„Nur die Liebe hat die Kraft, das Leid zu überwinden.“ Das klingt nach einer romantisch-kitschigen Leerformel. Aber ich meine es ernst: Die Liebe hat die Kraft, das Leid zu überwinden, ganz real und ohne sentimentale Überhöhung. In zweierlei Weise: Sie macht das verschuldete, also absichtlich und boshaft zugefügte Leid unmöglich, den wer würde einem Menschen, den er wirklich liebt, absichtlich Leid zufügen? (Da käme es nur noch darauf an, jeden Menschen, mit dem man es irgendwie zu tun hat, wenigstens so weit lieben zu lernen, dass man ihn nicht hassen, ihm nicht schaden oder wehtun will und kann.) Und die Liebe kann dem unverschuldeten Leid, das in Form einer Krankheit oder eines Unglücks über uns kommt, seine zerstörende Gewalt nehmen. Wer hätte es noch niemals erlebt, dass die Nähe und Anteilnahme eines lieben Menschen ein schweres Leid leichter zu ertragen macht?
Die Liebe, die das Leid überwinden kann, ist kein Gefühlsrausch, kein Glückstaumel, sondern eine sehr nüchterne Sache, und die kann man lernen.
1 Die Liebe lernen
In der kurzen Spanne seines Lebens soll der Mensch mitten in der Vergänglichkeit dieser Welt das einzig Unvergängliche, nämlich die Liebe Gottes, sichtbar veranschaulichen und handelnd verwirklichen und so in der Schöpfung den Schöpfer vergegenwärtigen, als Eben-Bild Gottes in der geschaffenen Welt. Dazu ist er geschaffen. Sinn menschlichen Lebens ist es, die Liebe zu lernen und zu tun, die Liebe als ein miteinander und füreinander Dasein, ein miteinander und füreinander Glauben, Leben und Handeln. Denn nur diese Liebe ist das Material, aus dem der Schöpfer sein Reich des Friedens und der Gemeinschaft bauen kann, aus dem er das Kunstwerk gestalten kann, um dessen willen er alles geschaffen hat (siehe den Beitrag „Das Gold der Liebe“).
Und nun mutet Gott dem Einen zu, diese Liebe im Glück zu lernen (jedenfalls in einem bestimmten Abschnitt seines Lebens). Das ist schwer, denn das Glück macht hochmütig und selbstgerecht und blind für das Unglück des Nächsten.
Dem andern mutet Gott zu, diese Liebe im Unglück zu lernen. Das ist schwer, denn das Unglück macht hart und mitleidlos und neidisch auf das Glück des Nächsten.
Dem Dritten mutet Gott zu, diese Liebe im Reichtum zu lernen. Das ist schwer, denn Reichtum macht habsüchtig und geizig und gefühllos für die materielle Bedürftigkeit des Nächsten.
Dem Vierten mutet Gott zu, diese Liebe in der Armut zu lernen. Das ist schwer, denn Armut macht neidisch und begehrlich und gefühllos für die emotionale Bedürftigkeit des Nächsten.
Dem Fünften mutet Gott zu, diese Liebe in der Position der Macht zu lernen. Das ist schwer, denn Macht macht arrogant und gewalttätig und zugänglich für jede Art von Ungerechtigkeit.
Dem Sechsten mutet Gott zu, diese Liebe in der Position der Ohnmacht zu lernen. Das ist schwer, denn Ohnmacht macht misstrauisch und ablehnend und unzugänglich für jede Art von positiver Autorität.
Dem Siebten mutet Gott zu, diese Liebe in einer Situation von Erfolg und Anerkennung zu lernen. Das ist schwer, denn Erfolg macht überheblich und selbstgefällig und blind für die Bemühungen anderer, vor allem, wenn sie erfolglos blieben.
Dem Achten mutet Gott zu, diese Liebe in der Situation von Misserfolg und Missachtung zu lernen. Das ist schwer, denn Misserfolg macht missgünstig und depressiv und blind für die Anstrengungen und Opfer, durch die andere ihre Erfolge errangen.
