Bereich: Grundfragen des Glaubens

Thema: Schuld und Vergebung

Beitrag 1: Schuld? (Bodo Fiebig11. Januar 2018)

Das Wort „Schuld“ ist jedem geläufig, aber kaum jemand könnte spontan mit einem Satz sagen, was denn eigentlich damit gemeint wäre. Am ehesten zugänglich scheint uns der Begriff der „Schulden“. Jemand hat ein neues Auto auf Kredit gekauft und hat nun „Schulden“. Oder man meint „Schuld“ in der Bedeutung von „Ursache“: „Das schlechte Wetter war schuld daran, dass wir die geplante Bergwanderung nicht durchführen konnten.“ Oder wir sagen, jemand hat einen Unfall „verschuldet“, auch wenn der Betreffende nur einen Augenblick unaufmerksam (und damit zwar im juristischen Sinn der Verursacher, aber doch kein absichtlicher „Täter“) war. Aber das alles ist hier nicht gemeint. Was aber dann? Es hilft nichts: Wir müssen uns die Realitäten unserer Welt anschauen, um zu sehen, was Begriffe wie „Schuld“ und „Vergebung“ in der Wirklichkeit unseres Lebens bedeuten.

1 Schuld – ein ungeliebter Begriff

Der Begriff „Schuld“ löst bei uns Unbehagen aus. Wir empfinden ihn als Vorwurf und wehren uns dagegen. Sätze wie „Wer schuldig ist, muss bestraft werden“ gehen uns durch den Sinn. Wir fühlen uns in die Rolle des Angeklagten versetzt, auf den man den mit Fingern zeigt: „Du bist schuld!“

Die Verbindung der Begriffe „Schuld“ und „Vergebung“ verunsichert uns zusätzlich: Welche Art von „Schuld“ könnte da gemeint sein, die „vergeben“ werden könnte oder sollte?

Versuchen wir also eine Klärung: Gemeint ist hier in diesem Beitrag mit dem Begriff „Schuld“ nicht irgendeine willkürliche Beschuldigung: Etwas ist schief gelaufen, ein Schaden ist entstanden und jetzt sucht man einen „Schuldigen“ dem man die „Schuld in die Schuhe schieben“ kann. „Schuld“ (in dem hier verwendeten Sinn) kann es nur unter bestimmten Voraussetzungen geben:

1) Es muss in einer Situation erkennbar mehrere Handlungsmöglichkeiten geben.

2) Die handelnden Personen müssen die Möglichkeit haben, zu erkennen, was in der jeweils besonderen Situation „richtig“ wäre (also das, was sich für die Beteiligten eher hilfreich und wohltuend auswirken würde) oder was „falsch“ wäre (weil es sich für die Beteiligten eher schädigend und verletzend auswirken würde).

3) Die Betroffenen müssen die Möglichkeit haben, sich frei zu entscheiden, das Eine oder das Andere zu tun. Erst wenn jemand sich in dieser Situation bewusst für das „Falsche“ (das Schädigende und Verletzende) entscheiden würde, könnte man von „Schuld“ reden.

Die Regelungen und Verbote der Gesetzbücher versuchen festzulegen, was in einer konkreten Gesellschaft als „richtig“, also erlaubt anerkannt ist und was „falsch“, also verboten sein soll. Allerdings können Gesetze (vor allem unter totalitären Regimen) auch schädigende und verletzende Verhaltensweisen gegen bestimmte Personen als „richtig“ ausgeben, im Extremfall den Mord an Millionen Menschen (z. B. im Holocaust unter den Nazis in Deutschland) als gute Tat und „Endlösung“ eines Problems darstellen. Allerdings: Solche Konfliktsituationen zwischen öffentlichem Unrecht und eigenen Gewissensentscheidungen bedürfen einer besonderen Betrachtung und Wertung und sind hier nicht angesprochen (siehe dazu das Thema „Recht und Unrecht“).

