Bereich: Grundfragen des Glaubens

Thema: AHaBaH – Das Höchste ist lieben

Beitrag 1: Gottes-und Menschenliebe (Bodo Fiebig4. Januar 2018)

Was macht das Menschsein des Menschen aus? Seine Intelligenz, die ihn aus der Menge der übrigen Lebewesen heraushebt? Seine Sprachfähigkeit und die Entwicklung der Schrift, mit deren Hilfe er Erfahrungen, Wissen, Überlegungen, Emotionen … mitteilen und austauschen kann? Seine technischen Errungenschaften, vom Rad bis zur Weltraumrakete, vom Zählbrett bis zum Supercomputer, von der Erdhöhle bis zum Wolkenkratzer, vom Rauchzeichen bis zur globalen Kommunikation? Das alles sind Ergebnisse jahrtausendelanger, immer weiter aufeinander aufbauender Denk- und Gestaltungsprozesse und großartige Leistungen des menschlichen Geistes. Aber machen sie allein schon das Besondere und Einzigartige des Menschseins aus? Die Bibel, eine der ältesten und in ihrer Wirkungsgeschichte bedeutendsten Schrif­ten der Menschheit, nennt einen anderen Aspekt als Merkmal und Höchstform menschlicher Existenz: Auf die Frage nach dem Höchsten und Größten des Menschseins antwortet sie: Du sollst lieben (siehe unten Mt 22, 35-40), antwortet also mit einer Aufforderung, die zur Aufgabe jedes Menschen wird. Die Frage ist nur: Was könnte damit gemeint sein? Das Wort „Liebe“ ist eines der meistgebrauchten und meistmissbrauchten Wörter in allen Sprachen der Menschheit (siehe auch den Beitrag Die falsche Liebe“).

In diesem Themenbeitrag wird für den Begriff „Liebe“ oft das hebräische Wort AHaBaH verwendet (gesprochen Ahawah – in der hebräischen Schrift der Bibel werden nur die Konsonanten geschrieben. Sie werden hier mit Groß­buchstaben dargestellt, die hier kleingedruckten Vokale wurden später in Form von Punktierungen als Lesehilfe hinzugefügt. Das „B“ wird manchmal auch als „W“ gesprochen.). Dieser Begriff aus der Bibel hat hier den Vorteil, dass er (für die meisten von uns) nicht schon mit festgelegten Inhalten gefüllt und belastet ist. Dadurch ist er frei für eine unbefangene, vom biblischen Gebrauch her begründete Verwendung. Das ist nicht nur eine sprachliche Spielerei, sondern hat auch eine inhaltliche Bedeutung. Ein Aspekt dieses Bedeutungsgehalts soll im Folgenden angedeutet werden.

Zu den bekanntesten Texten aus dem Neuen Testament der Bibel gehört das „Hohelied der Liebe“ aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth (1. Kor 13). Es beginnt mit den Sätzen (Lutherübersetzung, leicht verändert): Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen reden könnte und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts als ein schepperndes Blech oder eine schrille Klingel. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen spenden würde und gäbe (als Märtyrer) meinen Leib zum Verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre das alles nichts wert. […] Denn, und so endet dieses Lied: „Das Größte von allem ist die Liebe“ (1. Kor 13, 13). Dieses Lied von der Liebe ist sicher einer der großartigsten Texte, den die Menschheit je verfasst hat. Paulus (Glaubensjude und Kulturgrieche mit römischem Bürgerrecht) formuliert dieses Lied in griechischer Sprache und entsprechend griechischem Denken als allgemein gültige Idealvorstellung und philosophisches Lehrgedicht über die Liebe. Er verwendet hier das griechische Wort „Agape“, das eine „reine“, geistige, von aller körperlichen Leidenschaft befreite Liebe bezeichnet. Gleichzeitig versucht er aber, dieses Wort von der rein begrifflichen Ebene auf die Ebene konkreter zwischenmenschlicher Begegnungen und Beziehungen zu übertragen: Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; (…). Und doch hebt das griechische „Agape“ nur einen bestimmten Aspekt dessen hervor, was die Bibel als Ganzes noch umfassender mit „Liebe“ meint.