Die Liebe zu lernen und zu tun ist die anspruchsvollste und schwerste Herausforderung des Menschseins. Und doch haben Menschen diese Liebe gesucht und gefunden, gelernt und geübt, im Glück und im Unglück, in Reichtum und in Armut, in Macht und in Ohnmacht, in Erfolg und Misserfolg und ich vermute: Nirgendwo hätten sie diese Liebe so finden und lernen und üben können, wie gerade da, wo Gott es ihnen zugemutet hat.
Gott bereitet jedes Menschenleben (ob als frommer Jude oder Christ oder Anhänger irgendeines anderen Glaubens oder auch als Atheist) so zu, dass es eine Fundstelle werden kann für das „Gold der Liebe“. Und das gilt auch für ein Leben, in dem es sehr viel Leid gibt. Und manche der wertvollsten und reinsten „Goldklumpen“ sind aus einem verdunkelten und belasteten Leben geborgen worden. Manchmal kann ein Menschenleben, das durch großes Leid gehen muss, mehr als alles andere für die Menschen in seiner Umgebung zur Herausforderung der Liebe werden, und so mehr von dem wahren Gold des Menschseins freisetzen, mehr als ein unbeschwertes, leichtes, „glückliches“ Leben, das eher den Neid weckt.
Es gilt ja vor Gott nicht nur die Liebe, die man gibt, sondern auch die Liebe, die man empfängt. Die Liebe wertet den Empfänger ebenso auf wie den Geber. Einen beträchtlichen Teil unseres Lebens sind wir ja ohnehin wesentlich mehr auf die tätige Liebe anderer angewiesen, als dass wir Liebe geben könnten. Wie grundlegend und durchgehend dieses Prinzip zumindest zeitweiliger Abhängigkeit jedes Menschen von der Zuwendung und Unterstützung durch andere ist, sehen wir an der Tatsache, dass jeder Mensch für viele Jahre (als kleines Kind oder als kranker und alter Mensch) darauf angewiesen ist, dass er von anderen begleitet, geschützt, gepflegt und versorgt wird. Dieses phasenweise Leben in Abhängigkeit ist kein „Webfehler der Schöpfung“, sondern „Normalfall“ jedes Menschenlebens, ja, es ist in jedem Menschenleben der Hinweis auf die grundsatzliche Abhängigkeit jeses Menschen von der Zuwendung und Fürsorge seiner Mitmenschen.
Das Leben des Menschen ist von Gott ganz bewusst so eingerichtet, dass es auch aus Phasen der Schwachheit (Kindheit, Krankheit und Alter) besteht, wo man auf Hilfe angewiesen ist, und aus Phasen der Stärke, wo man selbst andere begleiten, schützen, pflegen und versorgen kann. Das gilt auch bei vielen Tierarten, aber die Menschen sind die einzigen Lebewesen, die das nicht aus instinkthaftem Zwang, sondern aus bewusster Entscheidung tun können (und sollen) und die ihre Zuwendung nicht auf die eigene Lebensgemeinschaft, Familie, Sippe, das eigene Volk … beschränken müssen. Das Gold der Liebe ist die Ernte des Menschseins. Alles Materielle an uns wird vergehen, wird im Grab zerfallen. Die Liebe aber, die in unserem Leben zum Vollzug kam, gleich ob wir Gebende oder Empfangende waren, die wird bleiben, denn sie ist Ebenbild der unvergänglichen Liebe Gottes.
Auch wenn sich in uns alles dagegen sträubt, es ist doch so: In einer weißgewaschenen Welt, die frei wäre von jedem Leid, da wäre zwar die Liebe als freie, herzliche und lustvolle gegenseitige Zuneigung möglich, ja selbstverständlich, nicht aber jene Liebe in uneigennütziger Zuwendung, die aus herzlichem Erbarmen einem Leidenden hilft und einen Kranken heilt, einen Schwachen trägt und einen Traurigen tröstet. Die lustvolle Zuneigung und die barmherzige Zuwendung machen miteinander die ganze Liebe aus. Und die Erfahrung dieser ganzen Liebe braucht jeder Mensch für das Werden und Wachsen seiner eigenen Menschlichkeit. So sehr uns das gegen den Strich geht: Eine Welt, in der es auch das Leid gibt, ist die einzig mögliche und denkbare Rahmenbedingung dafür, dass diese Liebe, die Gott meint und sucht, zum Vollzug kommen kann. Selbstverständlich ist das noch nicht eine umfassende Erklärung (oder gar eine billige Verklärung) für alles Leid dieser Welt, aber es ist doch ein Stück des inneren Geheimnisses und der äußeren Verantwortung, die in jedem Leid enthalten ist.
Trotzdem: Gott hat das Leid nicht geschaffen und er will das Leiden der Kreatur nicht haben und nicht vermehren. Das Leid ist vielmehr unvermeidbarer Bestandteil einer Schöpfung, die nicht nur aus totem Gestein besteht, sondern in der es Leben und Empfinden gibt. Das Leid ist unausweichlich Teil des Lebens, solange die Liebe noch nicht zum alles durchdringenden Kraft des Lebens geworden ist. Gott will die kalte Leere des Universums mit der wärmenden Gegenwart seiner Liebe erfüllen, bis alles nur noch aus dem „Gold der Liebe” besteht. Das ist noch Verheißung und Zukunftshoffnung, jetzt aber sucht er Menschen, deren Miteinander mitten im Leid dieser Welt zum Abbild und Träger dieser Liebe werden kann.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir sollen das Leid nicht suchen, ganz gewiss nicht. Gott gönnt uns ein Leben voller Glück und Segen – wenn nur die Liebe darin zum Vollzug kommt und nicht vor allem der Egoismus! Und wehe denen, die das Leid auf dieser Erde wissentlich vermehren und anderen absichtlich Leid zufügen! Sie zerstören in sich selbst das, was ihr eigenes Menschsein ausmacht! Sie verzerren und entstellen bei sich selbst das Bild Gottes, das in ihnen zum Leuchten kommen sollte! Das wäre die teuflischste Lüge, die man sich ausdenken kann, wenn einer sagte: „Was wollt ihr denn? Ein bisschen Unterdrückung und Ausbeutung, ein bisschen Raub und Betrug, ein bisschen Gewalt und Schmerz, das ist doch gut für die Leute, denn gerade im Leiden sollen sie ja die Liebe lernen! Ihr seht ja, Gott macht es auch so!“ (Siehe das Thema „Schuld und Vergebung“.)
Nein, Gott macht es nicht so. Nur, wer wie er jedem Leidenden näher sein könnte als dessen eigenes Herz, nur der, dessen Liebe zu jedem Leidenden unendlich größer wäre als jedes mögliche Leid, und nur, wer wie er jedes vergängliche Leid in unvergängliche Freude verwandeln könnte, nur der dürfte, wie er, ein Leid (eine begrenzte Zeit lang) zulassen, das er verhindern könnte. Gott schickt uns ja nicht Leid und Schmerz um uns zu quälen; das allermeiste, was uns wehtut, ist verschuldetes Leid, das andere Menschen oder wir selbst uns antun. Das Übrige, Naturkatastrophen, Krankheit und Tod, sind nichts anderes, als die Rahmenbedingungen des Lebens in einer Welt, die eben noch nicht „sehr gut“ ist, in der aber das Gute schon aufblühen soll, wie eine Blume im Felsgestein, wie ein Lächeln im Trauerhaus, wie eine helfende Hand im Feindesland.
Später, im Friedensreich des Messias, da wird die Liebe im Menschsein zur Vollendung der Gottebenbildlichkeit geformt. Aber nur jetzt und hier, in diesem leidvollen Leben, mitten in dieser leidvollen Welt kann sie als Rohmaterial für die Gestaltung des Himmelreichs gewonnen werden (siehe das Thema „Zeit und Ewigkeit“, Beitrag 2 „Bausteine der Ewigkeit“). Allerdings gibt es da noch ein ganz großen Hindernis: Das Leid, das Menschen einander schuldhaft zufügen.
2 Das verschuldete Leid und die Liebe
Wir haben vorhin (Beitrag 1 „So viel Leid“) gesehen: Das unverschuldete Leid ist Herausforderung der Liebe, das verschuldete Leid weckt den Hass. Gott lässt das Leid, das von keinem Menschen gewollt und verschuldet ist, das weltimmanent und naturgegeben da ist, zu, als Rahmenbedingung des Lebens in dieser Welt und als Herausforderung zu helfender Mitmenschlichkeit. Das meiste Leid aber, das auf dieser Erde Menschen trifft und schmerzt, ist verschuldetes Leid, ist Leid, das sich Menschen gegenseitig antun. Und die Gefahr ist riesengroß, dass dieses eben nicht zum Anlass zur Liebe wird, sondern zur Ursache von Hass, dass es eben nicht zur Herausforderung des Guten wird, sondern zum Keim des Bösen, zum Anlass von immer neuer Gewalt und Gegen-Gewalt, Rache und Gegen-Rache. Es ist weder von Natur aus möglich, noch ist es menschenmöglich, dass aus verschuldetem Leid Liebe wird.
Und doch ist es genau das, was Gott will. Jesus sagt: Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen. Nach dem Willen Gottes soll jedes Leid zur Herausforderung der Liebe werden, auch das verschuldete Leid, auch das an uns verschuldete Leid.
Bedenken wir aber: Das bedeutet, dass wir jedem Menschen, dem wir Leid zufügen, eine doppelte Bürde auflasten: Einmal die Bürde, dieses Leid zu tragen und zum zweiten, die noch viel größere Bürde, dieses Leid vor Gott und den Menschen vergebend in Liebe zu verwandeln. Vielleicht erkennen wir nicht gleich, was das bedeutet. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir selbst denen, die uns wehgetan haben, vergeben und das durch Taten der Liebe an ihnen beglaubigen sollen. Und das gilt nicht nur im privaten Bereich, sondern auch zwischen Gruppen und Völkern und auch da, wo die Berge von Schuld unüberwindbar groß scheinen. Merken wir, wie schwer jedes Unrecht und jede Gewalttat wiegt, die wir einander antun? Merken wir z. B., dass wir Deutschen dem jüdischen Volk nicht nur unendliches Leid zugefügt haben, sondern dass wir ihm (vor Gott!) auch noch eine unendliche Bürde auferlegt haben? Nämlich die Bürde, auch dieses Leid (ja, auch dieses Leid noch!) vergebend in Liebe zu verwandeln? Eine Bürde, viel zu schwer, als dass sie je ein Mensch, ob Jude oder Christ, tragen könnte! Und wenn es dennoch geschieht, irgendwo in der Begegnung zwischen Menschen, dann sind es gewaltige Wunder Gottes (siehe das Thema „Juden und Christen“).
Verstehen wir: Dazu hat sich Gott Israel als sein Volk erwählt, und dazu hat er sich durch Jesus eine weltweite Kirche berufen, dass da ein Raum entsteht, wo auch das noch möglich wird: Auch verschuldetes Leid wird zum Impuls der Liebe. Im Leben Jesu wird das beispielhaft sichtbar. Das Leid, das ihm angetan wird, das Leid, das schuldhaft dem Unschuldigen zugefügt wird, das verwandelt er durch die Macht der Liebe in das, was die Schuldigen rettet und ihnen das Leben schenkt. Das ist das Gold, aus dem die Ewigkeit und das Paradies gemacht werden, aus dem das neue Jerusalem, die goldene Stadt gebaut wird. Das ist das Muster, nach dem das goldene Kunstwerk des Himmelreichs gestaltet wird, … und es ist auch das Muster, nach dem das ganze Gottesvolk, Juden und Christen, ihr Miteinander, ihr gemeinsames Leben schon hier und jetzt, in dieser Welt und Zeit, gestalten sollen. Ein neues Gebot gebe ich euch, sagt Jesus, dass ihr Liebe untereinander habt.
Dafür sind zwei Dinge nötig: Umkehr und Vergebung. Umkehr – wirkliche Umkehr im Denken und Tun – bei denen, die Schuld auf sich geladen haben und anderen Leid zugefügt haben, und Vergebung bei denen, die Leid erfahren haben durch die Schuld anderer. Wo anders als im Volk Gottes, wo anders, als unter den jüdischen Brüdern und den christlichen Jüngern Jesu wäre das möglich, könnte das exemplarisch vorgelebt werden? Wobei man hinzufügen muss, dass darin die Juden den ungleich schwereren Part haben, denn sie waren über Jahrhunderte die Opfer von Gewalt und Mord, bei denen oft Menschen, die sich Christen nannten, die Täter waren. (Siehe die Themen „Juden und Christen“ und „Schuld und Vergebung“.)
