Das Gebet des 21. Jahrhunderts
Es gibt ein Gebet (manche kennen es), das ist schon alt,
aber es könnte zum Gebet des 21. Jahrhunderts werden.
Es redet den Schöpfer des Universums und allen Lebens an wie einen Vertrauten:
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Unser Vater im Himmel
Da heißt es ausdrücklich nicht „mein“, sondern „unser“ Vater.
Er ist Vater der ganzen Menschheitsfamilie
und wir sind alle „Verwandte“,
nicht nur biologisch, sondern auch spirituell.
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„Vater unser im Himmel“,
wer so betet, widerstrebt allen egoistischen Wertungen
der Machthungrigen und Gewalttätigen:
Ich bin es! Wir sind es!
Uns (den Besten, Edelsten, Auserwählten) steht die Weltherrschaft zu!
Wir werden die Zukunft gestalten
und euch, wenn ihr euch nicht widersetzt, werden wir euren Platz darin zuweisen,
wo ihr uns dienen sollt.
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Wer aber „Vater unser im Himmel“ betet, sagt:
„Wir sind alle Kinder des selben Vaters, wir sind alle gleich an Wert und Würde.“
Welch eine Absage an die Machtgier der Mächtigen!
Welch eine Zurückweisung ihrer Selbstverherrlichung!
– Aber es kommt noch schlimmer für sie!:
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geheiligt werde dein Name.
Geheiligt, geachtet und hochverehrt kann doch nur mein Name sein.
Ich bin der Höchste!
Ich habe die Macht!
Mir jubeln die uniformierten Massen zu!
Wer sagt, „geheiligt werde dein Name“ und meint nicht meinen Namen,
ist ein Verräter, ein Feind alles Guten, ein Terrorist
und muss aus der Gemeinschaft der Menschheit ausgelöscht werden!
– Aber es kommt noch schlimmer!:
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Dein Reich komme,
Welches Reich sollte denn kommen, wenn nicht meines?
Mein Reich ist schon da!
Es ist Gegenwart und Zukunft für alle Völker der Erde!
Ein „Tausendjähriges Reich“ unter meiner Herrschaft
(und derer, die meine Herrschaft nach meinen Vorgaben weiterführen werden).
Wer sagt: „Dein Reich komme“ und meint nicht mein Reich
der soll des Todes sein!
– Aber es kommt noch schlimmer!:
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dein Wille geschehe,
Was soll der Unsinn?
Mein Wille geschehe!
Und ihr seht doch: Mein Wille geschieht!
Wenn ich etwas befehle, gilt nur bedingungsloser Gehorsam!
Wehe denen, die einem anderen Willen gehorchen als meinem!
– Aber es kommt noch schlimmer!:
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wie im Himmel, so auf Erden.
Ja, soll doch der alte Gott im Himmel regieren wie er mag!
Dort im Luftschloss der Dürftigen, im Traumland der Bedürftigen,
dort im Nirgendwo naiven Glaubens, da mag der sich austoben!
Aber hier auf der Erde regiere ICH! Und nur ICH!
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So sagen die Mächtigen
und doch geht seit zwei Jahrtausenden,
(in denen alle Machthaber verstorben sind
und alle ihre Reiche vergangen)
dieses Gebet um die Welt:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme
dein Wille geschehe
wie im Himmel, so auf Erden.
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Freilich, wie sollen, wie können wir Machtlosen
im Herrschaftsbereich der Mächtigen so beten
angesichts ihrer Übermacht, Bosheit und Gewalt?
Indem wir so weiterbeten:
Unser tägliches Brot gib uns heute
(auch in Verfolgung, Not und Krieg)
und vergib uns unsere Schuld,
(ja, bitte, nicht nur die Schuld der anderen; auch unsere eigene)
wie wir vergeben unseren Schuldigern
(denn das ist das Maß für die Vergebung unserer Schuld)
und führe uns nicht in Versuchung,
(auch nicht in die Versuchung, selbst maßlos nach Macht, Ruhm und Reichtum zu streben)
sondern erlöse uns von dem Bösen
(von dem Bösen um uns und in uns.)
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit
Amen.
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