Freilich ist der ganz überwiegende Anteil unseres alltäglichen Verhaltens nicht durch staatliche Gesetzgebung geregelt. Ob wir jemandem freundlich und aufgeschlossen begegnen oder misstrauisch und abweisend, ob wir jemanden belügen, um von einem eigenen Fehlverhalten abzulenken, ob wir ein mündlich gegebenes Versprechen einhalten oder nicht …, das und ganz vieles andere im alltäglichen Miteinander schreibt uns kein Gesetz vor. Trotzdem gibt es auch da die Unterscheidung zwischen richtig und falsch und zwar auf der Grundlage der Einstellungen und Wertungen der Mehrheit der beteiligten Personen. Die meisten Menschen haben eine einigermaßen gefestigte Vorstellung davon, was sie für „richtig“ oder „falsch“ halten. Freilich können solche Einstellungen und Wertungen auch sehr widersprüchlich sein: Was einer für richtig hält, kann für einen anderen völlig falsch sein.

In vielen Fällen geht es dabei um sachliche Entscheidungen und die sind meist weniger problematisch. Es ist richtig, bei „rot“ nicht über die Ampel zu fahren, die entsprechenden Verkehrsregeln schreiben das so vor und wir tun auch zur eigenen Sicherheit gut daran, uns danach zu richten. Es gibt aber auch Entscheidungen, die tiefer begründet sind. Es ist z. B. mehr als nur „falsch“, ein Kind, das einem fröhlich vertrauend in die Arme springt, nicht aufzufangen, sondern hart auf den Boden fallen zu lassen, obwohl es kein Gesetz gibt, das so etwas ausdrücklich verbietet. Wir sagen dann, ein solches Verhalten ist nicht nur „falsch“, sondern „böse“, weil es das Vertrauen eines Menschen missbraucht, um ihn bewusst zu schädigen. Wir werden auf diese Unterscheidung zwischen „falsch“ und „böse“ noch zurückkommen. Im allgemeinen empfinden wir es so, dass es richtig ist, das Gute wenigstens zu versuchen und falsch, das Böse zu wollen und zu tun. „Schuld“ im Sinne dieses Beitrags ist nichts, was einem unbewusst, sozusagen „aus Versehen“ passiert. Wir können auch so sagen: „Schuld“ ist das gewollte und bewusst getane „Böse“ (siehe die folgenden Abschnitte „Die Realität des Bösen“ und „Schuld, das gewollte Böse“).

Die Frage ist nun allerdings: Brauchen wir denn wirklich so einen Schuldbegriff? Ist es nicht eher von Nachteil, wenn wir unser Verhalten untereinander und unser Verhältnis zueinander mit schwergewichtigen moralischen Forderungen belasten, anstatt die Dinge leichter zu nehmen und so unbelasteter zu leben?

Richtig“ oder „falsch“, „gut“ oder „böse“ – viele mögen solche Wertungen nicht. Aber, das muss uns bewusst sein: Wer nicht wertet, kann auch keine Werte haben. Werte entstehen ja erst dadurch, dass man wertet, dass man das eine für wertvoller hält als etwas anderes. Dass manche z. B. ein kleines Stückchen kristallinen Kohlenstoff (einen Diamanten) für tausendmal wertvoller halten als eine Mahlzeit, die eine ganze Familie im Elendsviertel am Rande einer Millionenstadt satt macht, ist eine menschliche Wertung; in der Natur der Sache liegt sie nicht. Wir werten ständig und kommen ohne Wertungen gar nicht aus.

Ja, gut“, sagt man dann, „positive Wertungen kann man ja haben und benennen, aber negative Wertungen, also Ab-Wertung, darf es nicht geben!“ Das ist richtig; das ist jedenfalls dann richtig, wenn es sich auf Menschen, auf Personen oder Personengruppen (z. B. Völker, Rassen, Religionsangehörige usw.) bezieht. Niemand hat das Recht, Menschen in eine „Werteskala“ einzuordnen, die den Einen für wertvoller oder minderwertiger achtet als andere.

Absolut falsch und schädlich ist eine solche Einstellung aber dann, wenn es nicht um Personen geht, sondern um Ideen und Einstellungen, um Verhaltensweisen und Handlungen. Da sind Wertungen um des Lebens und des Zusammenlebens der Menschen willen unbedingt notwendig:

Hass ist nicht gleichwertig mit Liebe!

Lüge ist nicht gleichwertig mit Wahrheit!

Betrug ist nicht gleichwertig mit Treue!

