Was ist das eigentlich, das „Bewusstsein“? Jeder hat es und keiner weiß, was das ist. Es ist etwas, was offensichtlich ganz zentral mit unserem Mensch-Sein zu tun hat (ob Tiere auch ein Bewusstsein haben, ist umstritten), aber es scheint kaum möglich, das mit „Bewusstsein“ Gemeinte irgendwie in Worte zu fassen. Gehen wir also mit vorsichtigen Schritten an das Phänomen „Bewusstsein“ heran.
1 Individuelles Bewusstsein
Im Folgenden versuche ich vier Schritte vom „Sein“ zum „Bewusstsein“ zu beschreiben.
1a Umweltwahrnehmung und Umweltorientierung
Ein Tier (nehmen wir ein relativ hoch entwickeltes Säugetier, z. B. ein Reh, in seiner natürlichen Umgebung in einem Wald) hat und braucht Wahrnehmungen aus seiner Umwelt: Sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen …). Das Reh ist nicht dumm; es kennt sich aus in seiner Welt: Es weiß, wo ein kleiner Bachlauf ist mit klarem Wasser und wo eine Wiese ist mit vielen fressbaren Pflanzen. Und es findet das dichte Unterholz, das ihm tagsüber Schutz bietet. Es kennt den Tageslauf mit hellen und dunklen Zeiten und weiß (ganz ohne Uhr und Stundenplan), wann die beste Zeit ist zum Fressen oder zum Schlafen. Wir können sagen: Das Reh hat eine hoch differenzierte und auf die eigenen Bedürfnisse spezialisierte Umweltwahrnehmung und eine (zum Teil instinktive, zum Teil erlernte) räumliche und zeitliche Umweltorientierung. Und damit kommt es in seiner Umwelt gut zurecht.
Das ist bei den Menschen genau so. Ohne Umweltwahrnehmung und Umweltorientierung könnten sie sich nicht zurechtfinden in ihrer „Welt“, egal, ob diese „Welt“ nun ein Bauernhof ist mit 6 Bewohnern, der an den Wald grenzt, wo unser Reh wohnt – oder die Wohn- und Arbeitswelt der Großstadt ca. 60 km entfernt mit Hunderttausenden von Einwohnern mit Hochhäusern, U-Bahnen und Fabriken. Aber wo sollte man, da wie dort, so etwas wie ein „Bewusstsein“ vermuten?
1b Umwelt-Verinnerlichung
Das Reh kennt Pflanzen, die es fressen kann und Bäume, die ihm Schutz bieten und den Bach, wo es trinken kann (und noch vieles andere), aber es hat überhaupt kein Interesse daran, dass der Baum „Baum“ heißt (oder genauer „Buche“) und die Pflanze „Pflanze“ (oder genauer „Löwenzahn“) oder der Bach „Bach“ (kein Fluss und kein See, obwohl die ja auch „Wasser“ sind).
Die zwei kleinen Kinder, die auf dem Bauernhof leben, der an den Wald grenzt, die wissen schon, dass der Baum „Baum“ heißt und die Löwenzahn-Pflanze „Löwenzahn“, aber was soll das mit „Bewusstsein“ zu tun haben? Nun ja, immerhin so viel, dass die Kinder (auch wenn sie noch klein sind und noch nicht in die Schule gehen), miteinander über Bäume und Löwenzahn-Pflanzen reden können, auch wenn sie in ihrem Kinderzimmer sind, wo es weder Bäume noch Löwenzahn-Pflanzen gibt. Das eine Kind sagt „Baum“ und das andere weiß, was das erste damit meint. Das eine Kind sagt „Löwenzahn“ und das andere weiß, was das erste damit meint (z. B. dass nicht ein echter Zahn eines echten Löwen gemeint ist, sondern eine Blume mit gelben Blüten und „gezahnten“ Blättern).
Keine Reh-Mutter könnte ihrem Kitz mitteilen, dass Löwenzahn-Blätter gut zum Fressen sind, wenn keine Löwenzahn-Pflanzen da sind, an denen sie das vormachen könnte, oder könnte ihm klar machen, dass es bei den Bäumen Schutz suchen soll, wenn doch eben keine Bäume in der Nähe sind.
Die beiden Menschen-Kinder aber haben etwas, das ihnen einen ganz anderen Umgang mit den Dingen und Vorgängen in ihrer Welt ermöglicht: Eine beginnende und sich immer erweiternde „Umweltverinnerlichung“, das heißt: eine „innere“ Entsprechung von dem, was sie „außen“ wahrnehmen (siehe dazu Beitrag 2 „Die Verinnerlichung der Außenwelt“).
In begrenzten Maße hat auch das Reh so eine „Umweltverinnerlichung“: Wenn es die Erfahrung gemacht hat, dass Löwenzahnblätter gut schmecken, wird es diese Pflanze später und auch an anderer Stelle wiedererkennen, weil es das Bild und den Geruch dieser Pflanze (zusammen mit der Erfahrung „schmeckt gut“) in seiner Erinnerung gespeichert hat. Und es wird den Weg zum Bach wiederfinden, wenn es ihn einmal gegangen ist.