Die Wurzeln des Neuen Testaments, besonders der Evangelien, sind von hebräischer Sprache und jüdischem Denken geprägt. Wir haben zwar die ältesten Überlieferungen des Neuen Testaments (und in ihnen auch die Evangelien) nur in griechischer Sprache vorliegen, aber Jesus selbst (von dem ja die Evangelien vor allem berichten) war seiner natürlichen Herkunft nach Jude und er hat gewiss nicht griechisch gesprochen, wenn er am See Genezareth und auf den Bergen Galiläas vor Fischern und Bauern predigte, sondern hebräisch oder aramäisch (siehe dazu das Thema „Evangelium und Urgemeinde“). Seine Worte sind erst nachträglich ins Griechische übersetzt worden. Dabei ist auch manches von seiner hebräisch-jüdischen Sprech- und Denkweise verloren gegangen.

Im Hebräischen denkt und spricht man nicht so viel in Substantiven (vor allem nicht in abstrakten, philosophischen Begriffen wie im Griechischen), sondern in Verben, (also in Vorgängen und Handlungen). Nicht „die Liebe“ als abstrakter Begriff ist es, worauf es Jesus ankommt, sondern „lieben“ als konkret-handfesten Vollzug. Bei Jesus klingt deshalb die inhaltlich entsprechende Aussage etwas anders. Er entnimmt dem hebräischen Alten Testament zwei Sätze und fügt sie zum neutestamentlichen „Doppelgebot der Liebe“ zusammen (Mt 22, 35-39): Einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Was Paulus als Begriff verwendet (die Liebe) das drückt Jesus als Tätig-Sein aus (Gott und den Nächsten lieben); beide von Jesus zitierten Textstellen im Alten Testament verwenden dabei das Wort AHaBaH, bzw. dessen Verbform AHaB). Wobei „lieben“ hier nicht in erster Linie einen gefühlsmäßigen Vorgang meint, sondern einen praktischen: Dem Nächsten Gutes tun, ihm helfen, wo er Hilfe braucht, ihn versorgen, fördern, unterstützen, pflegen, heilen … (vgl. Lk 10, 30-36 im Gleichnis vom barmherzigen Samariter), ihn aufnehmen, wenn er heimatlos ist, ihn mit allen Nötigen versorgen, wenn er in Not ist, ihn in Schutz nehmen, wenn er angegriffen wird, ihn besuchen, wenn er einsam, krank oder in Gefangenschaft ist (vgl. Mt 25, 31-46 im Gleichnis von den „Schafen und Böcken“).

Bei der Liebe zu Gott betont die Bibel Emotion und Leidenschaft (lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt), und zwar deshalb, weil die Liebe zu Gott immer in der Gefahr ist, zu unpersönlichen, formelhaften Glaubenssätzen und Kulthandlungen zu erstarren.

Bei der Liebe zum Nächsten betont die Bibel das handgreiflich-praktische Tun: Lieben (im Sinne von „jemandem etwas Liebes tun“, so wie man sich ja auch selbst gern etwas Gutes tut), und zwar deshalb, weil sich die Nächsten-Liebe allzuleicht auf eine schwankende, oft unverbindliche und verantwortungsscheue Gefühlsebene verflüchtigt.

Zusammengenommen bezeichnet dieses „Doppelgebot der Liebe“ nur jene Liebe als echt, die von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt Gott und dem Nächsten nahe sein will und beiden handfest und konkret zu dienen bereit ist.