Folter ist nicht gleichwertig mit liebevoller Zuwendung!

Mord ist nicht gleichwertig mit Lebensrettung!

Krieg ist nicht gleichwertig mit Frieden!

Diktatur ist nicht gleichwertig mit Demokratie!

Wer, um den Schuldbegriff abzuwehren, alles relativiert und behauptet, es könne so etwas wie richtig und falsch, gut und böse gar nicht geben und deshalb dürfe man auch einen Begriff wie „Schuld“ nicht verwenden (und Leute, die das so sehen und behaupten, gibt es zuhauf), der macht sich selbst mitschuldig, macht sich zum Mit-Verursacher beim Verlust der Menschlichkeit.

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2 Die Realität des Bösen

Die Abneigung gegen den Schuldbegriff wird dann verständlich, wenn man die grundsätzlich ablehnende Einstellung vieler zu verpflichtenden Werten berücksichtigt. Schuldig kann ja man nur werden, wenn es anwendbare Maßstäbe dafür gibt, welches Verhalten richtig oder falsch ist, und wenn diese Verhaltens-Maßstäbe sich an Wert-Maßstäben ausrichten: Also nicht nur angemessen oder unpassend, sondern richtig oder falsch, nicht nur erfolgreich oder verlustbringend, sondern sondern gut oder schuldhaft ungut, also böse (siehe das Thema „gut und böse“). Wenn alle Verhaltensoptionen grundsätzlich gleichwertig sind, und nur der eingetretene oder ausgebliebene Erfolg darüber entscheidet, ob ein Verhalten akzeptabel oder abzulehnen wäre, dann ist so etwas wie „Schuld“ nicht möglich, und so etwas wie „Vergebung“ nicht nötig. „Schuld“ ist das gewollte und bewusst getane „Böse“ (was „Vergebung“ bedeutet, davon wird noch zu reden sein).

Das kann ja niemand leugnen, dass es das Böse gibt, das Böse als etwas bewusst Böswilliges, etwas absichtlich und schuldhaft Leid Erzeugendes. Unsere Erde ist voll davon. Wenn auch nur für zehn Sekunden der Vorhang der Heimlichkeit weggezogen würde und wir könnten für diese wenigen Sekunden wahrnehmen, was gerade jetzt weltweit geschieht an Bosheit, Verbrechen und Grausamkeit, an Missachtung, Misshandlung und Missbrauch, an Betrug, Erpressung und Verleumdung, an Unrecht, Unterdrückung und Ausbeutung, an Gewalt, Folter und Mord, wir könnten es nicht ertragen, nicht einmal ein Tausendstel davon (siehe das Thema „Friede auf Erden?“, Beitrag 1 „Ursachen des Unfriedens“). Aber auch wenn wir es nicht sehen können, wir wissen es ja doch:

Wir wissen von Kriegen und Bürgerkriegen mit gewissenlosen Mordtruppen von gut bezahlten Söldnern und Heeren von Kindersoldaten, die nichts haben, außer einem Gewehr und den Befehl zu töten. Wir wissen von Eroberungen und Völkermord, von Vertreibung und ethnischen Säuberungen, von nationalem, ideologischem und religiösem Fanatismus. Wir sehen die Bilder von der Bombardierung von Millionenstädten mit all ihren wehrlosen Kindern, Frauen und alten Menschen… Wir wissen von Unterdrückung und Rechtlosigkeit, von Gewalt und Folter in vielen, vielen Ländern dieser Erde.

Wir wissen von der entsetzlichen Armut und dem Hunger, in dem ganze Völker leben, und von dem maßlosen Reichtum einiger weniger direkt daneben, und dass die Armut der Einen ebenso wenig zufällig, naturgegeben und gottgewollt ist wie der Reichtum der Anderen. Wir wissen von Machtmissbrauch und Korruption, die ganze Länder in Chaos und Elend versinken lassen.

