Bereich: Grundfragen des Glaubens

Thema: – Weltreligionen u. biblischer Glaube

Beitrag 1: Was ist Religion? (Bodo Fiebig18. Januar 2018)

Woher kommt eigentlich dieses seltsame Phänomen „Religion“? Schon in sehr frühen Spuren des Menschseins vor Zehntausenden von Jahren finden sich Nachweise verschiedener Formen von Glaubenshaltungen und Kulthandlungen. Woher kommen sie; wie mögen sie entstanden sein?

Sind die Religionen der Völker vielleicht so etwas wie „Verarbeitungsprodukte“ lebensbedrohlicher Erfahrungen, sozusagen Ergebnisse von kollektiver Traumabewältigung? Sind sie so etwas wie handhabbar gemachte Rettungsphantasien erschrockener, von Lebensangst und Todesfurcht beherrschter Menschen? Sind die Religionen Strategien zur Bewältigung der Erfahrungen des Lebens, Leidens und Sterbens, die von Millionen Individuen in Hunderten von Generationen entwickelt wurden?

Oder sind die Religionen der Menschheit, ihre Lehren, Lebensformen und Liturgien so etwas wie eingedickte Rückstände der Menschheitssuche nach dem Sinn des Daseins und nach der Beherrschbarkeit des Übermächtigen und Unerklärlichen?

Oder gibt es vielleicht so etwas wie eine „spirituelle Evolution“, durch die sich die religiösen Ideen von „primitiven“ animistischen Vorstellungen über polytheistische Religionen schließlich zur „höchstentwickelten“ Form, dem Monotheismus, hochgearbeitet haben? Und wenn ja, sind dann auch die biblischen Religionen, Judentum und Christentum, Ergebnisse solcher über Jahrtausende fortschreitender „Evolution“?

Oder ist Religion selbstverständlicher Bestandteil jeder Kultur? Sind die Entwicklung religiöser Vorstellungen, religiöser Glaubensinhalte, Lebensformen und Kulthandlungen „Kulturleistungen“ bestimmter Völker, vergleichbar mit der Entwicklung einer Sprache, einer Schrift, mit der Erfindung des Rades oder der Elektrizität? Sind die Religionen der Menschheit also etwas kulturhistorisch Gewordenes und Gewachsenes?

Oder sind die Religionen klug eingerichtete Institutionen zum Aufbau und zur Absicherung von Macht? Verschanzt sich vielleicht menschliche Macht gern hinter übermenschlichen Mächten, weil sie dann jeder Kritik und jedem Druck zur Veränderung entzogen ist, unangreifbar verankert in der unzugänglichen Sphäre übermächtiger Götter?

Was ist Religion? Wir wollen diesen Fragen noch etwas nachgehen.

1 Religion als Mittel zur Bewältigung der Angst?

Hilflos ausgeliefert fühlten sich die Menschen der Frühzeit den übermächtigen, Angst machenden, bedrohlichen, ja lebensgefährdenden Gewalten der Natur: Dem Blitz und dem Donner, dem Sturm, dem Hagel, der Dürre und der Überschwemmung, der Hitze und der Kälte, der Finsternis der Nacht und ihren unwägbaren Gefahren, den reißenden Bestien und giftigen Schlangen, der Krankheit, dem Schmerz und dem allgegenwärtigen Tod… Das waren einige der großen Schrecken der frühen Menschen, die unversehens über sie hereinbrachen. Waren da nicht böse Kräfte am Werk unaufhaltsam, übermächtig?

Allerdings gab es daneben auch positive Naturerfahrungen: die wärmende Kraft der Sonne nach dem langen Winter, das Leben spendende Wasser einer Quelle im trockenen Land, ein mächtiger Baum, der nahrhafte Früchte gab, ein großer Fluss, der essbare Fische anbot, das wärmende Feuer, die schützende Höhle…

Oft gab es auch widersprüchliche Erfahrungen: die Strahlen der Sonne als tödliche Gefahr in der Wüste, aber auch als freundliche Wärme in der kalten Jahreszeit, das Feuer als unentrinnbares Verhängnis, wenn es als Wald- oder Steppenbrand die Fliehenden einschloss, oder als wärmende Glut, an der man das Fleisch eines erlegten Tieres briet, das Wasser als todbringende Flut und als Leben spendenden Regen nach der Trockenzeit …