Bei den Menschen-Kindern aber hat die „Umweltverinnerlichung“ noch eine ganz andere Qualität: Sie besteht nicht nur aus Bildern, Tönen, Gerüchen usw. von dem Baum, der Löwenzahn-Pflanze oder dem Weg zum Bach. Ihre Verinnerlichung der Umwelt enthält nicht nur Bilder, Töne, Gerüche …, sondern auch „Namen“. Und das ist ein gewaltiger Unterschied, denn „von Natur aus“ haben die Dinge keine „Namen“. Bevor die Menschen das Sprechen lernten, gab es nichts, was (z. B. ) „Stein“ heißt, auch wenn es die Dinge, die wir (heute im deutschen Sprachraum) „Stein“ nennen, schon gab. Aber jetzt, mit diesen Namen, jetzt können die Kinder über die Inhalte ihrer „Umweltverinnerlichung“ kommunizieren, können sie Dinge und Vorgänge der Umwelt (die sie früher und an anderen Orten erlebt haben) aufrufen und vergegenwärtigen, indem sie jeweils deren Namen nennen. Das eine Kind sagt „Baum“ oder „Bach“ oder „Stein“ oder „spielen“ oder „essen“ und das andere Kind kann die angesprochenen Bilder und Erfahrungen dazu jetzt bei sich selbst vergegenwärtigen und sie mit eigenen Erfahrungen verbinden und vergleichen. Die „Namen“ (als Teil des Phänomens „Sprache“) werden in unserer „Umweltverinnerlichung“ zu inneren Repräsentanten von Teilen unserer äußeren Umwelt und zu „Zugriffs-Schlüsseln“ zu unseren Erfahrungen damit.
Später wird sich die „Vergegenwärtigung“ von Erfahrungen durch Sprache bei den beiden Kindern noch ins fast Unermessliche erweitern: Sie hören eine Geschichte, sie lesen ein Buch und können aus den gehörten und gelesenen Wörtern und Sätzen die Erfahrungen anderer Menschen aufnehmen und sie zu ihren eigenen Erfahrungen in Beziehung setzen. Menschen können durch „konservierte“ (z. B. geschriebene) Sprache am Erfahrungsschatz früherer Generationen und weit entfernter Völker teilhaben. Wir wissen von früheren Ereignissen, die schon vor Jahrhunderten geschehen sind (obwohl wir ja nicht dabei waren) und wir kennen Bilder und Geschichten vom Südpol oder vom brasilianischen Dschungel, obwohl wir noch nie dort waren. Unsere „Innenwelt“ kann (in Weite und Vielfalt) unsere tatsächlich erfahrene „Außenwelt“ gewaltig übersteigen (z. B. auch durch Phantasie-Geschichten von Riesen und Zwergen, Feen und Kobolden, die es in der Wirklichkeit unserer Welt gar nicht gibt). (Vgl. Beitrag 2: „Die Verinnerlichung der Außenwelt“).
Aber unsere „Innenwelt“ übersteigt unsere persönlichen Erfahrungen mit der „Außenwelt“ nicht nur quantitativ (der Menge nach) sondern auch qualitativ (der Bedeutung nach), dadurch, dass wir verschiedenen Inhalten dieser „Innenwelt“ verschiedene Bedeutungen zuschreiben (siehe weiter unten). Menschen haben in ihrer „Weltverinnerlichung“ eine sich immer erweiternde und differenzierende innere „Entsprechung“ ihrer Außenwelt, aber es ist eine „Innenwelt“, welche die „Außenwelt“ nicht einfach nur eins zu eins abbildet, sondern die deren Inhalten zugleich eine eigene persönliche Bedeutung und Bewertung gibt: „Ich mag die gelbe Farbe der Löwenzahn-Blumen“, sagt das eine Kind. Das andere Kind sagt: „Ich mag lieber die weißen Pusteblumen, die dann später draus werden“. Einfache Kinder- Sätze, die aber eine alles verändernde Entwicklung andeuten.
Eine gewisse „Umweltverinnerlichung“, die in ihrem Gedächtnis gespeichert ist, haben die Rehe auch, sonst würden sie z. B. den Bach nicht mehr finden, aus dem sie gestern getrunken haben. Bei den Menschenkindern sehen wir noch viel weitergehende Entwicklungen im Gang: Der Satz „Ich mag die gelbe Farbe der Löwenzahn-Blumen“ (siehe den kleinen Dialog oben) ist Ausdruck für ein ganzes Bündel von höchst bedeutsamen Vorgängen. Kein Reh weiß, was „Farben“ sind (oder englisch „colours“, französisch „couleurs“ …), obwohl ihre Augen ja die verschiedenen Eindrücke wahrnehmen, aber es hat keine Begriffe dafür; und erst recht weiß es nicht, was die Worte „gelb“, „rot“ oder „blau“ bedeuten. Dazu braucht es die Verknüpfung visueller Eindrücke mit der akustischen Wahrnehmung von gesprochenen Wörtern, Verknüpfungen, die sich erst im Laufe von tausenden Jahren zwischenmenschlicher Kommunikation innerhalb einer Sprachengemeinschaft gebildet haben, durch die sich der Klang des Wortes „gelb“ mit einem bestimmten Farbeindruck verbinden konnte.