Eine gegenwärtige Gefahr liegt allerdings darin, dass sich viele Menschen heute, Liebe“ nur noch als ausschließlich sexuelles Verhältnis vorstellen können, und nicht mehr als eine „Erotik der Mitmenschlichkeit“, die alle Aspekte des Menschseins und des menschlichen Miteinanders (und dann selbstverständlich auch den sexuellen Aspekt) mit einschließt. Die sexuelleLiebe, die bei unsrem heutigen Gebrauch dieses Wortes meist im Vordergrund steht, ja, die den Begriff „Liebe“ manchmal vollkommen für sich vereinnahmt hat, ist zwar ein besonderer und bedeutsamer Teilbereich der Nächsten-Liebe, aber niemals das Ganze, ebenso wie ein rein geistiger, „entkörperlichter“, philosophischer Liebes-Begriff (griechisch Agape) niemals das Ganze dessen erfassen kann, was die Bibel mit „Liebe“ meint. Für diese umfassende Liebe, die den anderen liebt um seinetwillen, die nicht vor allem das Eigene sucht, nicht den eigenen Vorteil, nicht die eigene Lust und Befriedigung, sondern das, was dem anderen gut tut und ihm hilft, was ihn stärkt und fördert, schützt und rettet, für diese Liebe, die Nähe und Vertrautheit sucht und schenkt, ohne sie für sich selbst auszunutzen, die sich mit dem andern freut und mit ihm leidet, die sich im Alltag verwirklicht und in der Treue bewährt, die sich aber nicht nur auf den privaten Bereich konzentriert und beschränkt, sondern sich auch für das ganze Netzwerk von Beziehungen in der Nähe und Ferne offen hält und sich für ein gelingendes Miteinander in der Gemeinschaft einsetzt…, und die das alles mit konkretem Handeln im ganz normalen Leben zum Ausdruck bringt, für die hat die hebräische Bibel den Namen AHaBaH

Der Ursprung dieser Liebe ist Gott selbst. Die Bibel sagt es so: 1.Joh 4,7-8: Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben, denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht, denn Gott ist die Liebe.

Und das wollen wir uns jetzt noch etwas genauer anschauen.

Der Gott der Bibel hat einen Namen, der schreibt sich so: J-H-W-H Wie er ausgesprochen wird, weiß niemand mehr. Manche sagen, er müsste „Jehova“ heißen, aber das ist wahrscheinlich nicht richtig. Jüdische Gläubige haben (auch schon zu biblischen Zeiten) aus Scheu, den Gottesnamen zu missbrauchen, eine Umschreibung gewählt: Adonai (Herr), und damit man das beim Lesen nicht vergisst, hat man die Vokal-Zeichen für „Adonai“ in das Tertragramm JHWH eingefügt. Andere sagen, es muss Jahweh heißen, wieder andere sagen, es müsste Jahaweh heißen oder Jahawah. Aber man weiß es eben nicht.

Das hängt mit einer Besonderheit der hebräischen Sprache zusammen: Im biblischen Hebräisch schreibt man nur mit den Konsonanten. Die Vokale a,e,i,o,u (die Laute, die der Sprache den Klang geben) werden nicht geschrieben. Das Jod bei JHWH ist eine Ausnahme, das zählt hier mit zu den Konsonanten. Wir werden nachher noch eine zweite Ausnahme kennen lernen.

Das macht das Lesen in der biblischen Ursprache des AT schwierig. Versuchen wir einmal, einen deutschen Satz nur mit Konsonanten schreiben (außerdem gibt es keine Großbuchstaben, im Folgenden verwende ich für die Wörter JHWH und AHBH nur noch Kleinbuchstaben). Das könnte dann etwa so aussehen: lbn st n lst. Was könnte das heißen?

Leben ist eine Last/Lust

Lieben ist eine Lust/Last

Loben ist eine List/Lust

Welche Interpretation ist richtig? Ohne zusätzliche Informationen sind alle diese Übersetzungen gleichwertig und gleich richtig. Und ein Übersetzer müsste jetzt anfangen und aus dem Umfeld des Textes, aus der Situation (worum geht es da, wer spricht und mit welcher Absicht?), also aus dem Kontext zu erkennen versuchen, welche Übersetzung die richtige ist.

Kehren wir zum Namen Gottes zurück: j-h-w-h. Wir wissen nicht, welche Vokale hier für die Striche eingesetzt werden müssen, es gibt keine Überlieferung, die uns das verraten könnte. Wir haben nur diese 4 Buchstaben j-h-w-h.

