Bereich: Grundfragen des Glaubens

Thema: AHaBaH – Das Höchste ist lieben

Beitrag 3: Die Schöpfung der Liebe (Bodo Fiebig4. Januar 2018)

1 Die materielle Schöpfung

Der Impuls der Liebe Gottes war es, der die Schöpfung in Gang setzte. So gewaltig war dieser Impuls, dass er zur Initialzündung der Weltentstehung wurde, zum „Anstoß des Seins“ (siehe das Thema „Die Frage nach dem Sinn“, Beitrag „Der Anstoß des Seins“) , und die ganze unfassbare Weite und Vielfalt des Kosmos mit der wahrhaft erstaunlichen Feinabstimmung aller seiner Kräfte und Konstanten hervorbrachte.

Aber die unendlichen Weiten des Universums, ihre Galaxien und Sternensysteme, ihre Gaswolken und Energieströme, ihre „Roten Riesen“, „weißen Zwerge“ und „schwarzen Löcher“, die können ja nicht lieben, die sind nicht geeignet als Gegenüber der Liebe Gottes.

Das muss man gar nicht negativ werten. Das Universum besteht aus toter Materie und seelenloser Energie. Wie sollten sie so etwas wie Liebe enthalten? Aber inmitten dieser materiellen Schöpfung des Universums wollte der Schöpfer sich ein Geschöpf erwecken, das zur Liebe fähig sein kann. Dazu erwählte er sich einen der unbedeutendsten Klumpen toter Materie in einem der Milliarden Sonnensysteme am Rande einer der Milliarden Galaxien, unsere Erde, um dort den nächsten Schritt seines Vorhabens zu verwirklichen: die Erschaffung des Lebens.

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2 Erschaffung des Lebens

Und die Erde war Chaos und Leere (hebr. „tohuwabohu“), so beschreibt die Bibel den Anfangszustand des Schöpfungsteils Erde. Und da drinnen, mitten im Tohuwabohu der Entstehung entfaltet der Schöpfer nach und nach die Voraussetzungen und Bestandteile des Lebens: Licht und Luft, Land und Meer, erste Pflanzen und Tiere (siehe den Themenbeitrag „Schöpfungsglaube und modernes Weltbild“).

Leben besteht aus den gleichen Bestandteilen (Materie und Energie), wie die ganze übrige Schöpfung auch, aber es ist Materie und Energie in einer ganz neuen Daseinsform. Es ist nicht eine in beidem schon enthaltene Option, die sich bei entsprechend günstigen Bedingungen von selbst entwickeln könnte, sondern eine Neuschöpfung mitten in dem schon Vorhandenen – in der Materie geschaffen, aber nicht von ihr (siehe den Themenbeitrag „Leben und Tod“).

Das Leben, das sich ja immer aus toter Materie aufbaut, muss in jeder Sekunde seiner Existenz dem Tode abgerungen werden. Nichts ist unwahrscheinlicher als das Leben. Jeder lebende Organismus setzt sich aus Materie zusammen, die außerhalb dieses Organismus tot ist. Das Leben ist ein paradoxer Ausnahmezustand der Materie, der totes Material in einen Stoffwechselkreislauf zwingt und dazu bringt, dass es dort an hochkomplexen Vorgängen teilnimmt, deren Zusammenwirken nur in einem lebenden Organismus funktioniert und die in den Strukturen der Materie selbst nicht angelegt sind.

In einem lange Zeiträume umfassenden Prozess umkleidet Gott die Erde mit einem Gewand aus lebendem Grün und atmender Vielfalt, in dem alles miteinander in Beziehung steht und alles voneinander abhängig ist. Aber auch das Leben ist noch längst nicht geeignet, Gegenüber der Liebe Gottes zu sein. Das Leben – will leben, und kann es nur auf Kosten anderen Lebens: Alles Leben ist eingespannt in ein unaufhörliches Werden und Vergehen, in einen unerbittlichen „Kampf ums Dasein“, in ein unbarmherziges Fressen und Gefressen-Werden. Trotzdem ist mit der Entstehung des Lebens schon ein ganz entscheidender Schritt getan, durch den Gott, zielgerichtet voranschreitend und passgenau gestaltend, seine eigentliche Schöpfungsabsicht verwirklichen will.