Irgendwann entstand das Empfinden (auch wenn es vielleicht noch nicht in Worte gefasst werden konnte): Die Kräfte der Natur sind ja wie Menschen, einmal freundlich und hilfreich, dann wieder böse und gewalttätig, nur viel größer und viel mächtiger. Sie sind launisch und unberechenbar wie Menschen, aber vielleicht sind sie auch zugänglich für Bitten und Geschenke, so wie Menschen? Allmählich bildete sich eine Vorstellung von der Natur heraus, als wäre sie von menschlichen Trieben und Motiven bewegt, aber mit übermenschlichen Kräften ausgestattet.

Für diese Mächte mit menschlichen Eigenschaften und übermenschlichen Kräften musste man nun eine eigene, völlig neue Kategorie des Denkens entwickeln: Vorstellungen und Begriffe von etwas Menschlich-übermenschlichem, nur indirekt erfahrbar, aber mit größtem Einfluss auf das eigene Leben: Geister, Dämonen, Götter … Die Vermenschlichung der Natur durch Zuschreibung menschlich-übermenschlicher Eigenschaften führte direkt zu ihrer Vergöttlichung. So stellte man sich vor: gute und böse Götter (oder Götter mit guten und bösen Eigenschaften), die in einem besonders geformten Berg wohnten, in einem stattlichen Baum, einem großen Fluss, in den Wolken des Himmels, in Sonne, Mond und Sternen… Wie konnte man die guten Mächte für sich gewinnen und die bösen abwehren, oder wie könnte man die Götter beeinflussen, dass sie uns freundlich sind, dass sie uns helfen und unseren Feinden schaden? Am besten wohl so, wie man auch mächtige Menschen für sich gewinnt: indem man ihre Übermacht anerkennt und sich vor ihnen niederwirft, indem man ihnen gehorcht und ihnen Geschenke bringt. So entstanden Unterwerfungszeremonien und Opferriten, Bittgebete und Danksagung. Aber ist die Schwachheit und Hilflosigkeit des Menschen angesichts der übermächtigen Kräfte der Natur wirklich schon ausreichend als Erklärung für die Entstehung von Religionen? Wir werden hier noch genauer nachfragen müssen.

2 Religion als Erklärung des Unerklärlichen?

Sehr früh, schon bei den ältesten Zeugnissen menschlicher Gemeinschaft, begegnet uns ein Phänomen, das es ausschließlich im Menschsein gibt, und das bei keinem Tier, auch nicht beim intelligentesten Affen, auch nur in winzigsten Ansätzen vorhanden ist: das Streben nach religiöser Welt-Deutung und das Bemühen, sich etwas Übernatürlichem zu nähern. Die Entwicklung der Gattung „Homo sapiens“ hatte im Verlaufe von Hunderttausenden von Jahren ein Lebewesen (genauer: ein hochentwickeltes Säugetier) hervorgebracht, dessen Denkleistungen sich nach und nach so differenziert und komplex ausgebildet hatten, dass es nach Kausalzusammenhängen, nach Ursachen, nach Bedeutungsgehalt und Sinnhaftigkeit in den Erscheinungsweisen und Vorgängen seiner Umwelt fragen konnte. Das allerdings hatte dann rückwirkend zur Folge, dass der Mensch nun nach Ursache, Bedeutung und Sinn in den Phänomenen seiner Umwelt fragen musste. Freilich sahen sich da die Menschen in frühen Kulturen in sehr engen Grenzen gefangen: Die Welt war voller Rätsel, voller undurchschaubarer, unerklärlicher Vorgänge.

Ein Tier kann unbedacht und unbesorgt seinen instinktgesteuerten Impulsen folgen. Ein Lebewesen aber, das zu wissen meint, oder zumindest ahnt, dass hinter den vordergründigen Erscheinungen unbekannte Kausalzusammenhänge, verursachende Mächte und verborgene Bedeutungsgehalte vorhanden wären, die es aber nicht erkennen und einschätzen könnte, sähe sich aufs Äußerste gefährdet. Wie sollte es sinnvoll leben und handeln, wenn es Ursache und Folge, Bedeutung und Sinn seines Handelns nicht abschätzen könnte? Oder umgekehrt: Könnte es den Gefahren des Lebens nicht leichter und sicherer begegnen, wenn es wüsste, was hinter den Erscheinungen und Ereignissen steckt, welche Kräfte da am Werk sind und wie es sie beeinflussen könnte?