Aber diese 4 Buchstaben selbst verraten auch etwas. Es gibt nämlich im Hebräischen noch eine weitere sprachliche Besonderheit, und auch die schon seit Jahrtausenden. Da ist z. B. im Neuen Testament (Off) einmal von der „Zahl eines Namens“ die Rede. Wie soll denn das gemeint sein, wie soll denn ein Name eine Zahl haben? Die Lösung ist einfach: Im Hebräischen haben die Buchstaben auch einen Zahlenwert. Man sagt also beim Zählen nicht 1, 2, 3…, sondern a, b, g… Jeder Buchstabe ist zugleich auch eine Zahl. Man kann einen Namen also auch in Zahlen schreiben.

Wenn man das nun mit dem Namen Gottes macht, dann sieht das so aus:

(J=10, H=5, W=6)  j-h-w-h entspricht 10-5-6-5

Das sagt uns gar nichts.

Nun muss man wissen: Die 6, das W, ist nicht nur ein einzelner Buchstabe, sondern zugleich auch ein ganzes Wort. Das Wort wird wa oder we gesprochen (die Vokale sind nicht so wichtig, geschrieben wird ja nur das W) und dieses Wort heißt „und“. Das Wort „und“ besteht (geschrieben) nur aus dem Buchstaben w.

Das bedeutet, der Name Gottes heißt eigentlich j – h und h. Oder in Zahlen 10 5+5. Wer mathematisch geschult ist, sieht: Der Name Gottes ist so etwas wie eine mathematische Gleichung: 10 = 5+5. Und diese Gleichung des Gottesnamens beinhaltet das ganze Programm, den Sinn und das Ziel der ganzen Schöpfung, unseres ganzen Universums. Das ist ein sehr großspuriger Satz, aber ich werde ihn erklären.

Ein erster Aspekt steckt in der Zahl 10. Sie ist in der Bibel (nicht nur an dieser Stelle) die Voll-Zahl, die Vollzahl, durch die eine himmlische Vollkommenheit sich in irdischer Vollständigkeit spiegelt (eine irdische Vollkommenheit kann es nicht geben). Das ist so wie z. B. bei den „Zehn Geboten“, die zwar vom Finger Gottes selbst geschrieben sind (so steht es in der Bibel) aber dann doch in ein sehr irdisches Material graviert, in einen Stein.

Hier steht die Zahl 10 für Gott, allerdings nicht für den Gott, der im Himmel ist Vater unser im Himmel“, sondern für Gott, dessen Name hier auf der Erde geheiligt werden soll, dessen Reich hier auf der Erde kommen und dessen Wille in den irdisch-alltäglichen Belangen Wirklichkeit werden soll: Dein Name werde geheiligt, Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.

Also lesen wir: „Gott“ (wie er hier auf der Erde erkennbar wird) ist h und h. Und jetzt kommt‘s: Der Buchstabe „h“ kann auch ein ganzes Wort bedeuten, genauer gesagt sogar 2 ganze Wörter. (Dazu muss ich später noch etwas erklären). Entweder (gesprochen) hu oder hi (die Vokale u oder i werden aber nicht geschrieben, also bleiben nur diese zwei H übrig). Wenn wir das in den Gottesnamen einsetzen, bekommen wir den Satz: Gott (der im Irdischen erkennbar werdende Gott) ist hu und hi.

Das hebräische Wort hu heißt auf deutsch „er“ und hi heißt „sie“. Und jetzt heißt der Satz, die Botschaft, die uns der Gottesname sagt, so: Gott (der Gott, der nicht im fernen Himmel bleibt, sondern uns hier auf der Erde nahe kommt und erkennbar wird) ist „er-und-sie“.

Nun könnten wir das so interpretieren, dass Gott beides ist, Mann und Frau, männlich und weiblich gleichzeitig. Aber das ist nicht das hier Gemeinte. Sondern die Bibel selbst erklärt uns ganz genau, wie das gemeint ist. Und zwar schon auf der allerersten Seite. Da steht (in der Schöpfungsgeschichte) der Satz von der Erschaffung des Menschen (1.Mose 1,27): Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde (man kann auch übersetzen: zu seinem irdischen Ebenbild, seiner Entsprechung, zu seiner „Gleichheit“, d. h. zur anderen Hälfte seiner Gleichung), zum Bilde Gottes schuf er ihn, und schuf sie als Mann und Frau.