Mit der Zubereitung des Lebens hatte der Schöpfer die notwendigen „Rahmenbedingungen“ geschaffen, dass der alles entscheidende Schöpfungsschritt gegangen werden konnte: die Erschaffung des Menschen. So wie Gott mitten in der schon vorhandenen materiellen Schöpfung ein völlig neues Dasein anlegte, das Leben, so will er jetzt mitten in der schon vorhandenen Fülle des Lebens und der Lebensformen ein völlig neues Dasein ermöglichen: das Menschsein als Träger einer besonderen Berufung.

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3 AHaBaHBerufung des Menschseins

Die Ausbreitung des Lebens über die Erde hatte in langen Zeiträumen eine Biosphäre entstehen lassen, in der die ganze Vielfalt des Lebens, vom Einzeller bis zu den höheren Pflanzen und Tieren, zueinander in Beziehung steht und voneinander abhängig ist. Damit war die Umwelt bereitet für die Erschaffung des Menschen.

1.Mose 26-27 (wörtliche Übersetzung):: Und (es) sprach Gott: Machen wollen wir Menschen in unserem Bild, gemäß unserer Gleichheit. (…) Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bilde Gottes schuf er ihn, männlich und weiblich erschuf er sie.

Hier heißt es nun zum ersten Mal in der biblischen Schöpfungsgeschichte, dass Gott etwas machen „will“. Bis dahin hieß es immer: Gott sprach und es wurde so. Mit der Erschaffung des Menschen war das Schaffen Gottes bei dem Ziel angekommen, das er erreichen wollte. Die ganze Entwicklung des Lebens war so angelegt, dass dieses von Gott gewollte Geschöpf „Mensch“ entstehen konnte.

Gott wollte nun ein Geschöpf bilden, das inmitten der materiellen Schöpfung und inmitten der Fülle des Lebens und der Lebensformen ein Gegenüber seiner Liebe werden kann: den Menschen. Der Mensch ist im Vergleich zu allem Vorangegangenen eine wirkliche Neuschöpfung Gottes, trotz seiner biologischen Nähe z. B. zu den Säugetieren. Und dieses „ganz Neue“ ist nicht biologischer Art, sondern besteht in einer besonderen, nur die Menschen betreffenden Berufung: Die Schöpfung „Mensch“ soll „Bild“ sein, das heißt anschaubare Vergegenwärtigung Gottes mitten in einer scheinbar gottlosen Welt. Gott nimmt dieses Säugetier „Mensch“ (1. Mose 2,7) und atmet ihm etwas von seinem innersten Sein, etwas vom Wesenskern seiner Göttlichkeit ein: die Fähigkeit zu lieben. Zu lieben aus bewusster Hingabe an ein Du. Zu lieben, auch wenn es für das eigene Ich Nachteile einbringt. Zu lieben, und koste es das eigene Leben. So soll, durch die Erfüllung des Menschseins als „Bild Gottes“, inmitten der materiellen Schöpfung das Eigentliche, das Göttliche, d. h. die Liebe, gegenwärtig und erfahrbar sein.

Durch das Menschsein soll das Wesen Gottes in der Schöpfung anwesend sein, ja mehr noch: soll ein Geschöpf zum Gegenüber der Liebe des Schöpfers werden. Der Mensch ist ja keine optische Abbildung Gottes, als wäre Gott ein Wesen mit menschenähnlicher Ge­stalt, mit Armen und Beinen, mit Augen, Mund und Nase… (dann wäre Gott ein Abbild des Men­schen, und so haben sich Menschen zu allen Zeiten ihre Götter vor­zustellen versucht), son­dern eine wesentliche. Gott hat kei­ne Leiblichkeit, kein „Aussehen“ nach menschlichen Vorstellungen. In der ganzen Bibel steht nichts darüber, wie Gott aussieht. Nur in Jesus ist ein menschlich wahrnehmbares „Bild“ Gottes unter uns gegenwärtig, aber eben nicht als optisch erkennbare Gestalt (wir wissen ja nichts darüber, wie Jesus als Mensch ausgesehen hat), sondern als Vergegenwärtigung der Liebe Gottes im Leben und Tun.

Gott ist Liebe (1.Joh 4,16). Damit ist alles Wesentliche über den Gott der Bibel ausgesagt, das heißt, sein Wesen ist ein „Für-den-andern-da-sein“ in voraussetzungsloser Annahme, uneingeschränkter Zuwendung, unerschütterlicher Treue und opferbereiter Hin­gabe.

Solche Liebe, die sich bewusst an ein Gegenüber hingibt, die nicht sich selbst erhöhen, sondern dem andern zur Erfüllung seines Menschseins und zur Freude am Dasein helfen will, die sich aus freiem Willen für eine Gemeinschaft einsetzt und die sich sogar unter Zurückstellung des kreatürlichen Lebenswillens für das Gefährdete und Verlorene einsetzen und opfern kann, um es zu retten, das ist das Göttliche, das sich im Menschsein widerspiegeln soll und das durch den Menschen in der Schöpfung gegenwärtig und wirksam sein soll. Darin also, im Tun der Liebe, soll der Mensch, soll jede menschliche Gemeinschaft, ja das Menschsein als Ganzes ein erkennbares „Abbild“ Gottes werden (siehe das Thema „Adam, wer bist du?“).

Das geschieht aber nicht automatisch, sondern verlangt noch einen besonderen Akt der Erwählung und Beauftragung von Seiten Gottes und einen Akt der Einwilligung und Hingabe von Seiten des Menschen. Und auch hier geht Gott genau so vor, wie er es bei den vorangegangenen Schritten auch gemacht hat: Mitten in der schon vorhandenen Menschheit (zu einer Zeit, als sich die biologische Gattung „Homo sapiens“ schon über weite Teile der Erde ausgebreitet hatte) erwählt er sich einen Menschen (den Mann Adam), und dann doch nicht nur einen, sondern er ergänzt ihn durch einen zweiten Menschen (die Frau Eva), die Adam wesensmäßig entspricht und gleichzeitig ihm auch als ganz anderes Menschsein gegenübertritt, sodass zwischen beiden ein Spannungsfeld der Liebe entstehen kann.

Die Liebe, die das Gott-Sein Gottes ausmacht, soll nun auch das Mensch-Sein des Menschen bestimmen. Aber nicht ein einzelner Mensch kann Gegenüber und Ebenbild der Liebe Gottes sein, sondern immer nur die Gemeinschaft des Menschseins. Dazu erwählt sich Gott ein Menschenpaar, mit dem er etwas ganz Neues beginnt: Das Menschsein als geliebtes und wiederliebendes Gegenüber seiner göttlichen Liebe und zugleich als Liebesgemeinschaft untereinander, die zum „Bild“, zur anschaubaren Vergegenwärtigung seines göttlichen Wesens wird. Dazu gestaltet er für dieses Menschenpaar einen besonderen und geschützten Lebensraum, den Garten Eden. Im trockenen und über weite Strecken wüstenhaften Orient klingt das Wort „Garten“ für ein bewässertes und umfriedetes Stück Land selbst schon wie „Paradies“.

Dort stattet Gott den Adam und danach auch dessen Frau mit seinem göttlichen Lebensodem aus, der Neschama (1. Mose 2,7). Damit gibt er ihm auch Anteil an seiner eigenen innersten Wesenart: der Fähigkeit zu lieben. „Du sollst Gott, deinen Herrn, liebhaben von ganzem Herzen … und deinen Nächsten wie dich selbst“. Das ist das Göttliche im Menschen und die Berufung allen Menschseins, und das soll in der Gemeinschaft der Menschen handgreiflich verwirklicht werden.

Mit der Erwählung und Beauftragung des Menschseins als anschaubares „Bild“ und erfahrbare Vergegenwärtigung der Liebe Gottes war von der Seite Gottes her alles vorbereitet, dass die Schöpfung zu ihrem Ziel gelangen kann. Was noch fehlte (und weithin immer noch fehlt), ist das bestätigende „Ja“ des Menschen als Antwort auf die Zuwendung Gottes. Und dieses „Ja“ kann der Mensch nicht mit bloßen Worten ausdrücken, sondern vor allem mit dem Tun in der Gesinnung der Liebe im Miteinander und Füreinander menschlicher Gemeinschaft, freilich auch im Bewusstsein der Schwäche, Unzulänglichkeit und Schuldverstrickung aller menschlichen Existenz, aber doch echt und gültig. Dieses „Ja“ zur Liebe Gottes in der Gemeinschaft des Menschseins vorzuleben, ist wesentliche Aufgabe des Volkes Israel und der Jesusjüngerschaft.

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Bodo Fiebig Die Schöpfung der LiebeVersion 2018-1

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Comments

  • Das kann gar nicht sein, das mit Jesus! GOTT als der Schöpfer allen Lebens hat nach SEINEM VOR-Bild, ein WEIBLICHES Gegenüber gehabt. Er schufxsiexals Mann und als Frau und nicht als Mann u Mann=schwul???Diese WEIBLICHE WEISHEIT war schon immer bei Gott. SIE ist das WORT, von dem im Johannesprolog die Rede ist. Noch nie davon gehört? Wer DAS hier immer noch verdreht und ein einseitig-männliches Gottesbild mit diesem Jesus aufrecht erhalten will, den wird sein Charma einholen. Das einseitig männliche Gottesbild ist das, was Gott als GÖTZENBILD betrachtet. OK?ICH schreibe dies als Warnung für alle, die es lesen!!! Die Lüge wird JETZT in der Zeitenwende AUFGEDECKT. DAS LICHT deckt ALLE LÜGEN auf!!! Auch diese!!!

  • Kommentar 28.10.23
    Liebe Birgit,
    danke für deinen Kommentar zum „männlichen Gottesbild“. Ich sehe das so: Gott (der Gott der Bibel JHWH) ist weder männlich noch weiblich, sondern göttlich und das ist etwas ganz anderes. Trotzdem hat er sich ein männlich-weibliches „Ebenbild“ geschaffen (Mose 1, 27). Aber dieses Gott-Ebenbildliche ist nicht darin begründet, dass das Männliche oder das Weibliche vorherrschend ist, sondern es besteht in der Einheit ihrer Liebesgemeinschaft aus zwei ganz verschiedenen Wesen. 1.Joh 4, 7-8: „Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.“
    Weder Mann noch Frau kann für sich Ebenbild Gottes sein, nur die Liebe unter den Menschen kann etwas Göttliches hier im Irdischen abbilden. Und am deutlichsten will Gott das durch die Liebe zwischen Mann und Frau abgebildet sehen. (im Thema 1-9 „Generationen und Geschlechter“ habe ich versucht, das ausführlicher darzustellen).
    Im NT wird die Einheit Gottes (ich spreche nicht gern von „Trinität“, dieser Begriff ist der Bibel fremd) als Einheit von Vater und Sohn benannt (Joh 17, 20-23). Und der Heilige Geist, (hebräisch „Ruach HaKodesch“), der „Geist der Wahrheit“ (Joh 15, 26), der vom Vater ausgeht, der bezeugt diese Einheit von Vater und Sohn. Diese „Ruach Hakodesch“ wird aber im Hebräischen des AT meist weiblich verwendet (und Jesus hat ja Hebräisch/Aramäisch gesprochen, nicht griechisch-lateinisch; „Spiritus Sanctus“, „Heiliger Geist“ usw. sind spätere männliche Formen in anderen Sprachen).
    Soweit entspricht das auch dem Befund im AT: Gott, der nicht männlich und nicht weiblich ist, sondern eine Liebe vermittelt, die über alle Geschlechtlichkeit hinausgeht, wird durch die Zweiheit von etwas Männlichem (Jesus, der „Sohn“) und etwas Weiblichem (die „Ruach Hakodesch“) dargestellt und für unsere menschlichen Sinne wahrnehmbar. Man könnte das auch so zusammenfassen:
    Die Liebe Gottes, die den Himmel erfüllt, wird für uns Menschen hier auf der Erde wahrnehmbar durch Jeschuah (Sohn, männlich) und Ruach Hakodesch (Geist, weiblich). Und diese göttliche Liebe soll nun von den Menschen (vor allem, aber nicht nur von der Liebesgemeinschaft von Mann und Frau) in unserem alltäglichen Miteinander und Füreinander „vermenschlicht“, das heißt in allen unseren zwischenmenschlichen Beziehungen anwendbar werden.

    Bodo

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