Die weitreichendste Bedeutung in diesem Kinder-Gespräch haben aber die beiden Wörter „Ich mag …“ Kein Tier kann „ich“ sagen oder auch nur “ich“ denken. Um „ich“ zu sagen und zu denken, müssen nicht nur die sprachlichen Voraussetzungen gegeben sein, so ein akustisches „Kenn-Zeichen“ auszusprechen, sondern der Sprechende muss sich selbst als etwas Einmaliges, als ein von allem anderen Unterscheidbares „ich“ wahrnehmen können. Aber nicht nur das: Wer „ich“ sagt, muss sich selbst als Teil seiner eigenen „Weltverinnerlichung“ (siehe oben) erkennen und diesem „Teil“ gegenübertreten, als würde er es von außen betrachten. Das kann nur gelingen, wenn das Wort “Ich“ (ebenso wie „Stein“, „Baum“ oder „Bach“), als sprachliche Repräsentanz der „Wirklichkeit“ (in diesem Falle der Wirklichkeit der eigenen Person) in der eigenen „Innenwelt“ vorhanden ist.
Innerhalb der „Weltverinnerlichung“ des einen der beiden Kinder vom Bauernhof (nehmen wir als Beispiel den Jungen) gibt es also Inhalte, die Namen haben (Stein, Baum, Bach …) und Inhalte, die haben Namen auf verschiedenen Bedeutungsebenen:
„Mensch“ und „Frau“ und „Mama“ und „Inge“
oder „Mensch“ und “Mann“ und „Papa“ und „Horst“
oder „Mensch“ und „Mädchen“ und „Schwester“ und „Greta“
und „Mensch“ und „Junge“ und „Bruder“ und „Ich“; und „Ich“ heiße „Peter“.
Die Worte „Mensch“, „Frau“, „Mama“ und „Inge“ sind also nicht einfach nur Namen, mit denen man etwas benennen kann, sondern beinhalten bereits ein sprachlich vorgegebenes „Verständnis“ von Bedeutungen und Beziehungen: Es gibt viele Menschen, aber manche sind „Frau“ oder „Mann“ oder „Mädchen“ oder „Junge“. Aber nur eine der Menschen-Frauen ist meine Mama, die heißt Inge. Und nur einer der Menschen-Männer ist mein Papa, der heißt Horst und es gibt jemanden, die ist „Mensch“ und „Kind“ „Mädchen“ und „Schwester“ und sie heißt „Greta“. Die „Namen“ sind also nicht nur Stellvertreter von etwas Äußerem in der Innenwelt des Jungen, sondern sie geben (ohne dass er das merkt und weiß) seinem Denken bereits ein „Strukturmodell“ voraus, das den Inhalten seiner „Weltverinnerlichung“ schon eine besondere Bedeutung gibt und sie zueinander in Beziehung setzt.
Voraussetzung für ein entstehendes „Ich-Bewusstsein“ ist eine „Weltverinnerlichung“, in der das „Ich“ (als Teil dieser „Weltverinnerlichung“) in Form einer Verknüpfung zwischen Sprache und Weltwahrnehmung (bzw. Selbstwahrnehmung) schon verankert ist. So können Menschen in der Lange sein, über die „Welt“ und sogar über „sich selbst“ zu reden als wären sie „Realitäten“ außerhalb der eigenen Person. Und aus dieser kognitiven Distanz heraus ist es z. B. möglich, dass Menschen sich selbst auch kritisch gegenübertreten können und z. B. Dissonanzen wahrnehmen können zwischen ihrem tatsächlichen Leben und dem „Selbstbild“, das sie in ihrer „Innenwelt“ von sich selbst haben.
Die Wortkombination „Ich mag …“ (siehe oben) bringt darüber hinaus noch zum Ausdruck, dass da ein Individuum redet, dass nicht nur äußeren Gegebenheiten oder inneren Zwängen folgt, sondern das einen eigenen Willen hat und eigene Entscheidungen trifft. Das Reh kann nicht „ich“ sagen, denn es hat kein Verständnis von „ich-selbst“, und es kann nicht sagen „ich mag“, denn es hat nicht die Möglichkeit sich selbst zu fragen: „was will ich?“ und dann einen eigenen selbstbestimmten Willen zum Ausdruck zu bringen. Mit anderen Worten: Das Reh hat kein Selbst-Verständnis und keine Selbst-Reflexion. Selbst-Verständnis und Selbst-Reflexion sind aber notwendige Voraussetzungen und Bestandteile eines entstehenden Selbstbewusstseins. Davon soll im folgenden Abschnitt noch die Rede sein.