Das bedeutet: Das Ebenbild Gottes (die irdische Gleichung des himmlischen Gottes) ist eine Gemeinschaft der Liebe.

Jetzt könnte man einwenden: Aber das stimmt doch gar nicht, die Wörter hu und hi werden doch gar nicht bloß mit dem Buchstaben h geschrieben, sondern so: h-w-a oder in Zahlen: 5-6-1. Das ist seltsam, denn gesprochen wird dieses Wort wirklich nur hu oder hi, so also ob nur der Buchstabe h dastünde. Die letzten zwei Buchstaben (w und a) werden behandelt, als wären sie gar nicht da. Seltsam, rätselhaft.

Wenn wir wieder auf die Zahlenwerte der Buchstaben schauen, löst sich das Rätsel: Die 5 ist das h und wird gesprochen hu oder hi, er oder sie. Die 6 ist wieder, wie oben, das Wort „und“. Also er und oder sie und und dann kommt die 1 (Die 1, das a, wird nicht als Vokal behandelt, denn es wird geschrieben und es kann ganz verschiedene Laute annehmen oder auch ganz stumm bleiben).

Die 1 ist Gott selbst. Aber oben haben wir doch gesagt, die 10 ist Gott, aber ich habe gleich hinzugefügt: Die 10 ist der „Gott im Himmel“, dessen Wesen sich hier auf der Erde widerspiegelt, sozusagen das irdische Eben-Bild des himmlischen Gottes.

Das Original, den Jesus „Vater unser im Himmel“ nennt, das ist die 1. Eine Zentralaussage über Gott in der Bibel ist 5.Mose 6, (und das ist gleichzeitig das Zentrum des jüdischen Glaubensbekenntnisses) Höre Israel, j-h-w-h, unser Gott, j-h-w-h ist Eins oder Einer (oder einzig, oder Einheit)

Man kann also die geschriebenen Wörter er oder sie so darstellen: h-w-a und das heißt: Der Mensch (er oder sie) ist 5 und 1. Also hu+1 oder hi+1 > er und Gott oder sie und Gott. Das bedeutet: Das Menschsein kann nur als Liebesgemeinschaft ein irdisches Ebenbild des himmlischen Gottes werden: „Er und sie“ und auch nur dann, wenn bei ihm und bei ihr Gott mit dabei ist. Er und Gott + sie und Gott (und Gott ist die Liebe, die Liebe, die den ganzen Menschen meint, nicht nur seine erotische Attraktivität).

Nur so kann der Mensch zum Ebenbild Gottes werden: Als Liebesgemeinschaft, in der Gott schon gegenwärtig ist. Ich habe oben gesagt, dass in dem Namen Gottes j-h-w-h schon das ganze Programm der Schöpfung, ihr Sinn und ihr Ziel enthalten sind. Jetzt können wir das verstehen: Das irdische Ebenbild des himmlischen Gottes ist eine Liebesgemeinschaft von Mann und Frau, wo in beiden Gott als „Atem der Liebe“ schon gegenwärtig ist. In 1. Mose 2,7, gleich nach der Schöpfungsgeschichte wird beschrieben, wie Gott dem Menschen, und nur ihm, keinem anderen Lebewesen, einen besonderen Lebensatem einhaucht, die Neschama, und dieser besondere Lebenshauch Gottes im Menschen ist die Fähigkeit zu lieben, zu lieben ohne Hintergedanken und Eigennutz, zu lieben, auch wenn es dem eigenen Ich Nachteile einbringt, zu lieben, auch wenn es etwas kostet, auch wenn es viel kostet.

Wir lesen den Namen Gottes jetzt so: Gott ist die Liebe und sein Ebenbild, an dem man hier auf der Erde erkennen kann, wie Gott ist, ist die Liebesgemeinschaft von Mann und Frau, in der die Liebe Gottes selbst gegenwärtig ist und zur Auswirkung kommt“.