Sind die Religionen der Menschheit Versuche, die Lebenserfahrungen, die man nicht verstehen kann, so zu deuten, dass man irgendwie sinnvoll damit umgehen könnte? Das Bestreben, das Unerklärliche zu erklären und das Übermächtige zu seinem Gunsten zu beeinflussen, hat sicher zur Entstehung der Religionen beigetragen, aber ist damit schon alles erklärt und alles gewonnen? Wir werden dem noch weiter nachgehen müssen.

3 Religion als Ergebnis einer spirituellen Evolution?

Sind die heute geglaubten und praktizierten Religionen (Z. B. Hinduismus, Buddhismus, Daoismus, Schintoismus, Islam usw.), einschließlich der biblisch begründeten Religionen (Judentum und Christentum) nichts anderes als vorläufige Entwicklungsstadien einer fortschreitenden spirituellen Weiterentwicklung in verschiedenen Kulturkreisen? Und müsste man dann nicht erwarten, dass diese Entwicklung noch weitergeht, und noch ganz neue, ganz andere Formen von Religion hervorbringen wird?

Es ist ja unverkennbar und unbestreitbar: Auch die Religionen haben sich im Laufe von Jahrhunderten, ja Jahrtausenden verändert und entwickelt. Das gilt für alle Religionen; auch der biblische Glaube hat solche Entwicklungen durchlaufen. Das ist eindeutig schon an den biblischen Texten abzulesen. So kann man z. B. im Alten und Neuen Testament verfolgen, wie sich die Vorstellung und die Verkündigung von einer Auferstehung und einem Weiterleben nach dem leiblichen Tod nach und nach geformt und weiterentwickelt haben.

Gibt es also doch so etwas wie eine „spirituelle Evolution“, durch die sich (aufs Ganze gesehen) die religiösen Ideen von „primitiven“ animistischen Vorstellungen über polytheistische Religionen schließlich zur „höchstentwickelten“ Form, dem Monotheismus, hochgearbeitet haben? Viele Christen scheinen das so zu sehen: Wir, so sagen sie, sind die Angehörigen der am weitesten und höchsten entwickelten Religion. Alle anderen Religionen sind bestenfalls Vorstufen dazu. Aber hier ist Vorsicht geboten: Wenn wir das Christentum „nur“ als höchste Stufe religiöser Entwicklung ansehen, die sich parallel zur kulturellen Entwicklung der Völker vollzogen hat (und wir vertreten natürlich auch die höchste Stufe der kulturellen Entwicklung), dann könnte es geschehen, dass wir irgendwann von einer neueren religiösen Entwicklung überholt werden. Und dann kommt auch schon zum Erschrecken solcher „Kulturchristen“ z. B. der Islam und erklärt: „Nein, nein, wir vertreten den letzten und unüberholbaren Höhe- und Schlusspunkt der Offenbarung, des Glaubens und der entsprechenden Lebensform in der Glaubensgemeinschaft.“ Außerdem: Wer wollte denn beweisen, dass der Monotheismus tatsächlich eine „höhere“ und „bessere“ Form von Religiosität darstellt, im Vergleich zu angeblich „primitiveren“ Formen mit einer Vielzahl von Göttern und Geistern? Woher sollten wir denn die Wertmaßstäbe nehmen, mit denen sich die „Götter“ messen ließen und anhand derer wir die verschiedenen religiösen Vorstellungen, Handlungen und Lebensweisen vergleichen könnten?

Bleiben wir also bescheiden und stellen fest: Ja, Religionen verändern sich, aber ob das immer eine Entwicklung von „minderwertigen“ zu „höherwertigen“ Glaubensinhalten und Lebensformen ist, sei dahingestellt. Wenn aber der biblische Glaube nicht die letzte, höchste und endgültige Stufe religiöser Entwicklung darstellt, warum sollte ich mich dann für ihn entscheiden? Oder ist Religion doch mehr als das Ergebnis einer spirituellen Evolution? Wir werden auf diese Frage noch zurückkommen.