1c Verständnis und Reflexion
Das persönliche Selbst-Bewusstsein eines Menschen besteht aus seinem persönlichen Selbst-Verständnis (also wie ein Mensch sich selbst erlebt und wie er das Erlebte versteht und wie er es in sein „Welt-Bewusstsein“ einordnet) und aus der Möglichkeit zur Selbst-Reflexion (also wie ein Mensch sein Selbst-Erleben sachlich und emotional „bedenkt“, es kritisch oder wohlwollend beobachtet, es zustimmend oder ablehnend bewertet). Das „innere Ich“ ist eben nicht nur ein identisches Abbild der äußeren Wirklichkeit, sondern auch ein „Kunst-Werk“ aus Selbst-Erfahrung und deren Bewertung, aus Kreativität und Gestaltungskraft, aus Sehnsucht und Hoffnung, manchmal auch aus Selbst-Täuschung und Zweifel.
Zu diesen Teilbereichen „Selbst-Verständnis“ und „Selbst-Reflexion“ je noch einige Anmerkungen: Das persönliche Selbst-Verständnis bildet sich aus dem Erleben der eigenen Körperlichkeit, mit ihren Stärken und Schwächen, Gefühlen und Wahrnehmungen, Fähigkeiten und Begrenztheiten, mit ihrem Agieren und Reagieren, Lust- und Schmerzempfinden usw. und aus dem Erleben der eigenen Geistes-Gegenwart, mit ihrem Denken und Wissen, Erinnern und Vergessen, Glauben und Hoffen, mit ihren Klarheiten und Verwirrungen, Freuden und Depressionen, Überzeugungen und Fragen, Unsicherheiten und Gewissheiten, Ängsten und Ermutigungen usw. Und dieses Selbst-Verständnis bildet und verändert sich auch und ganz entscheidend durch die Begegnungen mit anderen Menschen und deren Reaktionen auf die eigene Person.
Die Selbst-Reflexion beobachtet und wertet alle diese Vorgänge im eigenen Erleben und stellt sie dem eigenen „Selbst-Bild“ (d. h. der Vorstellung, wie man selbst sein möchte oder sein sollte) gegenüber. Menschen haben die Möglichkeit, aus ihrem Erleben nicht nur ein Verständnis der eigenen Person als „Ich in meiner Umwelt“ abzuleiten, sondern gleichzeitig auch ein normatives „Vor-Bild“ des „Menschen in seiner Umwelt“ zu entwickeln (also, wie ein Mensch, und in diesem Falle „ich“, sein und handeln sollte oder sein und handeln möchte). (Woher die normativen Inhalte der Selbstreflexion stammen, davon wird noch die Rede sein, siehe den Beitrag „Die Identität des Ich“). Aus den Abständen und Dissonanzen zwischen dem eigenen „Selbst-Erleben“ und dem eigenen „Selbst-Bild“ ergeben sich mögliche Risse und Dissonanzen (z. B. durch Versagens-Erlebnisse) in der Person, in ihrem Selbst-Bewusstsein und ihrer Außenwirkung.
Das persönliche Welt-Bewusstsein besteht aus dem persönlichen Welt-Verständnis (also wie ein Mensch seine Umwelt erlebt und wie er das Erlebte versteht) und seiner Welt-Reflexion (also wie ein Mensch sein Welt-Erleben sachlich und emotional „bedenkt“, es kritisch oder wohlwollend beobachtet, es zustimmend oder ablehnend bewertet).
Dazu wieder einige Anmerkungen: Das persönliche Welt-Verständnis bildet sich aus den eigenen Erfahrungen mit der eigenen Umwelt: mit dem Wahrnehmen von Gegenständen und Verhältnissen, dem Erkennen von Veränderungen und Abläufen, dem Verstehen von Zusammenhängen und Hintergründen, dem Verknüpfen von Ursachen und Wirkungen …, aber auch aus den Erfahrungen von Fülle und Mangel, Reichtum und Verlust, Gefahr und Bewahrung, Glück und Unglück …, auch aus Erfahrungen von Annahme und Ablehnung, Zugehörigkeit und Außenseiter-Situation, Gemeinschaft und Einsamkeit, Macht und Ohnmacht usw. und auch aus Erfahrungen gemeinsamen Wahrnehmens und Erlebens, Bedenkens und Erforschens, Bekennens und Vertrauens, des Austausches von Gedanken und Empfindungen, des miteinander Arbeitens und Feierns usw.