Das bedeutet zugleich auch, dass niemals ein einzelner Mensch „Ebenbild” Gottes sein kann. Ebenbild Gottes werden kann das Menschsein nur als Liebesgemeinschaft. Aber nicht nur das Miteinander von Mann und Frau soll nach den Willen Gottes eine Liebesgemeinschaft sein, sondern jede menschliche Gemeinschaft (Familie, Nachbarschaft, Freundschaft, Gemeinde, Kirche, Volksgemeinschaft, Kulturgemeinschaft, Religionsgemeinschaft …), ja, die Gemeinschaft des Menschseins als Ganzes. Die ganze Menschheit soll (in der Zielperspektive des Reiches Gottes) eine einzige Liebesgemeinschaft werden und so – als Ganzes – Ebenbild Gottes.

Der Satz „Gott ist Liebe“ (vgl. 1.Jo 4, 7-8) wäre im Hebräischen also so zu schreiben: j-h-w-h    a-h-b-h

Die beiden Buchstabengruppe hwh (in jhwh) und hbh (in ahbh) entsprechen einander (außerdem sind sich die Buchstaben W und B im Hebräischen sehr nahe, das B kann ebenso als W gesprochen werden, z. B. in ahbh, das  „Ahawah“ gesprochen wird). Die Buchstabengruppe hwh betont die Zusammenghörigkeit der Liebenden durch das „und“: Er und sie. Der Buchstabe „b“ heißt „bet“ und Bet heißt „Haus“. Das heißt: Die Gruppe hbh betont, dass die Liebe von Mann und Frau ein „Haus“ braucht, einen geschützten und schützenden Raum, in dem die Liebe und dann auch eine Familiengemeinschaft leben und wachsen kann.

Der Buchstabe j in j-h-w-h hat noch eine weitere Bedeutung (vorhin sind wir von der Bedeutung als Zahl ausgegangen, jetzt betrachten wir die Bedeutung als Buchstaben): Der Buchstabe heißt Jod, und Jod bzw. Jad (Die Vokale sind nicht entscheidend) heißt im Hebräischen „Hand“. Wenn die Buchstabengruppe HWH (er und sie) also „Liebe“ meint, dann heißt der Gottesname J-HWH „Hand-Liebe“. Auch das ist bedeutsam: Das J (Hand) als Teil des Gottesnamens weist den Träger dieses Namens als Schöpfer aus (Jes 66, 1-2): So spricht JHWH: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! (…) Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht JHWH. Aber es ist eine Schöpfer-Hand (j), die von der Liebe (hwh) gelenkt wird. Das bedeutet: Auch die Liebe, die menschliche Gemeinschaft zum Ebenbild Gottes machen soll, soll „Hand-Liebe“, sein, nicht nur „Kopf-Liebe“ (voll edler Gedanken) und nicht vordringlich „Gefühls-Liebe“ (voll erregender Emotionen), auch nicht nur „Genital-Liebe“ (mit befriedigenden Sex), das gehört alles auch dazu; aber im wesentlichen besteht sie im handfesten Tätigsein für den anderen oder anders ausgedrückt: Sie ist „Nächsten-Liebe“ im konkreten Tun. Solche Hand-tätige Liebe spricht Jesus z. B. in seinen Gleichnissen vom „Barmherzigen Samariter“ oder von den „Schafen und Böcken“ an: „Alles, was ihr getan habt (nicht, was ihr gefühlt habt) einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“.

Eine Nebenbemerkung: Jetzt könnte jemand sagen: Das ist doch alles nur Zahlenspielerei, so kann man doch nicht ernsthaft und theologisch sauber die Bibel auslegen! Da müsste man dem Betreffenden recht geben. Anerkannte und mehrheitsfähige Theologie ist das nicht. Aber, wenn dabei etwas herauskommt, das Jesus selbst das Zentrum der Bibel nennt, das nach seiner Aussage (im „Doppelgebot der Liebe“ Mt 22) einer Zusammenschau der Inhalte und Aussagen der ganzen Bibel entspricht, dann kann man diese Interpretation der Beziehung zwischen Gott und Mensch, Mensch und Gott in der Betrachtung des Namens Gottes als Bestätigung und Verstehenshilfe annehmen.

Die Entsprechung von AHaBaH und JaHWeH ist in der Bibel ja auch nicht nur an den Buchstaben abzulesen, sondern auch an dem, was diese Wörter zum Ausdruck bringen. Ich will das an einigen wenigen biblischen Beispielen verdeutlichen: 1. Mose 22,2 (bei der Aufforderung Gottes an Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern): Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde (siehe dazu auch das Thema „Abraham“ im Bereich „mitgehen – Wege im Glauben“). 1. Mose 24,67 (aus der Erzählung, wie Rebekka Isaaks Frau wurde): Da führte sie Isaak in das Zelt seiner Mutter Sara und nahm die Rebekka, und sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb. Also wurde Isaak getröstet über (den Tod) seine(r) Mutter. Hohel. 3,1 (aus dem Sehnsuchtslied der Braut, die ihren Geliebten sucht): Des Nachts auf meinem Lager suchte ich, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht. 1.Sam 20, 17 (beim Treue-Bund zwischen Jonathan und David, wo Jonathan sein eigenes Leben und die Zukunft seiner Familie an diese Treue bindet): Und Jonatan ließ nun auch David schwören bei seiner Liebe zu ihm; denn er hatte ihn so lieb wie sein eigenes Herz.

Die leidensfähige Liebe des Vaters/der Mutter zu ihrem Kind, die starke Liebe von Mann und Frau, die sehnsuchtsvolle Liebe der Brautleute, die belastbare Liebe der Freunde …, die in allen diesen Beispielen als umfassende, selbstlose, hingabebereite, in einem unerschütterlichen Vertrauen begründete und durch ein entsprechendes Handeln beglaubigte Liebe geschildert wird, ist hier jeweils mit dem Wort AHaBaH benannt. Die hebräische Bibel verwendet das Wort AHaBaH, um eine Liebe zu beschreiben, die dem Wesen Gottes JaHWeH entspricht. Sie ist Leben in Gemeinschaft: Miteinander und Füreinander in Vertrauen und Treue mit Gott und den Menschen. Diese „gottgemäße“ Liebe ist es, die das Menschsein (soweit es trotz aller Schwäche, Unvollkommenheit und Schuldhaftigkeit dennoch dieser Liebe zu entsprechen vermag) zum „Ebenbild“ Gottes macht.

Das Grundgesetz biblischen Glaubens und Lebens, das Jesus im Neuen Testament aus dem Alten Testament zitiert, heißt: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Gegenüber Gott ist hier vom Menschen eine „Herz-Liebe“ gefordert, die das Herz (die ganze Person mit ihren Emotionen und Antrieben), die Seele (das ganze Leben) und das Gemüt (die ganze Kraft des Denken und Glaubens) umfasst. Der Mensch kann ja an Gott keine „handgreifliche“ Liebe üben, Gott ist Gott, und er hat die helfende und rettende „Handliebe“ von Menschen nicht nötig. Aber dem Nächsten gegenüber ist eine „Hand-Liebe“ gefordert, die ihm alles Gute tut, das man sich selbst wünscht. Und nur durch solche handgreifliche Nächsten-Liebe können wir indirekt auch unsere Herz-Liebe zu Gott zum Ausdruck bringen, sie „verleiblichen“ und handfest verwirklichen. Herz-Liebe und Hand-Liebe gehören zusammen: Erst Hand-Zuwendung und Herz-Zuneigung zusammen machen die ganze Liebe aus.

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Ein Aspekt fehlt uns noch: Das hebräische Wort, das hier für „Bild“ steht (zum Bilde Gottes schuf er ihn) heißt tselem“. Und tselem heißt eigentlich „Götterbild“. In fast allen heidnischen Religionen war es damals üblich, dass sich die Menschen Götterbilder aufstellten, sozusagen als sichtbare Stellvertreter für ihre unsichtbaren Götter. Und viele hatten eine ganze Sammlung solcher Götterbilder im Haus, eines für die Fruchtbarkeitsgöttin (damit das mit dem Kinderkriegen klappt), eines für den Wettergott (damit die Ernte gut wird), eines für den Kriegsgott (damit wir den nächsten Krieg gewinnen) usw.