4 Religion als Kulturleistung?

Ja, gewiss: Die großen Weltreligionen sind zugleich auch großartige Leistungen derjenigen Völker und Kulturen, die sie hervorgebracht haben. Die Religionen der Welt beschreiben den spirituellen Weg der Menschheit durch die Jahrtausende, der zugleich auch ein Weg zunehmender zivilisatorischer Formung und ethischer Verantwortung war. Ohne die Religionen wäre die Entwicklung der Menschheit im Bereich von Spiritualität und Ethik auf dem Stand des naturgegebenen Prinzips von „Fressen und Gefressen-Werden“ stehen geblieben. (Siehe das Thema „Die Ethik des Atheismus“)

Dabei wird niemand bestreiten wollen, dass es auf diesem Weg auch Verirrungen und Fehlentwicklungen gab, durch welche die Religionen zu Gewalt- und Unterdrückungssystemen werden konnten. Aufs Ganze gesehen haben aber die Religionen und ihre Lehren und Ordnungen, Lebensformen und Kulthandlungen einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag zur „Vermenschlichung des Menschseins“ geleistet. Man denke sich für einen Augenblick z. B. die hinduistische Lehre von der Gewaltlosigkeit und der Nichtverletzung des Lebens oder die buddhistische Lehre von der Aufhebung des Leidens durch Selbstentäußerung und Überwindung des Begehrens oder die daoistische Lehre von der Harmonie zwischen den gegensätzlichen Prinzipien Yin und Yang oder die Zehn Gebote der jüdisch – christlichen Bibel weg, streiche sie aus dem kollektiven Bewusstsein der Menschheit und stelle sich vor, welche Raubtier-Ethik dann noch übriggeblieben wäre. Das, was wir das „Gewissen“ nennen, ist die jeweils individuelle Ausformung des kollektiven ethischen Unterbewusstseins der Menschheit, das in unterschiedlicher Intensität und mit unterschiedlichen Schwerpunkten von den Religionen der Menschheit durch die Jahrtausende geprägt wurde.

Sind die Religionen dann so etwas wie Institutionen zur „Selbsthumanisierung des Menschseins“? So verlockend dieser Gedanke auf den ersten Blick sein mag, so führt er doch in die Irre: Wenn alles, auch die Religiosität der Menschen, nur Entwicklung aus sich selbst heraus gewesen wäre (wie der Atheismus behauptet), woher hätten denn da die Maßstäbe kommen sollen, anhand derer man beurteilen könnte, was „human“ ist? Warum sollte dann eine Haltung, die sich einem anderen selbstlos zuwendet, die einen Notleidenden hilft, einen Kranken pflegt, einen Trauernden tröstet … „menschlicher“ sein, als der „Kampf ums Dasein“, bei dem der Schwächere besiegt und gefressen wird? Ohne Religion (im weitesten Sinne als das, was uns „von außen“ anspricht und verpflichtet) ist „Menschlichkeit“ (im weitesten Sinne, als das, was über die natürlichen Reflexe des Selbsterhaltungstriebes hinausgeht) nicht möglich.

Es ist heute „modern“, alles Religiöse als etwas Vorgestriges, Überholtes, ja gefährlich Rückständiges anzusehen, und man übersieht dabei gern, dass viele unserer kulturellen und zivilisatorischen Errungenschaften, auf die wir mit Recht stolz sind, ohne sie gar nicht möglich gewesen wären, z. B. Krankenhäuser oder Behinderteneinrichtungen (die ja aus den Hospizen der Klöster hervorgegangen sind), ja jede Form von Mitmenschlichkeit, die sich einem anderen zuwendet, ohne auf den eigenen Vorteil zu schauen, oder auch die großartigsten Kunstwerke der Menschheit in der bildenden Kunst, der Musik oder auch in den großen Baudenkmälern der Menschheit von den Pyramiden bis zu den Kathedralen der Gotik und vieles, vieles andere). Ja, gewiss, die Religionen haben auch großartige Kulturleistungen hervorgebracht; die Frage ist nur, ob sie nicht doch mehr sind als „Kultur“. Diese Frage wird uns noch weiter beschäftigen.