Die Welt-Reflexion beobachtet und wertet alle diese „Vorgänge im eigenen Erleben“ und stellt sie dem eigenen „Welt-Bild“ (der eigenen Vorstellung, wie die Welt ist und wie sie sein sollte) gegenüber. Aus den Abständen und Dissonanzen zwischen dem eigenen „Welt-Erleben“ und dem eigenen „Welt-Bild“ ergeben sich mögliche Risse und Dissonanzen im eigenen „Welt-Verständnis“, die, wenn die Dissonanzen zu stark werden, zur Regression (zum „Rückzug aus der Welt“) oder auch zur Aggression (zum Angriff auf das Bestehende) führen können.
Welt-Verständnis und Welt-Reflexion (also Welt-Bewusstsein)
und Selbst-Verständnis und Selbst-Reflexion (also Selbst-Bewusstsein)
bilden zusammen ein integriertes System, das wir das „Bewusstsein“ nennen.
Und dieses „Bewusstsein“ wird ganz wesentlich getragen vom Gesamtsystem der sprachlichen Vergegenwärtigung und Bewältigung unserer Selbst- und Umweltwahrnehmung. In diesem Bewusstsein (und durch es) denkt, redetund handelt ein Mensch.
Wichtig für das Befinden der Person ist dabei ein einigermaßen harmonischer Zusammenklang aller Teile des eigenen Bewusstseins.
Das Gesamtsystem des „Bewusstseins“ eines Menschen, bestehend aus
Welt-Verständnis + Welt-Reflexion und Selbst-Verständnis + Selbst-Reflexion
ist darauf angewiesen, in einem möglichst durchgängigen Zustand der Harmonie zu bleiben. Spannungen zwischen verschiedenen Teilen dieses Systems bringen das ganze Systems des persönlichen „Bewusstseins“ (und das heißt, die ganze „Person“ eines Menschen) in einen instabilen Spannungszustand.
Nehmen wir dafür ein einfaches Beispiel: Stellen wir uns einen jungen Mann vor mit einer gegenwärtig weitgehend zufriedenen Welt-Wahrnehmung (es ist angenehm, so wie es ist) und einem positiven Welt-Verständnis (es ist gut, so wie es ist), Bewusstseinsinhalte, denen (zuminderst im gegenwärtigen Augenblick) auch eine zufriedene Selbst-Wahrnehmung entspricht (mir geht es gut) und ein positives Selbst-Verständnis (ich bin jemand, den man mag). Diese Harmonie zwischen Welt-Wahrnehmung und Selbst-Wahrnehmung erfüllt ihn mit einem Gefühl wohliger Zufriedenheit. Da sieht er eine junge Frau, die erotisch anziehend auf ihn wirkt. Er geht auf sie zu und versucht, ein harmlos-nettes Gespräch zu beginnen. Sie aber weist ihn kühl zurück und lässt ihn stehen. Nun entsteht in seinem Selbst-Bewusstsein ein Spannungszustand zwischen seinem Selbst-Verständnis (ich bin jemand, den man mag) und der Umwelterfahrung (ich werde zurückgewiesen). Diese Spannungszustand zwischen dem Selbst-Verständnis und der aktuellen Erfahrung ruft ein Gefühl von Enttäuschung und Verunsicherung hervor. Darauf hin aktiviert und verändert er sein Welt-Verständnis (siehe oben: es ist gut so wie es ist), um die Spannung zu verringern (vielleicht hatte sie heute einfach einen schlechten Tag oder sie hat gerade etwas erfahren, worüber sie sich sehr geärgert hat und ich hab das abgekriegt. Na, vielleicht ein andermal).
Spannungszustände zwischen den verschiedenen Teilen des Bewusstseins drücken sich für die betroffenen Menschen oft in Gefühlen aus: Enttäuschung im Beispiel des jungen Mannes (siehe oben) oder auch ein Glückgefühl, in einem anderen Fall, wo er vielleicht gar nicht mit einer positiven Reaktion gerechnet hatte, die unbekannte junge Frau ihm aber deutlich zu verstehen gibt, dass sie ihn auch sehr sympatisch findet.
Ich möchte so einen Spannungszustand zwischen verschiedenen Teilen des Bewusstseins noch in einem konkret-realen Beispiel mit ganz anderem Kontext verdeutlichen: Ende Juli 1939: Dietrich Bonhoeffer ist in Amerika. Zum zweiten Mal. Diesmal aber in einer ganz anderen Situation: Hitlers Politik läuft immer deutlicher auf einen Krieg zu (der dann im September 1939 tatsächlich beginnt). Bonhoeffer hatte sich in Deutschland sehr für die „Bekennende Kirche“ eingesetzt, war insgeheim auch im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv gewesen. Nun bekam er das Angebot für Lehraufträge an theologischen Ausbildungsstätten in den USA und Freunde, die ihn in großer Gefahr sahen, drängten ihn zu diesem Schritt. Als er den nahen Einberufungsbescheid für Hitlers „Wehrmacht“ befürchten musste, nahm er das Angebot an, nach Amerika auszuweichen. Aber Bonhoeffer blieb nur wenige Wochen, dann fuhr er zurück nach Deutschland. Dort wurde er später verhaftet, jahrelang eingesperrt und in den letzten Kriegstagen hingerichtet. In einem Brief an einen Freund erläutert er (noch in Amerika) seine Gründe für die Rückkehr nach Deutschland (zitiert nach Eric Metaxas „Bonhoeffer“):
Während ich hier (…) sitze, habe ich Zeit gehabt, über meine Lage und die Lage meiner Nation im Gebet nachzudenken und Gottes Willen für mich zu klären. Ich bin jetzt überzeugt, dass mein Kommen nach Amerika ein Fehler war. Diese schwierige Epoche unserer nationalen Geschichte muss ich bei den Christenmenschen Deutschlands durchleben. Ich habe kein Recht, an der Wiederherstellung christlichen Lebens in Deutschland nach dem Kriege mitzuwirken, wenn ich nicht die Prüfungen dieser Zeit mit meinem Volk teile. Meine (Glaubens-) Brüder in der Bekenntnissynode wünschten, dass ich ging. Vielleicht hatten sie recht, mich dazu zu drängen, aber von mir war es falsch, fortzugehen. Eine derartige Entscheidung muss jeder Mensch für sich selbst treffen…
Hier ringt ein Mensch um die Treue zu seinem Selbst-Verständnis in der Beziehung zu seinem aktuellen Welt-Verständnis (also um die Gültigkeit und Beständigkeit seines Welt- und Selbstbewusstseins) . Die wollten ihn beide nach Deutschland zurückrufen. Das war aber nicht nur eine Sachentscheidung, die man nüchtern abwägend treffen könnte, sondern auch Wertentscheung von hoher persönlicher Bedeutung. Die Entscheidung, in den USA zu bleiben, hätte ihm wahrscheinlich das Leben erhalten, aber sie hätte ihn gezwungen, ein „Weltverständnis“ zu akzeptieren, das zwar gut begründet wäre (es ist besser, wenn ich bleibe, in Deutschland ist es jetzt zu gefährlich für mich), das aber im Widerspruch stünde zu seinem „Selbstverständnis“ (in Deutschland werde ich jetzt gebraucht und ich will so handeln, wie ich es für richtig halte, auch wenn es gefährlich wird). Der Erhalt der Stimmigkeit zwischen seinem Welt-Bewusstsein und seinem Selbst-Bewusstsein war ihm wichtiger als der Erhalt eines ungefährdeten Lebens. (Freilich spielten da auch noch andere Aspekte, z. B. seine Gottesbeziehung eine mitentscheidende Rolle).
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1d Deutung und Bedeutung
Das vorangehende Beispiel zeigt uns: Das menschliche Bewusstsein (noch nicht bei Kleinkindern, aber spätestens ab der Pubertät) jedoch enthält noch etwas, das keinem Tier, auch nicht in einfachsten Ansätze zu eigen ist: einen übergeordneten Deutungs-Rahmen, durch den alle Bewusstseins-Inhalte ihre Be-deutung bekommen. Unser Selbst- und Weltbewusstsein ist immer auch eingebettet in ein übergeordnetes Sinn-Bewusstsein, in dem alles Wissen und Verstehen (von uns selbst und von der Welt, in der wir leben) in ein Sinn-Ganzes eingeordnet wird. Schon früheste Zeugnisse menschlicher Gemeinschaften vor vielen Jahrtausenden in verschiedensten Kulturen weisen auf Elemente eines solchen Sinn-Bewusstseins hin, die dann später in ausgeformte Religionen oder Ideologien* mündeten (siehe dazu auch das Thema „Die Frage nach dem Sinn“ und im Thema „Weltreligionen und biblischer Glaube“ der Beitrag „Was ist Religion?“).
* Zur Klärung des hier Gemeinten: Religionen sind Sinn-Verständnisse, die sich wesentlich auf sinngebende Instanzen außerhalb des Menschseins beziehen (die man bitten und anbeten oder auch fürchten kann); Ideologien dagegen sind Sinn-Verständnisse, die (falls sie nicht so etwas wie „Sinn“ ganz ablehnen) sich nur auf das Menschsein als allein möglichen „Sinngeber“ beziehen (und dann kann man eben nur noch Menschen bitten und anbeten und fürchten, wie es in den ideologischen Diktaturen der Vergangenheit und Gegenwart im Übermaß geschehen ist und geschieht); siehe auch das Thema „Die Revolution und ihre Kinder“.
Alle diese Bewusstseinsinhalte (als individuelles Selbst-, Welt- und Sinn-Bewusstsein) bilden ein integriertes Ganzes, aus dem das Denken und Wollen, Entscheiden und Handeln der Menschen ihre Impulse, Richtung und Energien beziehen. Selbstbewusstsein, Weltbewusstsein und Sinnbewusstsein entstehen immer gleichzeitig in gegenseitiger Beeinflussung und Abhängigkeit.
2 Kollektives Bewusstsein
Bei allem, was bis hierher über das „individuelle Bewusstsein“ gesagt wurde, müssen wir allerdings bedenken, dass unser individuelles Selbst- und Welt- und Sinnbewusstsein nur zu einem sehr, sehr geringen Teil aus dem eigenen Erleben, Erfahren und Denken kommt. Wir finden als Einzelne schon immer ein kollektives Selbstverständnis, Weltverständnis und Sinn-Verständnis vor, von dem unser persönliches Verstehen bewusst oder unbewusst umgeben ist, so dass es in ihm lebt, wie unser Körper in der Luft lebt, die wir atmen oder wie der Fisch im Wasser. Und dieses kollektive Selbst-, Welt- und Sinn-Verständnis mit ihren Erkenntnissen und ihren Wissensbeständen, ihren Sprachmustern und ihrer Sprachlogik, ihren Gewohnheiten und Handlungsmustern, ihren Kommunikationsweisen und Umgangsformen, ihren religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen und deren sinnbegründenden Narrativen …, hat eine Entstehungsgeschichte von Jahrtausenden, mit unterschiedlichen Entwicklungen und Schwerpunkten in verschiedenen Kulturen. Und auch diese kollektiven Bewusstseinsinhalte bilden ein integriertes Ganzes, aus dem das Denken und Wollen, Entscheiden und Handeln der Einzelnen und der Gemeinschaften ihre Impulse, Richtung und Energien beziehen.
Dabei ergibt sich eine gegenseitige Abhängigkeit: Das kollektive Bewusstsein einer Vielzahl von Menschen (in einem gemeinsamen Kultur-Raum und in einer bestimmten geschichtliche Epoche) setzt sich aus den Bewusstseinsinhalten ihrer Individuen zusammen: Es gibt kein vorgegebenes Allgemein-Bewusstsein außerhalb der Bewusstseinsinhalte der Einzelnen.
Und gleichzeitig beeinflusst aber (überaus stark und prägend) das kollektive Bewusstsein der Gemeinschaften mit allen seinen Inhalten und Bedeutungen rückwirkend auch die Selbstwahrnehmung und das Selbstverständnis, die Umweltwahrnehmung und das Weltverständnis, die Sinn-Fragen und das Sinn-Verständnis jedes Einzelnen und bestimmt auch dessen Verhalten, Entscheiden und Handeln in hohem Maße.
Individuelles und kollektives Bewusstsein entwickeln sich immer gleichzeitig und in gegenseitiger Abhängigkeit. Es hat nie ein (noch so anfanghaft begrenztes) individuelles Bewusstsein gegeben, ohne dass gleichzeitig auch ein anfanghaftes kollektives Bewusstsein entstand und wirksam wurde. Erst im Austausch des Erlebens und Verstehens in der Kommunikations-Gemeinschaft kann sich auch ein eigenes Bewusstsein des Erlebten und Verstandenen bilden.
Wir können uns das anhand des folgenden Bildes vorstellen: Wenn wir uns die einzelnen Inhalte unseres persönlichen Bewusstseins als farbige Punkte auf einer durchsichtigen Folie markieren könnten, so würden wir dadurch einen visuellen Ausdruck unseres persönlichen Selbst-, Welt-, und Sinn-Verständnisses (also unseres persönlichen, individuellen Bewusstseins) erhalten. Und wenn wir nun auf einem Leuchttisch die Folien vieler Einzelner übereinanderlegen würden, so würden wir einen visuellen Ausdruck des kollektiven Bewusstseins derjenigen Gemeinschaft erhalten, deren Folien auf dem Tisch liegen. Da würden manche Elemente, die nur bei wenigen vorhanden sind, blass und kaum erkennbar bleiben, und andere, die bei vielen markiert sind, würden markant und massiv in Erscheinung treten. Das Einzelbild (das individuelle Selbst-, Welt- und Sinnbewusstsein) ist Teil und Grundlage des Gesamtbildes (des kollektiven Bewusstseins), aber gleichzeitig besteht das Einzelbild wesentlich aus den Vorgaben des Gesamtbildes, die ja schon da waren, bevor ein Individuum selbst beginnen kann, sich ein eigenes Selbst-, Welt- und Sinnbewusstsein zu bilden). Das heißt: Unsere individuelle Bewusstseins-Folie liegt bei jedem immer obenauf und im Vordergrund, darunter aber und im Hintergrund bestimmen die „Folien“ des kollektiven Bewusstseins ganz überwiegend die Inhalte, Verstehensweisen und Motive unseres aktuellen persönlichen Bewusstseins.