Wir wissen von der unersättlichen Gier nach Gewinn und Besitz und Macht, die selbst funktionierende Volkswirtschaften, ja die ganze Weltwirtschaft mit gigantischen Spekulationsblasen in den Zusammenbruch treiben kann, eine Gier, die heute inmitten einer hungernden Welt die Spekulation an den Nahrungsmittelbörsen als Quelle riesiger Gewinne entdeckt, und die dabei ist, sich die Patentrechte auf alle Lebensformen zu sichern, von denen sich die Menschheit ernährt, um eben diese ganze Menschheit in die Abhängigkeit von einigen wenigen internationalen Lebensmittel- und Saatgutkonzernen zu zwingen (siehe den Kurzbeitrag „Macht ohne Menschlichkeit“ im Bereich „Mitreden“ „Herausforderungen der Gegenwart“).

Wir wissen von der weltumspannenden Macht des internationalen Verbrechens, das mit Raub und Mord, mit Entführung und Erpressung, mit Rauschgift- und Menschenhandel, mit Waffenschmuggel und Terrorismus so viele Milliarden verdient, dass es die Wirtschaft und die Politik ganzer Länder unterwandern und überwuchern kann.

Wir wissen von der mörderischen Gewalt der Ideologien verschiedenster Ausrichtung, die alle Menschen unter das Diktat ihrer Meinung zwingen wollen und rücksichtlos gegen alle vorgehen, die anders zu denken wagen. Es waren die ideologiegesteuerten Systeme „linker“ oder „rechter“ Machthaber, die unsere Erde mit den furchtbarsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte verwüstet haben.

Wir wissen auch von Habgier und Gewinnsucht in unserem eigenen Land, von Betrug und Skrupellosigkeit, von offener Parteilichkeit und heimlicher Bereicherung, so dass wir bald nicht mehr wissen, wem wir noch trauen können und was aus den übervollen Regalen der Geschäfte wir eigentlich noch unbedenklich essen können.

Wir wissen auch, oder ahnen zumindest, von dem heimlichen Leid und der heimlichen Gewalt, vor allem an Frauen und Kindern, hinter den glatten Fassaden mancher Häuser mitten in unseren Städten und Dörfern.

Und wir wissen von einer geld- und quotengierigen Medien- und Vergnügungsindustrie, die selbst aus dem Grauen des Krieges, der Gemeinheit des Verbrechens, dem Schrecken der Gewalt und dem Elend ethischer Perversion noch riesige Gewinne schlägt, weil man damit Werbung verkaufen kann für Kosmetik und Schokolade, Waschmittel und Autos …

Wo alle Bindungskräfte auf das eigene Ich oder die Vorteile der eigenen Gruppe gerichtet sind, werden die Abstoßungskräfte gegenüber den „anderen“ übermächtig. „Ich für mich gegen dich; wir für uns gegen euch! Du hast etwas, das ich nicht habe, also werde ich es dir nehmen! Du bist anders, deshalb bist du weniger wert. Ihr habt andere Ansichten, Gewohnheiten, Ziele, also werden wir euch bekämpfen! Ihr gehört nicht zu uns, deshalb werden wir uns über euch erheben und euch unterdrücken – wenn es sein muss, auch ausrotten.“ Kain erschlägt Abel. Jeden Tag, tausendfach irgendwo auf der Erde. So entstehen Menschheitskatastrophen wie die von Auschwitz oder Hiroshima und so entsteht die permanente Menschheitstragödie des unbeachteten Leidens von Millionen, überall auf dieser Erde, und auch hier bei uns.

Angesichts dieser Realität die Schuldfrage auszuklammern, würde bedeuten, die Opfer im Stich zu lassen, ja, sie zu verhöhnen. (Siehe dazu auch den die Beiträge zum Thema „gut und böse“; hier seien nur einige wenige Sätze daraus zitiert):