Als Juden oder als Christen leben bedeutet, in Gemeinschaft leben und dazu beitragen, dass da auch das aneinander verschuldete Leid durch Buße und Vergebung verwandelt und so zur Herausforderung der Liebe wird. Das ist der Wille Gottes. Die oft ganz andere Realität der vergangenen 2000 Jahre Christentum zeigt nur die Größe unserer Schuld.
Israel, das ersterwählte Volk Gottes und die ganze weltweite Jesusjüngerschaft aus den Heidenvölkern sollen miteinander der Ort sein, wo auch noch das verschuldete Leid zum Anlass der Liebe werden kann. Das sagt sich so einfach, aber wie sieht das konkret aus, wenn das Verhältnis zwischen Menschen wirklich von schweren Schuld- und Leiderfahrungen geprägt ist, (wie eben zwischen Juden und Deutschen, oder z. B. zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland, zwischen Hutus und Tutsis in Ruanda oder zwischen Israelis und christlichen Palästinensern in Israel usw.)?
Und wie sieht das bei uns aus, bei unseren Gemeinden, in unseren frommen Gruppen? Gibt es da nicht auch Verletzungen, die nie wirklich vergeben wurden, Trennungen, die nie wirklich überwunden wurden, Feindschaften, die nie wirklich ausgeräumt wurden, verschuldetes Leid, das nie in Liebe verwandelt wurde? Darin aber bin ich mir sicher: Von Gott her gesehen ist jedes noch so winzige Körnchen vergebender, und durch die Vergebung tätiger Liebe, die Antwort ist auf ein Leid, das uns selbst zugefügt wurde, etwas vom Kostbarsten und Wertvollsten, das es auf dieser Erde und im Himmel überhaupt geben kann.
Die Gemeinde Jesus Christi und die Gemeinschaft des Gottesvolkes Alten und Neuen Testaments sind die „Goldgrube“, aus der der Schöpfer des Universums einen großen Teil (sicher nicht alles, aber doch einen großen Teil) des Goldes gewinnen will, das er zur Gestaltung seines Reiches des Friedens und der Liebe braucht.
Das Umfeld dafür, sozusagen die Bühne für dieses Schauspiel der Liebe, ist diese Welt, diese Welt, wie sie ist, diese Natur mit ihrem Leben, Leiden und Sterben. Und dabei ist diese Erde wahrhaftig kein schreckliches, graues Jammertal. Sie ist voller unglaublicher, beglückender Schönheit. Manchmal, wenn wir im Urlaub in einer besonders schönen Gegend sind, oder wenn wir Filme über ferne Kontinente und wunderbare Landschaften sehen, denken wir: Die Erde könnte ja doch ein Paradies sein, ohne die Menschen, die Hass und Gewalt und Zerstörung da hineintragen. Und wir verdrängen dabei das Bewusstsein, dass auch in dieser wunderschönen Landschaft alles am Werden und Vergehen ist, sich alles unablässig in dem unerbittlichen Kreislauf dreht von Geboren-werden, ums-Dasein-Kämpfen und Sterben.
Die Schönheit der Natur und das Leiden der Kreatur sind untrennbar miteinander verbunden. Und da mitten drin soll sich (dennoch!!) unter den Menschen dieses Schauspiel der Liebe vollziehen. Und die Engel im Himmel schauen mit Erwartung und mit großem Bangen auf diese Welt, und besonders auf die Christen, ob es denn wirklich geschieht, und mit großem Jubel begrüßen sie jedes Körnchen jenes Goldes reiner Liebe, wenn es gefunden und für die Ewigkeit geborgen wird. (Siehe das Thema „Zeit und Ewigkeit“, Beitrag 2 „Bausteine der Ewigkeit“.)
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Bodo Fiebig „Das Leid überwinden“, Version 2017 -10
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