Der Gott der Bibel aber sagt (im zweiten Gebot von den 10 Geboten): Du sollst dir keine Götterbilder machen! Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! (2. Mose 20,4). Warum nicht? Warum dürfen die Menschen, die an den Gott der Bibel glauben, kein selbstgemachtes Gottesbild machen und anbeten, das ihren unsichtbaren Gott darstellt? Na, ganz einfach: Weil Gott selbst sich ein Eben-Bild geschaffen und in die Welt gestellt hat. Aber eben nicht einen stummen und reglosen Götzen, aus Holz geschnitzt oder meinetwegen auch auch aus reinstem Gold gegossen. Wie z. B. beim „Tanz ums goldene Kalb“ am Mose-Berg im Sinai (übrigens: „Kalb“ ist hier falsch übersetzt, es war ein Jungstier, Symbol für Kraft und sexuelle Potenz, kein Kälbchen).

Gott hat sich selbst ein lebendiges Ebenbild geschaffen, ein Anschauungs-Bild, an dessen Leben und Reden und Tun man etwas, wenigstens ein ganz kleines bisschen erkennen soll, wie Gott ist. Eine sichtbare, anschaubare, erfahrbare, erlebbare Vergegenwärtigung des Schöpfers in seiner Schöpfung, an der die ganze Schöpfung wahrnehmen und erkennen soll: So ist Gott. Und Gott ist die Liebe. Mitten in einem liebeleeren Universum, (die Sonnen und Planeten der „Milchstraße“, die „Weißen Zwerge“ und Roten Riesen“ und „Schwarzen Löcher“ des Weltalls, die können ja nicht lieben) und mitten auf der belebten Erde, auf der der „Überlebens-Kampf ums Dasein“ tobt, da soll sich diese ganze Schöpfung am Menschsein abschauen können, wie ihr Schöpfer ist und was er mit seiner Schöpfung vorhat.

Diese ganze materiell-biologische Schöpfung und in ihr das Menschsein soll wie ein fruchtbarer Ackerboden sein („Mensch“ heißt hebr. Adam und der Ackerboden heißt Adama) in dem ein Samenkorn des Göttlichen aufgeht und wächst: Die Liebe. Aber nicht nur die Gemeinschaft von Mann und Frau, sondern jede Gemeinschaft von Menschen, ja (in der Zielperspektive) das Menschsein als Ganzes, soll ein Pflänzchen sein, an dem die Liebe zum Blühen kommt.

Und wenn es in der ganzen Schöpfung keine einzige Gemeinschaft von Menschen mehr gäbe, in der etwas, wenigstens ein kleines bisschen, wenigstens ein winzigstes Etwas von der Liebe Gottes gegenwärtig und anschaubar wäre, dann, erst dann wäre diese Schöpfung endgültig gescheitert. Aber sie wird nicht scheitern, denn die Liebe und alles was durch die Liebe geworden ist das bleibt (so klingt es z. B. in 1. Kor 13, im Hohelied der Liebe des NT), das ist bei Gott unauslöschbar gegenwärtig.

Also das ist das Programm der Schöpfung, ihr Sinn und ihr Ziel: dass mitten in der geschaffenen materiellen Welt und inmitten allen tierischen und pflanzlichen Lebens ein Lebewesen entsteht, das dem Wesen Gottes entspricht und zum Gegenüber seiner Liebe werden kann.

Es genügt dem Schöpfer nicht, ein gigantisches, aber stummes, lebloses und sinnloses Universum zu schaffen, wie ein riesiges Feuerwerk, das aufleuchtet, eine Weile in großartigen Farben und Formen brennt und dann verlischt. Nein, Gott macht das Universum als eine Art „Bühne“, als Bühne für ein „Spiel der Liebe“ und das soll sich hier, hier auf dieser armen, leiderfüllten und doch auch so wunderschönen Erde „abspielen”, auch heute, auch in unsrer Gegenwart, auch unter uns. Und wenn dieses Spiel der Liebe sich entfaltet, will der Schöpfer-Gott, der selbst ganz Liebe ist, dadurch mitten im Geschaffenen gegenwärtig sein: Wie im Himmel, so auf Erden.

Dafür, für dieses Spiel der Liebe zwischen Himmel und Erde, dafür ist alles gemacht.

 

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Bodo Fiebig Gottes- und MenschenliebeVersion 2018-1

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