Mit „böse” bezeichne ich hier jede Einstellung, jedes Vorhaben, jedes Reden und Verhalten und jede Tat, die bewusst, absichtlich und aus vorwiegend eigensüchtigen Motiven einem andern Schaden und Leid zufügen wollen. Mit „gut” bezeichne ich hier jede Einstellung, jedes Vorhaben, jedes Reden und Verhalten und jede Tat, die bewusst, absichtlich und aus vorwiegend uneigennützigen Motiven einem andern wohltun oder helfen, ihn schützen oder fördern wollen. Wer wollte leugnen, dass es das so bezeichnete „Böse” gibt und dass es ungeheure Auswirkungen hat im Miteinander von Menschen, vom Zusammenleben in einer Familie bis zum Zusammenleben von Völkern, dass es Ursache ist von Hass und Gewalt, Streit und Krieg, von millionenfachem Hunger, Leid und Not? Und wer, außer einem böswilligen Zyniker, wollte leugnen, dass es auch das im oben genannten Sinn gemeinte „Gute” gibt und dass ohne dieses ein friedliches Zusammenleben von Menschen gar nicht möglich wäre? Ohne Unterscheidung von gut und böse im Bezug auf menschliches Verhalten, auf Worte und Taten ebenso, wie auf Absichten und Einstellungen, ist eine lebenswerte Gemeinschaft unter Menschen nicht möglich. (Zitat Ende)

Wem jede Verhaltensoption gleich gültig ist, dem ist alles gleichgültig. Wer, wenn es um Ideen, Einstellungen, Rede- und Verhaltensweisen von Menschen geht, nicht werten will, wer nicht von richtig oder falsch, gut oder böse, das heißt nicht von Schuld reden will, der entwertet das Menschsein bis zur totalen Wertlosigkeit (wie es z. B. in den Konzentrations-, Straf- und Vernichtungslagern der nationalisti­schen oder kommunistischen Diktaturen des Zwanzigsten Jahrhunderts millionenfach geschah).

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3 Schuld, das gewollte Böse

Hier ist vorläufig nur von Schuld gegenüber den Mitmenschen die Rede. Es gibt auch Schuld gegenüber Gott; davon wird später noch zu reden sein.

Schuld, als das gewollte Böse, gibt es in ganz verschiedenen Erscheinungsweisen. Hier soll nur eine grobe Übersicht angeboten und mit einigen wenigen Beispielen angedeutet werden: Schuldig kann man z. B. werden,

1 indem man anderen (Einzelnen oder Gemeinschaften) bewusst und absichtlich materiellen Schaden zufügt: Durch Raub, Betrug, absichtliche und böswillige Zerstörung …

2 indem man anderen bewusst und absichtlich Schaden am Sozialstatus zufügt: Durch Verleumdung, Erniedrigung, Unterdrückung, Ausgrenzung, Mobbing …

3 indem man anderen bewusst und absichtlich Schaden am psychischen Wohlergehen zufügt: Durch Vertrauensbruch, Verunsicherung, Bedrohung, angstmachende und traumatisierende Erfahrungen …

4 indem man anderen bewusst und absichtlich körperlichen Schaden zufügt: Durch gesundheitliche Beeinträchtigung (z.B. indem man um des größeren Gewinnes willen gesundheitsgefährdende Lebensmittel, gefälsche Medikamente usw. in den Verkehr bringt), durch Drogenherstellung und Drogenhandel, durch Gewalt, Schmerz, Folter und Tod.

Dabei muss man beachten: Vor den bürgerlichen Gesetzen können Menschen nur schuldig werden, wenn sie gegen ein schriftlich festgelegtes Gesetz verstoßen; wenn das nicht der Fall ist, fragt (vom juristischen Standpunkt her) niemand danach, ob der Betreffende vielleicht Böses mit ganz legalen Mitteln zu tun beabsichtigt, und das ist viel häufiger der Fall, als man normalerweise annimmt. Gleichzeitig können Menschen nach den Gesetzen auch schuldig werden, wenn sie etwas Negatives (z. B. einen Verkehrsunfall) verursacht haben, etwa durch Unachtsamkeit, obwohl sie das Böse selbst gar nicht wollten. Sie unterliegen dann einer Haft-Pflicht, durch die ein Schaden, soweit es möglich ist, wieder gut gemacht werden soll.

Hier aber wird der Begriff „Schuld“ nicht im juristischen Sinn, sondern als ethische Kategorie verwendet. Schuld“ im hier verwendeten Sinne kann es nur geben, wenn der Wille zum Bösen die Triebkraft des Handelns war. Solche Schuld kann nicht ohne Auswirkungen bleiben, in dreifacher Weise (siehe den folgenden Beitrag: „Die dreifache Wirkung der Schuld“).

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Schuld und Vergebung Beitrag 1 Schuld? (Version 2017-8)

© 2017 Bodo Fiebig

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