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Themenbereich: Jesus – der Weg
Thema: Gesetz oder Liebe?
Beitrag : Die Liebe ist die Erfüllung der Gebote (Bodo Fiebig 2018-1)
Röm 13, 8-10: Seid niemandem etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3. Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
Wir sehen: Liebe und Gesetz, das ist in der Bibel kein Widerspruch. Im Gegenteil: Wahre Liebe (wie sie von Gott gemeint ist) erfüllt in Vollkommenheit das, was die Gesetze in aller Unvollkommenheit anstreben. Die biblischen Weisungen (Gebote) sind zur Unterstützung und Hilfe gemacht, damit es leichter wird, ein liebevolles Miteinander zu gestalten. Das bedeutet aber auch: Jede Anwendung der Gebote Gottes, die nicht der Verwirklichung von Liebe dient („Liebe“ hier verstanden als ein Miteinander und Füreinander menschlicher Gemeinschaft in dem das Wohlergehen jedes Einzelnen und das Gelingen des gemeinsamen Lebens im Vordergrund stehen, nicht der Eigennutz), ist ein Missbrauch. Das Gesetz ist nicht zunächst Forderung, die den Gehorsam erproben will, sondern vor allem Hilfe zum Leben und zur Liebe, großzügiges Geschenk, unverdiente Gnade, frohe Botschaft (Evangelium).
Paulus vergleicht im Römerbrief (siehe oben) die alttestamentlichen Weisungen mit dem neutestamentlichen Liebesgebot. Er gründet sich dabei auf Worte Jesu, der die Beziehung zwischen beiden noch umfassender deutet, indem er zwei Gebote aus dem Alten Testament zitiert und sie zum neutestamentlichen „Doppelgebot der Liebe“ zusammenfügt: Mt 22, 35-40: Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Das heißt: Die ganze Bibel des Alten Testaments (das ist hier gemeint mit „Gesetz und Propheten“) ist an diesen beiden Geboten „festgemacht“. Und dieses Doppelgebot ist zugleich auch die Mitte der neutestamentlichen Botschaft. Das leuchtet uns unmittelbar ein, wenn wir die Zehn Gebote vom Sinai mit dem Doppelgebot der Liebe vergleichen. Zunächst die ersten drei Gebote (2. Mose 20, 3-11):
Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. (…) Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! (…)
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen (…)
Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun
So, in dieser Weise, wie es die ersten drei Gebote beschreiben, so liebt und ehrt man Gott, nicht nur mit Gedanken und Gefühlen, sondern mit ganz konkreten Handlungsweisen und Lebensformen.
In gleicher Weise leiten die Gebote 4 bis 10 an, wie man seinen Nächsten konkret und handfest lieben soll:
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren (…)
Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Wer seinen Nächsten wirklich liebt, der muss sich nicht anstrengen, um diese Gebote zu erfüllen. Und wer diese Gebote erfüllt, dem wird es keine Überwindung kosten, seinen Nächsten liebevoll zu begegnen.
Das Gesetz soll das auserwählte Volk in die Lage versetzen, ein Gemeinwesen auszuformen, in dem die göttliche Lebensordnung der Liebe wenigstens ansatzweise möglich wird. Das Gesetz Gottes ist in dieser Weltzeit der Schutzzaun um den möglichen Lebensraum der Liebe. Gott macht nun innerhalb der gefallenen Menschenwelt einen „Garten“, eine „Einfriedung“, so wie er es innerhalb der Schöpfung gemacht hatte, als er den Garten Eden schuf. Damit ist die Vertreibung aus dem Paradies nicht aufgehoben, die Macht des Bösen nicht gebrochen und der Tod nicht außer Kraft gesetzt. Aber wenn dieses Volk den Schutzzaun der Gebote nicht mutwillig einreißt, sondern versucht, den Weisungen Gottes zu folgen, dann entsteht da ein Raum des Friedens und der Geborgenheit, der Ehrfurcht vor Gott und der Achtung vor den Mitmenschen, sodass da die Liebe wieder keimen und blühen kann.
Das gilt für das Gottesvolk Alten und Neuen Testaments gleichermaßen. In besonderem Maße aber gilt es für das Miteinander beider, und dies trotz der zurückliegenden zwanzig Jahrhunderte voller Ablehnung, Feindschaft und Mord (wobei die Täter oft Menschen waren, die sich Christen nannten und fast immer Juden die Opfer). Wenn die Lebensgemeinschaft des ganzen Gottesvolkes, bestehend aus dem ersterwählten Judentum und der später hinzuberufenen Christenheit diese Gebote beachtet und ihr Miteinander danach ausrichtet, dann entsteht da ein Freiraum der Mitmenschlichkeit, in dem die Liebe (wie Gott sie meint) wachsen kann und wo die „Früchte der Menschlichkeit“ reifen können.
Das ganze Volk Gottes, das schon jetzt und hier im Schutzraum der Gebote Gottes die Liebe verwirklicht (wenn auch immer unvollkommen, angefochten und bruchstückhaft), soll zum „Ebenbild“ Gottes werden, zur Vergegenwärtigung und Veranschaulichung seiner Liebe mitten in dieser scheinbar gottlosen und lieblosen Welt, bis Gott selbst im Friedensreich seines Messias seine Schöpfung vollenden wird. Dort wird diese Liebe, die dann, unangefochten und unbegrenzt, zum Lebensraum und Lebenselement der ganzen Menschheit inmitten einer befreiten Schöpfung werden soll, keine Gesetze mehr brauchen. Denn: Die Liebe ist die Erfüllung der Gesetze.
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Warum musste Jesus am Kreuz sterben?
Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes
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© 2013, Bodo Fiebig „Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes“ Version 2018-1
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