Dieses gemeinsame kollektive Bewusstsein ist (bei verschiedenen Menschen mehr oder weniger stark ausgeprägt) in allen Mitgliedern der Gemeinschaft gegenwärtig und wirkt sich bei allen so aus, dass ihre Verstehensweisen, Motive und Verhaltensweisen in allen Bereichen entscheidend davon geprägt sind, und zwar in Richtung auf einen Grundkonsens der Gemeinschaft. Ohne einen solchen Grundkonsens wären Gemeinschaften nicht lebensfähig. Dieser Grundkonsens enthält dann auch Antworten auf Fragen wie: „Was (also welche Gegebenheiten, Mächte, Entwicklungen …) bestimmt entscheidend meine eigene und unsere gemeinsame Wirklichkeit, was ist Wahrheit oder Lüge, was werten wir als richtig oder falsch, gut oder böse, was gilt bei uns als erlaubt oder verboten, wichtig oder unwichtig, wertvoll oder wertlos?“ usw. Er enthält also auch einen gemeinsamen ethischen Grundkonsens. So, und nur so, können Gemeinschaften (von einer einzelnen Familie bis hin zu ganzen Völkern) entstehen, die über längere Zeit stabil bleiben können. Ich zitiere dazu noch einen Abschnitt aus dem Beitrag 6 „Das ICH und das EGO“:
Die Weltverinnerlichung eines Menschen enthält unter anderem auch die jeweils individuelle Ausformung (innerhalb einer kulturbedingten und zeitgeschichtlichen Gesamtsituation) des kollektiven ethischen Unterbewusstseins der Menschheit, das in jahrtausendelangen Gärungs- und Aneignungsprozessen in den Regelungen und Wertungen der Kulturen und Religionen der Menschheit entstanden ist. Und dieses „ethische Unterbewusstsein“ ist Teil der kollektiven „Weltverinnerlichung“ der Menschheit, ist Teil der Weltverständnisses und Selbstverständnisses der Völker und Kulturen, die in Jahrhunderten und Jahrtausenden gewachsen sind. Sie speist sich aus den Erfahrungen der Völker und Generationen, die in unterschiedlicher Intensität und mit unterschiedlichen Schwerpunkten die ethischen Grundsätze, Entscheidungen und Handlungen von Milliarden Menschen in verschiedenen Kulturen durch die Jahrtausende geprägt haben (siehe dazu das Thema „Weltreligionen und biblischer Glaube“). Das, was wir unser „Gewissen“ nennen, ist, so betrachtet, eine Warnmeldung unserer persönlichen „Weltverinnerlichung“ (in der ja auch individuelle Anteile und Ausformungen dieses „ethischen Unterbewusstseins der Menschheit“ wirksam sind), die jede meiner Handlungsweisen und deren mögliche Folgen mit dem Wertesystem meines eigenen Weltverständnisses und Selbstverständnisses vergleicht und da manchmal Dissonanzen findet („du meinst doch, dass Ehrlichkeit zwischen den Menschen, den Gruppen und Völkern sehr wichtig ist und du hältst dich selbst für einen ehrlichen Menschen, und nun willst du deinen Vorgesetzten anlügen, um bei den Gehaltsverhandlungen besser abzuschneiden?“). Dieses „Gewissen” konkretisiert sich immer wieder neu in der aktuellen Deutung der Erfahrungen innerhalb einer bestimmten Situation mit je besonderen weltanschaulichen und religiösen Begründungen. (Zitat Ende)
Dabei müssen wir mit einbeziehen, dass da ja auch schon die „Folien“ aus früheren Generationen mit auf dem „Leuchttisch“ der Menschheitsgeschichte liegen, die aber allmählich verblassen, so dass sich die Gesamtprägung allmählich verändert. Das individuelle, ebenso wie das kollektive Bewusstsein sind veränderlich. Aber sie bauen sich immer auf dem Bisherigen auf (ob im Anschluss an das Frühere oder im Gegensatz dazu). Das kollektive Bewusstsein ist immer das Ergebnis von Genese, Wachstum und Veränderung in Jahrtausenden innerhalb bestimmter Kulturen und darüber hinaus auch in der Menschheit als Ganzes.
Auch unser „Gewissen“ (als kritisch wertender Anteil unseres kollektiven Bewusstseins) ist nicht vorgegeben, sondern hat eine Entstehungsgeschichte in verschiedenen Kulturen, innerhalb derer es auch Wandlungen durchlaufen hat (z. B. durch Anpassungen in der Begegnung mit anderen Kulturen mit anderen Bewusstseinsschwerpunkten).
Unser individuelles und kollektives Bewusstsein hat keine „von Natur aus“ vorgegebenen „Werte“, hat keine von den kultur-historischen Entwicklungen unabhängig entstandene „Ethik“ und kein vor-historisch gegebenes „Natur-Recht“ (siehe das Thema „Recht und Unrecht“). Trotzdem sind die mit „Werte“, „Ethik“ und „Recht“ angesprochenen Grundlagen jeder menschlichen Gemeinschaft nicht zufällig und willkürlich entstanden. Davon soll im Beitrag „Die Identität des Ich“ die Rede sein. Zunächst aber soll unser individuelles und kollektives Bewusstsein „im Wandel der Zeit“ wahrgenommen werden (siehe den folgenden Beitrag).