27: Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde …). Das ist die Globalisierung, die Gott auf diesem Globus verwirklichen will.

Dazu hat sich Gott Israel als Erstlingsvolk erwählt, dass es als königliche Priesterschaft (2. Mose 19,6) an der Heiligung und Versöhnung der Menschheit mitwirken soll. Dazu hat Gott seine Weisung (Thora) ins Menschsein gegeben, dass sie Orientierung und Hilfe sei auf dem Weg zur Einheit in versöhnter Vielfalt und zur Gemeinschaft in liebender Zuordnung. Auch wenn Israel diesem Auftrag nicht immer gerecht wurde: Es ist trotzdem zugleich Botschafter und Botschaft Gottes an die Welt. Ich bin der Herr dein Gott, der ich dich aus der Knechtschaft geführt habe … (1. Mose 20,2). Nicht nur Israel aus der Knechtschaft in Ägypten (das war nur der Modellfall), sondern alle Menschen aus aller Knechtschaft des Egoismus und der Schuld, der Feindschaft und der Unterdrückung, des Hasses und der Gewalt.

Dazu hat Gott sich selbst (also seine Liebe, die sein innerstes „Wesen“ ist, seine „Substanz“ seine „Person“, seine „Identität“, sein „Geist“) in Jesus ins Menschsein gegeben, dass er die wahre Bestimmung des Menschen als Bild Gottes in der Schöpfung doch noch verwirklicht. Johannes 14,9: Wer mich sieht, der sieht den Vater! Damit ist das Urbild des Menschseins als Abbild der Liebe Gottes wieder hergestellt. An seinem Vor-Bild sollen Juden und Heiden das Menschsein lernen, so wie es von Gott ursprünglich gemeint und gewollt war. Durch seine Hingabe am Kreuz soll der tiefe Menschheitsschaden des Egoismus geheilt und alle daraus entstandene Schuld getilgt werden. Durch seine Auferstehung soll die Überwindung jeden Todes ihren Anfang nehmen. Durch sein Wiederkommen in Herrlichkeit soll die Erlösung der Welt vollendet werden.

Dazu hat Gott schließlich zu Pfingsten durch den Heiligen Geist die eine Jesusjüngerschaft ins Leben gerufen, damit in ihrer Liebesgemeinschaft aus messiasgläubigen Juden und christusgläubigen Nichtjuden die ganze Menschheit (die ja auch aus Juden und Nichtjuden besteht) das Modell ihrer zukünftigen allumfassenden Versöhnung vorgelebt bekommt.

Dazu hat Gott zweitausend Jahre schuldbeladener Kirchengeschichte getragen und ertragen, trotz aller Zerrissenheit und allen Abfalls, dass dieses Versöhnungswerk zu seiner Zeit dennoch Wirklichkeit werden kann. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“, sangen die Engel bei der Geburt Jesu bei den Hirten von Bethlehem (Lukas 2,14).

Diesen Heilsplan Gottes für die Welt zu erkennen und den Glauben an die Liebe Gottes durchzuhalten in einer Welt, die zur einen Hälfte als egozentrische, rücksichtslose Konsum- und Spaßgesellschaft und zur anderen Hälfte als permanente Kriegs- und Hungerkatastrophe existiert, ist eine der Herausforderungen unserer Zeit.

Wer nicht geistlich blind ist, kann es deutlich erkennen: Gott ist dabei, die „weltlichen“ Voraussetzungen zu schaffen dafür, dass er den nächsten und entscheidenden Schritt hin zur Vollendung der Schöpfung gehen kann. Welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wären dazu nötig? Nun, grundsätzlich ist das in jedem politischen Umfeld wenigstens ansatzweise möglich. Aber das von Gott dafür vorgesehene Gesellschaftsmodell ist das „Reich Gottes”, ist die „königliche Priesterschaft des ganzen Gottesvolkes”, also eine demokratische Verfassung der Weltgemeinschaft aller Menschen durch die Mitwirkung aller, sowohl an der „weltlichen” Regierung („königliches“ Amt) als auch an der „geistlichen” Leitung der Menschen („priesterliches“ Amt) unter der Herrschaft Gottes und seines Christus im Heiligen Geist, „durch den die Liebe Gottes ausgegossen ist in die Herzen der Menschen“ (Röm 5,5). Und es lohnt sich, darüber nachzudenken, in welchen konkreten Lebens-Formen und Gemeinschafts-Ordnungen das im 21. Jahrhundert Wirklichkeit werden könnte (siehe die Themen „Die Qualitative Demokratie“ und „Konkrete Visionen“).

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Globalisierung des Heils,  Version 2022-9

c 2014 Bodo Fiebig, herausgegeben im Selbstverlag, alle Rechte sind beim Verfasser.

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