5 Religion als Herrschaftsinstrument?

Wahrscheinlich hat sich das niemand so ausgedacht und bewusst als Mittel zum Machterhalt eingeplant, aber es hat sich offenbar so entwickelt und mit der Zeit immer mehr verfestigt: Die sozialen Ordnungen in einem Sippen- oder Stammesverband, in einem Volk und Staat waren immer dann am stabilsten und tragfähigsten, wenn ihre Regeln, ihre Gebote und Verbote, als von den Göttern gegeben angesehen wurden. Dann waren sie jeder Kritik und jedem Druck zur Veränderung entzogen, unangreifbar verankert in der unzugänglichen Sphäre übermächtiger Götter. Der Bruch der Gebote zog dann nicht nur menschliche, sondern auch göttliche Strafen nach sich. So waren die Ordnungskategorien und Wertsysteme der Gemeinschaft dauerhaft verankert.

Aber nicht nur die Spielregeln des Gemeinschaftslebens, auch alle Formen von sozialer Über- und Unterordnung, alle Vormachtstellungen und Führungsansprüche konnten nun als „göttliche Ordnungen“ verstanden werden. So wurden aus oft gewaltsam errungenen Machtpositionen dauerhafte, unangreifbare Ordnungen, durch Götter gegeben, von ihnen bewacht und immun gegen jede „umstürzende“ Idee. (z. B. in Richtung auf mehr Gerechtigkeit und mehr Teilhabe der „Unteren“ und „Schwachen“ am gemeinsamen Wohl). In allen Hochkulturen des Altertums war das eine Selbstverständlichkeit: der Pharao, König, Kaiser usw. war direkt von den Göttern eingesetzt und stand unter ihrem Schutz. Kritik am Herrscher war Rebellion gegen die Götter. So konnten mächtige und dauerhafte Staatengebilde unter einer starken Zentralregierung entstehen. Freilich auch mit viel Unrecht, Unterdrückung, Ausbeutung, Versklavung und Gewalt.

Wer aber Religion nur als Mittel zum Aufbau und Absicherung von menschlichen Machtpositionen ansieht, blickt zu kurz. Es gibt ja auch Beispiele in der Geschichte der Völker, wo sich die Gläubigen im Namen der Religion gegen die Mächtigen aufgelehnt haben (z. B. die Propheten Israels im Alten Testament gegen den Machtmissbrauch der Könige oder die „Bekennende Kirche“ zur Zeit der Nazi-Diktatur in Deutschland gegen die Vereinnahmung des Glaubens für die Interessen der Mächtigen). Trotzdem bleibt die Frage, warum sich Religion oft so leicht für machtpolitische Zwecke missbrauchen lässt, wir werden das noch genauer bedenken.

Was ist „Religion“? Gewiss mehr als der Versuch, die eigene Angst zu bewältigen und das (noch) Unerklärbare zu erklären, mehr als das Ergebnis einer spirituellen Evolution, mehr als eine besondere Kulturleistung der Völker und mehr als ein Instrument zur Eroberung und Absicherung von Macht. Jedenfalls ist Religion etwas typisch Menschliches. Kein Tier, auch nicht der intelligenteste Affe, fragt jemals nach einer Weltsicht und Lebensdeutung, die sich auf eine irgendwie geartete „höhere Macht“ hin orientiert. Das Menschsein als Träger weltanschaulicher Vorstellungen und religiösem Bewusstseins ist offensichtlich ein einmaliger Sonderfall des Lebens. Ich meine, es lohnt sich, diesen „Sonderfall des Lebens“ etwas genauer anzuschauen.

.

Bodo Fiebig Was ist Religion? Version 2021-1

© 2011 Herausgegeben im Selbstverlag, alle Rechte sind beim Verfasser.

Vervielfältigung, auch auszugsweise, Übersetzung, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen und jede Form von kommerzieller Verwertung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verfassers

Alle Beiträge zum Thema "– Weltreligionen u. biblischer Glaube"


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert